Das kleine Haus am Meer (Romantischer Lady-Krimi)(German Edition)
Deshalb folgte Silvia Rosen in der Erbfolge «
»Dieser Rechtsanwalt scheint mir die Schlüsselfigur zu sein. Ich werde ihn anrufen. Vielleicht sagt er mir Näheres. Immerhin geht es um Silvia. Wenn das kein Grund ist, sein Geheimnis preiszugeben, dann weiß ich nicht.«
Der Knecht zuckte die Schultern. »Vielleicht rückt er mit der Sprache heraus. Ich werde mir jetzt jedenfalls erst einmal eine Tablette nehmen. Ich kann schon fast nicht mehr gerade stehen.«
Leicht vornüber gebeugt machte sich der Pferdeknecht auf den Weg zum Haus. Viele Gedanken geisterten in seinem Kopf herum. Er hatte wohl bemerkt, dass das Interesse des Grafen geweckt war. Doch an die Version glauben, das konnte er bestimmt nicht. Dabei war sich der Mann ganz sicher, dass es der Wahrheit entsprach, was die Leute redeten.
Wenig später ging auch Graf Andreas ins Haus. Es waren nur wenige Schritte, doch der Mann war pitschnass, als er endlich die geräumige Halle betrat, von der aus die Treppe ins Obergeschoß führte. Mit raschen Schritten ging er zu dem kleinen Tischchen, das links vom offenen Kamin stand. Er griff nach dem Telefonbuch, suchte die Nummer des Anwalts heraus und nahm den Hörer ab, ohne sich darum zu kümmern, dass seine Kleidung nass und schwer an seinem Körper klebte.
»Hallo, Dr. Paulsen? Hier ist Graf Gerlach«, sagt er hastig. »Könnte ich kurz bei Ihnen vorbeikommen? - Ja? Jetzt sofort? Es ist sehr dringend, müssen Sie wissen.« Seine Stimme klang heiser. »Es geht um Silvia Rosen.«
Atemlos wartete er auf die Antwort. Dann legte er den Hörer auf die Gab el zurück. Sein Blick verlor sich in der Ferne. Müde fuhr sich der junge Graf durch das dichte dunkle Haar. Angst griff nach seinem Herzen. Sollte Karl wirklich recht behalten, dann schwebte Silvia tatsächlich in Gefahr.
Eilig stürmte der Graf die Treppen hinauf, um sich umzuziehen. Er wusste, dass er jetzt handeln musste.
***
An dies em Nachmittag hatte Silvia ganz bestimmt nicht mehr mit einem Besuch gerechnet. Sie hatte es sich auf einem Liegestuhl gemütlich gemacht und schmökerte in einem Buch. Dabei wanderten ihre Gedanken immer wieder zu Graf Andreas, der bis jetzt noch nicht angerufen hatte, obwohl es so ausgemacht war.
Irgend etwas musste in der Zwischenzeit geschehen sein, das sein Interesse an ihr innerhalb von zwei Tagen merklich abgekühlt hatte. Doch was es war, konnte sich die junge Frau nicht vorstellen. Ihn jedoch selbst anzurufen, dazu war Silvia zu stolz.
Seufzend legte sie ihr Buch auf den Rasen und verschränkte die Arme über dem Kopf. Dann starrte sie zum Himmel hinauf und stellte fest, dass es heute bestimmt noch regnen würde.
»Hoffentlich störe ich nicht zu sehr.«
Erschrocken fuhr die junge Frau auf. Sie spürte, wie eine Gänsehaut über ihren Rücken und Arme lief. »Sigmund«, stellte sie enttäuscht fest, als sie sich etwas von ihrem Schrecken erholt hatte. »Mit dir hätte ich heute zuletzt gerechnet. «
»Sehr zu freuen scheinst du dich über meinen Besuch offensichtlich nicht. Eigentlich wollte ich heute auch gar nicht kommen, doch besondere Vorkommnisse haben meine ganzen Pläne über den Haufen geworfen.«
Silvia bemühte sich um ein verbindliches Lächeln. Sie erhob sich. »Möchtest du etwas trinken?« fragte sie.
»Nein, danke. Ich bin nicht gekommen, um mich von dir bewirten zu lassen.« Seine Stimme klang traurig und irgendwie resigniert.
Verwundert horchte Silvia auf. So betrübt kannte sie den Mann gar nicht. Plötzlich tat er ihr leid. Eigentlich mochte sie Sigmund doch ganz gern, wenngleich sie die Gefühle, die er ihr seinen Worten nach entgegenbrachte, nicht erwidern konnte.
»Willst du dich setzen? Sag, hast du Probleme?« fragte sie ihn mitleidig.
»Probleme?« Der Mann zuckte die Schultern, dann setzte er sich auf einen der zierlichen weißen Stühle, die um einen runden Tisch standen. Er dachte an Arnulf Hubers letzten Besuch, in dessen Verlauf ihm der Mann das Messer an die Kehle gesetzt hatte. Nur wenige Stunden hatte Sigmund Willert noch Gnadenfrist bekommen, die er nutzen musste. Jetzt konnte er nur noch gewinnen, wenn er alles auf eine Karte setzte.
»Bald bist du mich los «, sagte er ein wenig atemlos. »Mein Urlaub ist zu Ende.«
Silvia musste insgeheim lächeln. Seine Worte klangen so verbittert, als müsste er sein eigenes Todesurteil aussprechen.
»Damit war schließlich zu rechnen«, versuchte sie ihn zu trösten und setzte sich nun ebenfalls. »Auch wenn du selbständig
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