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Das Kind des Schattens

Titel: Das Kind des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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Hand ein wenig vor den anderen her, und auch Aileron löste sich von dem Heer, das er anführte.
    Paul sah, wie Ivor alles beobachtete, ferner ein Lios Alfar, der Ra-Tenniel sein musste, auch Matt war da, und Loren ritt neben ihm. Kim lächelte ihm zu, und neben ihr stand Dave mit einem unbeholfenen Grinsen auf seinem Gesicht. So waren sie also alle am Rande von Andarien hier zusammengekommen, um den Anfang des Endes zu erleben. Sie alle, oder doch nicht alle. Einer fehlte. Einer würde immer fehlen.
    Diarmuid verbeugte sich förmlich vor dem Großkönig. »Wo seid Ihr so lange geblieben?« fragte er strahlend.
    Aileron lächelte nicht. »Es war nicht so einfach, die Wagen durch den Wald zu manövrieren.«
    »Ach so«, sagte Diarmuid und nickte ernst.
    Aileron, dessen Augen wie immer nichts von dem verrieten, was in ihm vorging, blickte eingehend an seinem Bruder auf und nieder und bemerkte dann völlig ausdruckslos: »Deine Stiefel müssten dringend repariert werden.«
    Jetzt lachte Kim, und bald schlossen alle sich ihr an. In der Lösung der allgemeinen Spannung fluchte Diarmuid ausgiebig, plötzlich hatte er Farbe im Gesicht.
    Nun lächelte Aileron schließlich: »Loren und Matt haben uns berichtet, was du auf der Insel und auf dem Meer vollbracht hast. Ich habe Amairgens Besatzung getroffen. Du weißt selbst, wie strahlend diese Reise gewoben war, auch wenn ich es nicht extra betone.«
    »Und trotzdem könntest du das tun«, murmelte Diarmuid.
    Aileron überhörte es. »Es ist unter euch ein Mann, den ich gerne begrüßen möchte.« Sie sahen zu, als Lancelot ein klein wenig hinkend nach vorne schritt. Dave Martyniuk erinnerte sich in diesem Augenblick an eine Wolfsjagd im Leinanwald, wo der Großkönig die letzten sieben Wölfe selbst erschlagen hatte. Und Arthur Pendragon hatte mit seltsam veränderter Stimme gesagt: »Ich kenne nur einen Mann, der das vermocht hätte, was du eben vollbracht hast.«
    Nun war dieser Mann zugegen und kniete vor Aileron. Und der Großkönig hieß ihn aufstehen und legte vorsichtig … wegen Lancelots Wunden … seinen Arm um seine Schulter, was er bei seinem Bruder nicht getan hatte. Diarmuid stand ein wenig dahinter, auf seinem Gesicht schimmerte ein leises Lächeln, und er hielt die Prinzessin von Cathal an der Hand.
    »Mein Herr, Großkönig«, sprach Mabon von Rhoden nun Aileron an und löste sich aus den Reihen des Heeres, »das Tageslicht schwindet, und wir sind lange bis zu diesem Ort geritten. Willst du hier das Lager aufschlagen? Soll ich den Befehl dazu geben?«
    »Das würde ich nicht raten«, warf Ra-Tenniel von Daniloth schnell ein und beendete sein Gespräch mit Brendel.
    Aileron schüttelte bereits den Kopf. »Nicht hier«, entschied er. »Nicht in so großer Nähe des Schattenlandes. Wenn das Heer der Finsternis heute Nacht vorrücken würde, hätten wir das schlechtest mögliche Schlachtfeld. Hinter uns der Fluss und keine Rückzugsmöglichkeit, es sei denn in den Nebel, der dahinterliegt. Nein, wir werden weiterreiten. Bis zum Einbruch der Dunkelheit sind es noch einige Stunden.«
    Mabon nickte zustimmend und zog sich zurück, um die Hauptleute des Heeres zu unterrichten. Paul bemerkte, dass Ivor den Dalrei bereits befohlen hatte, wieder aufzusitzen, und nur auf das Signal wartete, um loszureiten.
    Diarmuid hustete laut. »Darf ich so kühn sein«, meldete er sich wehleidig zu Wort, als sich sein Bruder zu ihm umdrehte, »und dich endlich darum bitten, mir und meiner Gesellschaft einige Pferde zu leihen? Oder hättest du lieber, dass ich in eurem Kielwasser hinterher trudle?«
    »Damit findest du mehr Anklang, als du glaubst«, entgegnete Aileron und lachte zum ersten Mal. Er wandte sich um, in der Absicht, sich zum Heer zurückzubegeben, doch fügte er wie nebenbei hinzu: »Wir haben dir dein eigenes Pferd mitgebracht, Diar. Ich habe immer angenommen, dass du es schaffen würdest, rechtzeitig zurückzukommen.«
    Sie saßen auf. Als sie den Fluss hinter sich ließen und den steinigen Boden von Andarien betraten, trieb in ihrem Rücken ein Boot die Strömung des Celynflusses hinab. In diesem Gefährt lauschte Leyse vom Schwanensiegel den Klängen ihres Liedes, sie folgte der untergehenden Sonne über die Weite des Meeres, die Wellen trugen sie immer weiter nach Westen.
     
    Kim blickte zu Dave hinüber, damit er sie ermutigen sollte. Eigentlich hatte sie kein Recht auf irgendeine Art der Unterstützung, aber der wuchtige Mann warf ihr einen unerwartet klugen Blick

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