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Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Titel: Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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Villa, Aktien, Ferienwohnung und Barvermögen anzueignen. Warum sie damit ausgerechnet bei Marie-Luise gelandet war, würde mir ein Rätsel bleiben. Sie war alles andere als eine gewiefte Prozessanwältin mit praktischen Kenntnissen im Erbrecht. Bisher hatte sie sich einigermaßen mit Feld-, Wald- und Wiesenfällen über Wasser gehalten.
    Aber erstaunlicherweise hatte sie gut und gründlich gearbeitet. Die Schriftsätze waren präzise und, sofern das bei ihr möglich war, zurückhaltend im persönlichen Ausdruck. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass ihr jemand geholfen hatte.
    »Wenn du vorhast, sie als Erbin durchzusetzen, gibt es den Pflichtteil. Mehr nicht.«
    »Zu wenig.« Marie-Luise zeigte eine eisige Miene, die sie sich wohl aus einer der Gerichts-Soaps im Fernsehen abgeguckt hatte. »Villa, Ferienhaus, eins Komma zwei Millionen in Aktien und fünfhunderttausend in bar.«
    Das Essen wurde gebracht, und ich widmete mich ein paar Minuten lang den ausgezeichneten Spaghetti Vongole. Für eine Anwältin der Entrechteten war Marie-Luise ganz schön gierig. Ich bot das Ferienhaus.
    »Villa, Aktien und die fünfhunderttausend dazu.« Sie musterte mich kalt.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was du unter Verhandlungen verstehst. Ich biete etwas, du bietest etwas. Und so kommen beide gut aus der Sache heraus.«

    »Irrtum. Meine Mandantin ist im Recht, deine im Unrecht. So sieht’s aus. Wir kriegen alles.«
    Ich blickte noch einmal in meine Akten, schüttelte sorgenvoll den Kopf und klappte dann den Deckel zu. »Nicht, wenn es um Erpressung geht.«
    Ich reichte ihr ein Blatt. Die Witwe war nicht dumm. Sie konnte Bankauszüge lesen und hatte mir einige Kopien gemacht. »Die Aufstellung der Summen, die im Laufe der letzten zwanzig Jahre bereits gezahlt wurden.«
    Marie-Luise überflog die Zahlen und gab sie mir zurück. »Und? Ein Vorschuss, okay. Das hat nichts zu sagen.«
    Ich wartete eine Sekunde, aber Marie-Luise machte keine Anstalten, das Papier zu ihren Unterlagen zu nehmen. Ich steckte es wieder zurück. »Für mich sieht es eher so aus, als habe sie den alten Herrn bis aufs Hemd ausgenommen. Du gehst mit dem Pflichtteil raus. Mehr nicht.«
    Sie packte sichtbar erbost die Unterlagen in ihren Aktenkoffer.
    Ich schob den Teller zur Seite. »Wollen wir nicht endlich mal vernünftig miteinander reden?«
    Sie sah aus dem Fenster, dann drehte sie sich zu mir. »Weißt du, was mich am meisten ankotzt? Dass ich tatsächlich mal an dich geglaubt habe.«
    »Marie-Luise, das hier ist ein Fall. Und keine Petition an den Obersten Gerichtshof für Menschenrechte.«
    Sie wollte aufstehen, doch dann fiel ihr offenbar etwas ein. Sie öffnete wieder ihren Aktenkoffer und holte ein Fax heraus. Mit einem Blick erkannte ich, dass es das russische Papier war. Mist, damit hatte ich nicht gerechnet.
    »Ich weiß nicht, ob du das hier noch brauchst.«
    »Nein«, sagte ich vielleicht etwas zu schnell. »Die Sache hat sich erledigt.«
    Ich wollte nach dem Fax greifen, doch sie zog es weg. »Na wunderbar, dann kann ich es ja behalten.«

    »Nein«, sagte ich. »Gib es mir bitte.«
    Sie reichte es mir. Ich zerriss es in kleine Fetzen und warf sie in den Aschenbecher. »Es ist zwar völlig unwichtig«, sagte ich, während es verbrannte, »aber was stand denn drin?«
    »Ach, nichts«, antwortete sie. »Nur dass die Familie deiner Freundin etwas bestätigen soll. Aber wenn du sagst, dass es sich erledigt hat …«
    »Was bestätigen?«
    Sie lächelte mich an. »Kalter Kaffee. Schnee von gestern.« Sie nahm ihren Koffer. »Und wenn es so unwichtig ist, hast du sicher auch kein Problem damit, dass du gerade nur eine Kopie zerrissen hast. Das Originalfax bewahre ich auf. Für den Fall, dass du vorhast, mich über den Tisch zu ziehen. Ich finde dieses Schreiben nämlich im Gegensatz zu dir hochinteressant.«
    Ich sah ihr hinterher, wie sie zu ihrem Wagen stöckelte und davonbrauste.
    Marie-Luise hatte sich mehr verändert, als ich es für möglich gehalten hatte. Sie hatte mich dazu gebracht, einen großen Fehler zu machen. Ich war erpressbar, und ich wusste noch nicht einmal, womit.
     
    Irgendwann musste ich Utz die Sache mit dem Fax beichten. Am Ende einer kurzen Arbeitsbesprechung erschien mir die Gelegenheit günstig. Doch er hatte anderes vor. Ehe der richtige Moment für mich gekommen war, sagte er: »Es wird Zeit«, und trat an seinen Safe.
    Der Safe lag hinter einem speziell für diesen Zweck angefertigten Gemälde. Ein

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