Das Kind der Stürme
fest zusammen, damit mir keine weiteren dummen Worte entschlüpften. Seine Berührung war so liebevoll, dass ich befürchtete, nachzugeben und etwas noch Dümmeres zu tun, ihn vielleicht zu umarmen und fest an mich zu drücken, damit er bei mir blieb. Was war nur in mich gefahren, dass ich plötzlich so schwach war? Ich blinzelte und tat einen Schritt zurück.
»Wir sollten gehen«, sagte ich mit beklagenswert geringer Selbstbeherrschung. Meine Stimme zitterte wie eine Birke im Herbst. »Ich hätte das nicht sagen dürfen. Bitte vergiss, dass ich es gesagt habe.« Ich ging weiter, den Umhang fest um mich geschlungen. Und Darragh blieb wortlos an meiner Seite und hielt Schritt mit mir.
»Vielleicht willst du es nicht versprechen«, sagte er nach einer Weile, »aber ich werde es tun. Ich verspreche, dass ich dich nie allein lassen werde. Nicht, wenn du mich in deiner Nähe haben willst. Nur dieses eine Mal, bei diesem einen Feldzug, weil ich mein Wort gegeben habe – danach wird es anders sein. Das schwöre ich, Fainne. Du brauchst keine Angst um mich zu haben; ich werde da sein, wenn du mich brauchst. Immer.«
War es Zufall, dass sich eine Wolke über die Morgensonne schob, als er dieses Wort aussprach? War es Zufall, dass ein großer, dunkler Vogel über uns hinwegflog und laut krächzte, als wir nun vollkommen schweigend zur Siedlung hinübergingen?
Es war sehr früh, aber die Leute waren schon wach. Rauch stieg von dem Kochfeuer auf, und es roch nach gebratenem Fisch und frisch gebackenem Haferbrot. Männer trugen Ausrüstung in die Bucht hinunter, entschlossen und schweigend. An der Außenmauer saß Johnny auf den Steinen und wetzte ein Messer, und neben ihm hockte ein großer Rabe. Das Geschöpf drehte den Kopf zur Seite und richtete sein kleines Auge auf mich.
»Fiacha!«, rief ich. Mein Herz klopfte laut. »Ist mein Vater hier?«, fragte ich, hin und her gerissen zwischen Angst und unmöglicher Hoffnung.
»Nur der Vogel«, sagte Johnny und steckte das Messer wieder ein. »Mutter sagte, der Vogel würde dir wahrscheinlich so vertraut sein, wie er es einmal mir gewesen ist. Es ist zu lange her, als dass ich mich erinnern könnte. Ich war noch sehr klein. Der Vogel ist aus einem bestimmten Grund hier, er folgt mir überall hin. Vielleicht hat er dir eine Botschaft gebracht.«
»Das ist unwahrscheinlich. Ich habe nie eine Möglichkeit gefunden, mit diesem Raben zu sprechen, und ich glaube, ich will das auch nicht. Fiacha hat einen spitzen Schnabel. Ich weiß das nur zu gut.«
Ich bewegte die Hand instinktiv zu der Narbe an meiner Schulter unter meinem Kleid, wo der Vogel mich vor langer Zeit gepickt hatte. Es hatte wehgetan, und seitdem hatte ich ihn nicht leiden können. »Wie geht es Coll?«, zwang ich mich zu fragen.
»Besser«, sagte Johnny lässig. »Er hat Haferbrei gegessen und ist schlecht gelaunt, weil Mutter sagt, er müsse noch im Bett bleiben.«
Ich hätte vieles sagen können, während eine große Woge der Erleichterung über mich hinwegschwappte, aber ich schwieg. Wozu sollte das gut sein?
Darragh war weniger vorsichtig. »Jetzt schuldet ihr Fainne wohl eine Entschuldigung.« Er sah Johnny direkt an, den Mund grimmig zugekniffen, die Augen schmal; so eine Miene hatte ich bei ihm noch nie gesehen.
»Schon gut, Darragh«, sagte ich und legte die Hand auf seinen Arm. »Es war unter den Umständen ein verständlicher Fehler.«
»Nein, es ist einfach nicht richtig«, erwiderte er. »Du warst verzweifelt und verängstigt. Deine Tante sollte sich entschuldigen, wenn Johnny es schon nicht tut.«
»Leider«, sagte Johnny leise, »beweist das überhaupt nichts. Fainne kann diese Zauber ebenso gut rückgängig machen, wie sie sie heraufbeschwören kann. Ich habe selbst Erfahrung damit, mein Freund. Aber wenn wir schon darüber reden, sag mir, warum du sie unbedingt allein abholen wolltest, statt Godric mitzunehmen? Weißt du nicht, was ein Befehl ist?«
Darragh lief rot an. Es gefiel mir nicht, ihn so zornig zu sehen. Früher war er nie zornig gewesen.
»Johnny«, sagte ich und trat zwischen die beiden, »ich habe seit dem Frühstück gestern nichts gegessen und die ganze Nacht nicht geschlafen. Es ist mir gleich, was ihr denkt; ich weiß, was wahr ist, und das weiß auch Darragh, und das muss genügen. Ich möchte Coll besuchen, und dann möchte ich mich ausruhen. Und Darragh hat zweifellos zu tun. Können wir bitte damit aufhören?«
Johnny grinste und warf Darragh einen Blick zu. »War sie
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