Das Kind des Schattens
Der zweite war ein jüngerer hochgewachsener, blonder Mann, auf dessen Gesicht grüne Tätowierungen erkennbar waren.
Der dritte war ein Zwerg, und es war Brock von Banir Tal. Brock, den Dave zum letzten Mal in Gwen Ystrat getroffen hatte, als er sich anschickte, zusammen mit Kim nach Osten in die Berge zu reiten.
»Das möchte ich sehen«, rief Levon schnell. Er legte sofort los, um den drei Neuankömmlingen zu folgen, Dave war bereits neben ihm und Mabon und Torc hielten mit ihnen Schritt.
Wegen des hohen Ranges von Levon und dem Herzog gelangten sie rasch durch die Menge zu den Königen. Dave war einen halben Kopf größer als alle anderen, er stellte sich hinter Torc auf und beobachtete, wie die drei Neuankömmlinge vor dem Großkönig niederknieten.
»Sei willkommen, Brock«, begrüßte ihn Aileron mit echter Wärme. »Hell leuchte die Stunde deiner Rückkehr. Willst du mir die Namen deiner Gefährten nennen und mir mitteilen, welche Botschaften du für mich hast?«
Brock erhob sich, und trotz all seiner Müdigkeit war seine Stimme klar.
»Ich grüße dich, Großkönig«, erwiderte der Zwerg. »Ich möchte wünschen, dass du deinen Willkommensgruß auch auf diese beiden Männer ausdehnst, die mit mir zwei Nächte und fast zwei Tage lang ohne Unterbrechung hierher geritten sind, um in deinen Reihen zu dienen. Neben mir steht Faebur von Larak in Eridu, und hinter ihm ist einer, der sich Dalreidan nennt, und ich kann dir mitteilen, dass er mein Leben und das der Seherin von Brennin gerettet hat, und dass wir ohne ihn mit Sicherheit gestorben wären.«
Dave zuckte mit den Augenlidern, als er den Namen des Dalrei hörte. Er fing einen Blick von Levon auf, der seinerseits flüsterte: »Des Reiters Sohn? Ein Ausgestoßener. Ich frage mich, wer es ist.«
»Ich heiße euch beide willkommen«, wandte sich Aileron auch an sie und fuhr dann mit festerer Stimme fort: »Welche Nachrichten gibt es aus dem Land der Berge?«
»Traurige Nachrichten, Herr«, vermeldete Brock. »Ein weiteres Ereignis von Kummer und Gram, das von den Zwergen ausging. Drei Tage lang ist in Eridu ein Todesregen gefallen. Er wurde von Cader Sedat aus durch den Zauberkessel erzeugt … bitter ist es für meine Zunge, es zu sagen … ich glaube nicht, dass in jenem Land irgendeine Frau oder ein Mann am Leben geblieben ist.«
Die Stille, die nun folgte, war eine jenseits aller Worte angesichts dieser Zerstörung. Faebur stand aufrecht wie ein Speer, sein Gesicht glich einer steinernen Maske.
»Fällt dieser Regen noch immer?« fragte Ra-Tenniel sehr leise.
Brock schüttelte den Kopf. »Ich dachte, du weißt es. Habt ihr keine Nachrichten von ihnen? Der Regen hat vor zwei Tagen aufgehört. Die Seherin hat uns mitgeteilt, dass der Kessel in Cader Sedat zerschmettert worden ist.«
Nach diesem Schmerz, nach diesem Gram strahlte nun unerwartete Hoffnung auf. Es erhob sich ein plötzliches Murmeln, das durch alle Reihen des Heeres wogte.
»Der Weber sei gepriesen«, rief Aileron aus und fragte dann: »Und was ist mit der Seherin, Brock?«
Brock antwortete: »Es ging ihr gut, aber ich weiß nicht, wo sie jetzt ist. Wir wurden von den beiden Männern, die hier bei mir stehen, nach Kath Meigol geführt. Dort hat sie mit Hilfe von Tabor dan Ivor und seiner geflügelten Freundin die Paraiko befreit, und vor zwei Nächten haben sie sie nach Westen getragen. Wohin weiß ich nicht.«
Dave blickte auf Ivor.
Der Aven erkundigte sich: »Was hat er dort zu suchen? Ich habe ihm befohlen, das Lager in unserem Rücken zu bewachen.«
»Das tat er auch.« Der Mann, der sich Dalreidan nannte, sprach nun zum ersten Mal: »Er hat das Lager bewacht und ging auch wieder zurück, um es weiter zu tun. Er wurde von der Seherin gerufen. Ivor … Aven: Sie wusste den Namen seines Flügelwesens, und er hatte keine Wahl. Sie auch nicht … Nur mit uns Dreien hatte sie nicht tun können, was sie tun musste. Du solltest nicht zornig auf ihn sein. Ich glaube, dass er genug leidet.«
Levons Gesicht war weiß geworden. Ivor öffnete seinen Mund und schloss ihn dann wieder.
»Was befürchtest du, Aven von der Ebene?« fragte Ra-Tenniel.
Wieder zögerte Ivor. Dann sagte er in einer Weise, als ob er den Gedanken aus dem tiefsten Brunnen seines Herzens hervorhole: »Jedes Mal, wenn er fliegt, geht er weiter weg. Ich fürchte, dass er bald sein wird wie … wie Owein und die Wilde Jagd. Etwas, was dem Rauch und dem Tod gleicht, was von der Welt der Menschen vollkommen
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