Das kleine Haus am Meer (Romantischer Lady-Krimi)(German Edition)
Augen hat.«
»Reden Sie nicht so respektlos von Silvia. Zugegeben, wir h aben uns recht gut verstanden, und ich habe sie auch ins Herz geschlossen. Doch an mich binden darf ich sie nicht, verstehen Sie das, Karl?«
»Nein«, gab der ältere Mann zu. In seinem Blick stand die Ratlosigkeit geschrieben, die er empfand. Er konnte solche Umstände nicht ertragen. Entweder man mochte sich oder man mochte sich nicht. Solche Umwege oder, besser gesagt, Irrwege waren ihm in der Seele zuwider.
Der Graf seufzte tief auf. »Ich verstehe es auch nicht. Und hätte ich Silv ia gestern nicht mit diesem… diesem Mann am Strand gesehen, dann hätte ich sie mit Sicherheit gefragt, ob…« Mit einer verächtlichen Handbewegung winkte er ab. »Ach, lassen wir das. Wer weiß, wofür das gut ist.«
» Felix braucht Flicka gar nicht mehr zu satteln.« Karl schob die Scheunentür auf. »Es hat angefangen zu regnen. Den ganzen Morgen spüre ich schon mein Rheuma. Da hilft auch die Ameisensäure nicht, mit der ich mich immer einreibe. Wenn das Wetter umschlägt, dann sind die verdammten Schmerzen auch wieder da.« Stöhnend rieb der Mann seinen Rücken und verzog schmerzlich das Gesicht. »Jetzt zieht es schon nach oben. Da wird mir nichts anderes übrig bleiben, als eine von den Tabletten zu nehmen, ehe ich wieder ganz steif bin.«
Der Graf trat neben den Knecht und schaute ebenfalls in den prasselnden Regen hinaus. »Das passt ausgezeichnet zu meiner Stimmung«, sagte er leise.
» Ja, der Himmel scheint für Sie zu weinen, Herr Graf«, entgegnete Karl bedächtig. »Ich kann Ihnen nur sagen, dass dieses Fräulein nicht glücklich wird mit dem Kerl. Der ist ein Schaumschläger, und eine reine Weste hat der ganz bestimmt auch nicht. Manche Leute im Ort kennen ihn sogar oder behaupten das zumindest.«
Graf Andreas horchte auf. »Wie meinst du das? Sprich nicht immer in Rätseln. Ich bin heute ganz bestimmt nicht dazu aufgelegt.«
»Wenn's recht ist, Herr Graf, dann will ich Ihnen sagen, was ich gehört habe. Vor über fünfundzwanzig Jahren zog Klara Rosen dort in das Haus. Damals lebte nur der alte Graf hier, Ihr Großvater. Sie war mit einem Mann namens Willert verheiratet. Den Vornamen habe ich leider nicht erfahren können.«
»Klara? Sie müssen sich irren, Karl. Klara Rosen war nie verheiratet. «
Doch Karl ließ sich nicht beirren. »Sie hatte einen Sohn, sein Vorname ist leider nicht bekannt. Nach der Scheidung von ihrem Mann nahm sie ihren Mädchennamen wieder an, und das Kind gab sie in ein Internat. Der Junge sollte etwas lernen und anständig erzogen werden. Sie selbst fühlte sich dazu nicht in der Lage. Dann, Jahre später, verschwand Klara Rosen von der Bildfläche. Erst dachten die Leute, sie hätte ihr Anwesen verkauft, doch das war ein Irrtum. Nach zwei Jahren war sie plötzlich wieder, da, genauso unbemerkt, wie sie zuvor verschwunden war. «
»Und was ist daran so geheimnisvoll?« fragte Graf Andreas interessiert.
»Ich weiß es nicht genau. Es wird jedoch gemunkelt, dass der Sohn, er muss damals so um die achtzehn Jahre alt gewesen sein, aus dem Internat ausgerissen ist. Er verlangte Geld von seiner Mutter, was sie ihm angeblich nicht geben wollte. Da hat er versucht, sie umzubringen. Klara Rosen erlitt einen Schock, und Dr. Paulsen, der Rechtsanwalt und damals schon ihr inniger Vertrauter, brachte sie in die Psychiatrie nach Hamburg, weil sie für kurze Zeit geistig verwirrt war.«
»Dr. Paulsen ... «‚ murmelte Andreas gedankenverloren. »Dann weiß der Rechtsanwalt also genau Bescheid. Und Sie glauben, dieser Sigmund Willert ist der Sohn von Klara Rosen? Ist das nicht ein bisschen weit hergeholt?«
Karl zuckte die Schultern. »Vielleicht - vielleicht auch nicht. Wenn er es ist, dann steckt Silvia Rosen jedenfalls ganz schön in der Klemme, denn ich glaube nicht, dass er es ihr gesagt hat. Vielleicht schwebt sie sogar in Gefahr. Immerhin wäre es sein Erbe gewesen, wenn es da die junge Frau nicht geben würde.«
»Wenn dieser Willert wirklich Klaras Sohn ist, weshalb hat sie ihm dann nicht das alles vermacht? Immerhin ist Silvia nur die Nichte, und wie ich bisher erfahren habe, hatten die beiden gar keinen Kontakt.«.
»Sicher hat sowohl für Klara Rosen als auch für den Rechtsanwalt der Mordversuch genügt, den der Sohn damals verübte. Dass er nicht gelang, war nur Dr. Paulsen zu verdanken, der unerwartet auftauchte. Später verfügte Klara in ihrem Testament, dass ihr leiblicher Sohn enterbt wurde.
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