Das Kind der Stürme
er trocken fest.
Darragh zog die Hand zurück. »Es mag lächerlich sein, wenn einer vom fahrenden Volk sich mit Kriegern und adligen Herrschaften und Sehern abgibt. Aber ich muss tun, was ich tun muss. Wenn dieser Weg mich hierher bringt, dann muss ich eben hier sein.«
Finbar nickte. Dann lächelte er ganz eindeutig. »Solange du deinen eigenen Weg begreifst! Es ist ein sehr schwieriger Weg voll seltsamer Gefahren, und die Belohnungen sind nur gering.«
»Das wird mich nicht aufhalten«, sagte Darragh.
Finbar wandte sich mir zu. »Nun leb wohl, Fainne.«
»Leb wohl und … danke.«
»Vielleicht sollte ich dir danken. Es war ein Weckruf. So etwas hätte ich nicht erwartet.« Mit diesen Worten drehte sich Finbar um, kehrte in den Tunnel zurück und war bald nicht mehr zu sehen.
»Wir sollten lieber gehen«, erklärte Darragh plötzlich unruhig. »Hast du deinen Umhang? Der Wind ist ziemlich kalt.«
»Stell dich nicht so an!«, fauchte ich, als die Ruhe und Sicherheit der Überlieferung wieder verblassten und die vertrauten Ängste zurückkehrten. Ein langer Weg draußen im Freien, und noch immer trug ich das Amulett. Ich berührte es, um herauszufinden, ob es wärmer geworden war, konnte aber nichts feststellen. Dennoch, wir würden so schnell wie möglich gehen müssen.
»Wer zuerst an diesen Büschen ist«, sagte Darragh unerwartet. »Eine gute Möglichkeit, um uns aufzuwärmen. Fertig? Auf die Plätze, fertig, los!«
Alte Gewohnheiten sind schwer abzulegen. Ich rannte hinkend über den schmalen Weg, obwohl ich doch wusste, dass ich nie schneller sein könnte als er. Ich strengte mich so gewaltig an wie möglich, was nach einer schlaflosen Nacht nicht einfach war. Und ich hatte noch nicht einmal gefrühstückt. Ich hörte seine leisen Schritte hinter mir.
Wir erreichten die Felsen gleichzeitig, gleichzeitig streckten wir die Finger aus, um sie zu berühren. So hatten alle Wettläufe unserer Kindheit geendet. Ich war vollkommen außer Atem, er schien sich nicht angestrengt zu haben. Er wartete, während ich wieder zu Atem kam. Der Wind peitschte sein dunkles Haar aus seinem Gesicht, das goldene Licht der Morgensonne breitete einen warmen Schimmer über die glatte Haut seiner Wangen und seiner Stirn.
»Ich habe mir Sorgen gemacht«, erklärte er. »Du bist einfach davongelaufen.«
»Was hätte ich denn tun sollen? Dort bleiben und zuhören, wie sie mich anklagen, etwas getan zu haben, was ich nicht getan habe? Sie behaupten, ich hätte Coll krank gemacht. Das stimmt nicht. Und nun wollen sie mich wegschicken.«
»Kannst du wieder gehen? Gut. Dann weiter.«
»Darragh?«, flüsterte ich.
»Was ist?«
»Coll. Ist er …«
Seine Miene war ernst. »Sie haben nicht viel gesagt. Ich weiß, dass er immer noch lebt. Wir werden mehr erfahren, wenn wir zurückkommen.«
Ich schwieg. Meine Gedanken waren voller Schatten.
»Ich habe es ihnen gesagt«, erklärte Darragh. »Ich habe es ihnen gesagt, dass du es nicht getan hast.«
»Du hast was?«
»Sie haben sich Gedanken gemacht, als du davongelaufen bist. Johnny kam zu mir und fragte mich, ob ich wüsste, wo du hingegangen sein könntest. Ich verlangte eine Erklärung, und er gab sie mir. Dann bin ich zum Hauptmann und zu deiner Tante gegangen und habe ihnen gesagt, dass du so etwas nie tun würdest.«
Ich wagte einen Seitenblick. »Wieso solltest ausgerechnet du so etwas sagen? Du weißt besser als jeder andere, wozu ich fähig bin. Du bist der Einzige, dem ich es je erzählt habe. Wegen mir sind Menschen gestorben. Warum solltest du mich verteidigen? Du konntest es nicht wissen.«
»Ich wusste es«, sagte Darragh sehr bestimmt und reichte mir die Hand, um mir über eine niedrige Steinmauer zu helfen. »Du hast es doch nicht getan, oder?«
»Selbstverständlich nicht.«
»Nun, dann ist doch alles in Ordnung.«
»Aber warum hast du es ihnen gesagt, selbst wenn es der Wahrheit entspricht? Wenn sie mich nach Hause schicken, ist es doch genau das, was du willst.«
Er schwieg einen Augenblick. »Hör auf damit, Löckchen«, sagte er ein wenig heiser. »Hör auf, dich mit mir zu streiten. Du glaubst vielleicht, dass es nicht wehtut, aber es tut weh, und ich denke nicht, dass ich es noch länger ertragen kann. Ich weiß, du willst mich hier nicht haben. Ich weiß, dass du wütend bist, weil ich gekommen bin. Aber wir sind immer noch Freunde, oder? Du solltest mir nicht solche Fragen stellen müssen. Ganz gleich, was ich will, ich würde nicht zulassen, dass
Weitere Kostenlose Bücher