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Das Kloster der Ketzer

Das Kloster der Ketzer

Titel: Das Kloster der Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M Schroeder
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um dich und deinen Wunsch, als Novize aufgenommen zu werden.«
    Sebastian hielt unwillkürlich den Atem an.
    Bruder Scriptoris ließ sich einen langen Moment Zeit, bevor er endlich fortfuhr: »Ich habe ihm gesagt, dass du Gnade vor den prüfenden Augen von Prior, Novizenmeister und Kapitel gefunden hast und dass nichts gegen deine Aufnahme bei uns spricht. Daraufhin hat er festgelegt, dass deine Rezeption übermorgen nach der Prim sein soll.«
    Übermorgen sollte er als Novize aufgenommen werden! Damit war endlich die Gefahr gebannt, vielleicht schon bald die Sicherheit der Klostermauern verlassen zu müssen!
    Die Überraschung hätte für Sebastian nicht größer sein können, und er stammelte einen Dank, dem der Novizenmeister jedoch ein schnelles Ende bereitete.
    »Morgen nach der Kapitelsitzung bringe ich dich zu unserem Abt«, teilte der Mönch ihm sachlich mit. »Er will sich vor deiner Rezeption noch einen persönlichen Eindruck von dir verschaffen, und dann nimmt er dir die Generalbeichte ab, so wie es die Regel vorsieht. So, und jetzt sieh zu, dass du bis zu den Vigilien noch ein wenig Schlaf findest!« Und damit eilte er hinaus auf den nächtlichen Klosterhof.
    Ein stummes Stoßgebet des Dankes auf den Lippen und in dem Bewusstsein, dass sein nächtlicher Ausflug um ein Haar ein katastrophales Ende genommen hätte, sackte Sebastian im nächsten Moment auf die Stufen der Stiege. Er musste erst
einmal tief Atem holen und seinem heftig schlagenden Herz einen Moment der Ruhe gönnen, bevor er sich zum Schlafen nach oben in seine Kammer begab. Was hatte er bloß für ein Glück gehabt, dass er dem Mönch hier im dunklen Vorraum und nicht draußen im Freien begegnet war! Sonst hätte er die Ledertasche mit der Bibel nicht vor dem Novizenmeister verbergen können. Und Gott allein wusste, was dann geschehen wäre!
    Als sich sein Herz und seine Nerven beruhigt hatten, stieg er ins Obergeschoss hoch, versteckte die Ledertasche mit der Heiligen Schrift unter seiner Bettstelle und streckte sich dann auf dem Strohsack aus.
    Er rief sich wieder die zärtliche Umarmung und den berauschenden Kuss in Erinnerung, mit dem Lauretia und er am Waldrand voneinander Abschied genommen hatten. Aber sosehr er auch versuchte, sich wieder in diese glückselige Stimmung zu versetzen, es gelang ihm nicht. Irgendetwas rumorte in seinem Inneren und sabotierte seinen Versuch, sich ganz seinen zärtlichen Gefühlen und Erinnerungen hinzugeben. Und als er dieser Irritation schließlich nachgab, sah er vor seinem geistigen Auge wieder den Novizenmeister und ihre seltsame nächtliche Begegnung.
    Plötzlich befielen ihn starke Zweifel, dass der Mönch über den Hof und in die einstige Kornmühle gekommen war, weil er ihn in der Kammer hatte aufsuchen wollen, um ihm die Entscheidung des Abtes mitzuteilen. Als ob das mit der Rezeption nicht noch bis zum Morgen Zeit gehabt hätte! Aber angeblich hatte er sich ja nach dem langen Gespräch mit Abt Adelphus ein wenig frische Luft gönnen wollen und dabei Lichtschein aus dem Fenster seiner Kammer dringen sehen …
    Lichtschein aus seinem Fenster?
    Mit einem Ruck setzte er sich auf. Bruder Scriptoris hatte
gelogen! Was immer den Mönch um Mitternacht in dieses Gebäude geführt hatte, es hatte mit Sicherheit nichts mit dem schwachen Schein eines Kerzenlichts zu tun! Selbst wenn in seiner Kammer eine helle Lampe gebrannt hätte, hätte Bruder Scriptoris das nicht sehen können. Denn das kleine, schmale Fenster ging doch gar nicht zum Hof, sondern nach hinten zum Fluss hinaus! Er war also nie und nimmer in seiner Kammer gewesen, denn sonst hätte er gewusst, dass der Raum auf der Rückseite des Hauses lag.
    Aber was hatte der Novizenmeister dann hier zu dieser nächtlichen Stunde gewollt? Und vor allem: Warum hatte er, ein Mann Gottes, der doch jedes Recht hatte, sich in diesem Haus aufzuhalten, wann immer es ihm beliebte, ihn angelogen?

11
    Sebastian fühlte sich regelrecht übel vor angespannter Nervosität, als er im Kreuzgang darauf wartete, dass ihn Bruder Scriptoris in den Kapitelsaal führte. Die festgesetzte Stunde seiner Rezeption und Einkleidung als neuer Novize in Gegenwart des versammelten Konvents war gekommen.
    Voller Unruhe ging er auf der Arkadenseite vor den Bogenfenstern auf und ab, durch die helles Morgenlicht in den Kreuzgang fiel. Die ganze Situation erschien ihm so unwirklich wie ein wirrer Traum, und er verspürte das fast unbändige Verlangen, davonzulaufen. Und im Stillen

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