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Das Kloster der Ketzer

Das Kloster der Ketzer

Titel: Das Kloster der Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M Schroeder
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von einem fehlerhaft geschmiedeten Armbrustpfeil getroffen worden. »Aber kehren die drei Dienstmänner denn nicht wieder in die Stadt zurück, wenn sie ihren Herrn da drüben auf dem anderen Flussufer abgesetzt haben?«
    Lauretia schüttelte den Kopf. »Leider nicht, sonst sähe die Sache günstiger für uns aus. Soviel ich gehört habe, besteht Tassilo darauf, dass seine Begleiter im Hof mit der Kutsche warten, bis er sein Schäferstündchen mit der hübschen Witwe beendet hat. Darüber sollen sich Jodok und seine beiden Kumpane gegenüber ihren Zechgenossen schon mehrfach bitterlich beklagt haben. Es geht ihnen mächtig gegen den Strich, dass er ihnen zumutet, stundenlang im Stallschuppen auszuharren, vor allem während der eisigen Wintermonate, weil es dann dort durch alle Ritzen zieht. Er erlaubt ihnen auch nicht, eine der nahe gelegenen Tavernen aufzusuchen, wohl weil er zu Recht befürchtet, dass sie sich betrinken und er dann Mühe hat, sie zu ihrer Arbeit anzutreiben. Denn wenn Jodok und seine beiden Freunde eine große Schwäche haben, dann ist es ganz klar die für schweren Branntwein, wie man mir berichtet hat.«
    »Dann scheidet die Möglichkeit, Tassilo im Haus seiner Geliebten unbemerkt von seinen Bewachern überwältigen zu können, schon mal aus«, folgerte Bruder Scriptoris.
    »Und was bleibt dann?«, fragte Sebastian, an Lauretia gewandt. »Weißt du eine Antwort?«

    »Vielleicht«, antwortete sie unter leichtem Zögern. »Denn da gibt es noch diesen hageren, jungen Burschen namens Dominik Felten. Das ist der Stallbursche der Ämilia Gerwald, der bei Tassilos Besuchen für seine edlen Pferde zu sorgen hat sowie seinen Männern Essen und als schwachen Trost für den verbotenen Branntwein einige Kannen Dünnbier aus dem nächsten Wirtshaus bringen muss.«
    »Und was soll das uns helfen?«, fragte Sebastian mit einem ratlosen Schulterzucken.
    »So genau weiß ich das auch nicht«, gestand Lauretia.
    Eine Weile herrschte grübelndes Schweigen.
    Plötzlich ging ein kaum merklicher Ruck durch den Körper des Mönches, als hätte ihn unverhofft eine Hand aus dem Nichts angestoßen, und er hob den Kopf. »Du hast noch reichlich Goldstücke in deiner Börse, nicht wahr?«, vergewisserte er sich, und in seinen wachen Augen stand ein eigenartiges Funkeln.
    Sebastian nickte. »Ja, an Geld mangelt es uns wahrlich nicht. Unsere Geldbörse ist mit Goldstücken noch prall gefüllt!«, bestätigte er. »Aber wenn Ihr hofft, Jodok und seine Spießgesellen damit bestechen zu können, so glaube ich nicht, dass sie sich darauf einlassen werden. Sie werden das Geld und unser Leben nehmen!«
    »Das sehe ich auch so«, stimmte ihm Bruder Scriptoris zu. »Aber bei einem einfachen Stallburschen, dem von seinen kläglichen Lohn bestenfalls ein paar Münzen bleiben, um im Wirtshaus für ein paar Stunden sein Elend in Bier oder billigem Branntwein ertränken zu können, dürfte man mit ein, zwei Goldstücken sicherlich kleine Wunder bewirken.«
    »Und welche Art von kleinem Wunder schwebt Euch vor?«, wollte Lauretia gespannt wissen.
    »Nun, dass der Bursche an einem jener Tage, an dem Tassilo
seiner Geliebten wieder mal einen Besuch abstatten wird, kurz vor dem Eintreffen der Kutsche sich mit dem kleinen Vermögen von zwei Goldstücken in seinem ärmlichen Bündel still und leise aus der Stadt macht«, lautete die Antwort des Mönchs. »Und damit Platz schafft für einen neuen Stallburschen, der für Jodok und seine Freunde ein unbeschriebenes Blatt ist und ihnen gänzlich unverdächtig sein wird – und der entgegen seiner Kleidung und seines burschikosen Auftretens in Wirklichkeit gar kein Bursche ist, sondern eine ebenso mutige wie liebreizende junge Frau.«
    Sebastian machte ein noch erschrockeneres Gesicht als Lauretia. »Ihr wollt, dass Lauretia es ganz allein mit Jodok und seinen beiden Kumpanen aufnimmt? Das kann nicht Euer Ernst sein!«
    »Ist es auch nicht«, beruhigte Bruder Scriptoris sie sofort. »Ich dachte eher daran, die drei Dienstmänner mit einer List und ohne einen einzigen Hieb außer Gefecht zu setzen. Auf dass wir es dann sein können, die in der Kleidung der drei Dienstleute mit der Kutsche vorfahren, wenn Tassilo sein intimes Treffen mit seiner Ämilia beendet hat und aus dem Haus tritt, was ja stets bei Einbruch der Abenddämmerung der Fall sein soll, wie Lauretia in Erfahrung gebracht hat.«
    »Allmächtiger! Wenn das wirklich möglich wäre, dann... ja, dann hätten wir ihn!«, stieß Sebastian

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