Das kleine Haus am Meer (Romantischer Lady-Krimi)(German Edition)
auch nicht mehr ertragen.
»Darf ich dich wiedersehen?« fragte er, als er Silvia vor ihrem Häuschen absetzte. »Ich verspreche dir auch, ich werde mich anständig benehmen.«
»Vorläufig habe ich keine Sehnsucht nach deiner Gesellschaft.« Silvia stieg aus. Sie fühlte sich wie gerädert und wollte nur noch weg von dem Mann, dennoch war in ihr solch eine unbändige Freude, als würde. sie nach hundert Jahren Abwesenheit endlich wieder nach Hause kommen. Dabei waren es nur ein paar Stunden gewesen.
***
Zwei Tage lang verkroch sich Graf Andreas in seinem Arbeitszimmer und war kaum ansprechbar. Beinahe ständig hatte er das Bild vor Augen, wie dieser Willert Silvia, seine Silvia, im Arm gehalten hatte. Sogar dem Personal fiel auf, dass mit dem Grafen etwas nicht in Ordnung war. Besonders Karl, der alte Pferdeknecht, machte sich so seine Gedanken. Er war in den letzten Tagen nicht untätig gewesen, denn im Ort wurde so manches gemunkelt.
So hatte der alte Mann die Augen offen gehalten un d die Ohren gespitzt, und es gab einiges, das er in Erfahrung hatte bringen können. Besonders auf Sigmund Willert schienen es die Leute abgesehen zu haben. Niemand mochte den Mann, und alle beobachteten ihn mit Argusaugen, zumal er bis jetzt trotz wiederholter Bitten des Wirtes noch keine Abschlagszahlung für sein Zimmer gemacht hatte. Immerhin wohnte er schon fast zwei Monate in dem Gasthof. Der Wirt, von Natur aus ein gutmütiger Mensch, wartete und wartete, denn der Gast hatte versprochen, dass das Geld, das er geschickt bekommen sollte, in den nächsten Tagen eintreffen würde. Dafür hatte er jedoch seine teure Armbanduhr, eine anscheinend echte Breitling, als Pfand hinterlegt.
Karl marschierte, die Hände in den Hosentaschen vergraben und ganz in Gedanken versunken, Richtung Stall. Er merkte gar nicht, dass er direkt auf Graf Andreas zusteuerte, der ebenfalls den Kopf gesenkt hielt.
Erst als sich die beiden Männer direkt gegenüber standen, schauten sie auf.
»Entschuldigen Sie, Herr Graf«, stotterte der Pferdeknecht erschrocken.. »Ich wollte zu Flicka und sie für Sie satteln.«
Ein gleichgültiges Lächeln huschte über das Gesicht des jungen Mannes. »Ich glaube nicht, dass ich heute ausreiten werde, Karl. Schicken Sie Felix und sagen Sie ihm, er soll die Stute nicht so treiben. Sie muss gut behandelt werden, denn Flicka ist eine der letzten Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts, denen man noch vertrauen kann.«
Die Stimme des Grafen klang so enttäuscht und traurig, dass der alte Karl erschrocken aufhorchte. Dann war also doch etwas dran an dem Gerücht, dass sich diese Silvia Rosen mit Sigmund Willert abgab. Hatte das Mädchen denn keinen Verstand in dem hübschen Kopf?
Der Pferdeknecht konnte nur verwundert den Kopf schütteln. Er hatte wohl bemerkt, dass sich sein Herr für das Mädchen interessierte. So fröhlich und aufgeschlossen hatte er den Grafen noch nie zuvor erlebt. Und jetzt war mit einem Schlag wieder alles zerstört, nur weil sich so ein junges Ding nicht mit einem Mann begnügen konnte.
»Sie gefallen mir gar nicht, Herr Graf«, murmelte Karl nachdenklich und wiegte seinen Kopf hin und her. Er durfte sich solche Worte erlauben, denn schon oft hatte ihm Graf Andreas von seinen Sorgen und Problemen erzählt. Er war sein Vertrauter geworden nach dem Tod des Vaters.
»Ich mir auch nicht, Karl, ich mir auch nicht. Doch manchmal kann man eben nichts tun, da sind einem die Hände gebunden.« Langsam gingen die beiden Männer über den Hof., Karl öffnete die Stalltür und sie traten ein.
Vier edle Pferde standen in ihren Boxen und drehten die Köpfe, als sie von der Tür her Geräusche vernahmen. Flicka, das schönste der Tiere, wieherte freudig, als es Graf Andreas erkannte.
»Heute nicht, mein Mädc hen.« Liebevoll tätschelte Andreas den Hals der Stute, die seine Worte zu verstehen schien. Vorsichtig fuhren ihre weichen Lippen über seine Hand, und die braunen Augen schauten forschend den Mann an.
»Diese F rau hat Sie enttäuscht, habe ich recht?« Der Scharfsinn des alten Pferdeknechts war manchmal erschreckend.
Graf Andreas zuckte die Schultern. »So kann man das nicht gerade sagen«, gab er dann zu. »Ich habe mir vielleicht zuviel erhofft. Sie ist sicher noch zu jung für eine feste Bindung.«
»Da haben wir den Salat«, murmelte der Alte und nickte vor sich hin. »Sie haben sich verliebt, und das junge Ding will nichts von Ihnen wissen. Ich frage mich nur, wo die ihre
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