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Das Kloster (German Edition)

Das Kloster (German Edition)

Titel: Das Kloster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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und ließ die Blicke über die Landschaft schweifen. Wie bereits gesagt, war die Burg stellenweis bereits verfallen, und sogar auf die Entfernung hin, in welcher sich die Wanderer noch befanden, fielen die schadhaften Stellen an den Außenflächen der Mauern ins Auge. Eine dunkle Rauchsäule stieg aus den Essen auf, die sich in langen Dunststreifen über den klaren Aether zog, zum Zeichen dafür, daß die alte Burg nicht unbewohnt war. Aber sie wies doch erhebliche Unterschiede gegen die andern herrschaftlichen Behausungen auf, selbst der geringern Barone im Lande. So zeigten weder die Getreidefelder noch die eingehegten Weideplätze von der Seeseite her jene sorgsame Bewirtschaftung, welche man in Schottland vorwiegend antrifft. Auch die kleinen mit Ahornpfählen eingezäunten Hütten suchte man hier vergebens, die den Hörigen zur Wohnung dienen; auch keine Kirche sah man im Tal, und auf den Hügeln weideten so wenig die sonst überall vorhandenen Schafherden, wie in den Gründen Hornvieh; kurz, nichts war vorhanden, was auf irgend welche Uebung friedlicher Gewerbe schließen ließ. Augenscheinlich galten die Bewohner, so weit welche vorhanden waren, lediglich als Besatzungsmannschaft für die Burg, die in dem Schutzbereich derselben hauste und ihre Nahrung sich in andern als friedlichen Erwerbszweigen suchen mußte.
    »Man könnte sich zu der Meinung versucht fühlen,« meinte der Greis, als er sich dem Anschein nach an der alten Burg sattgesehen hatte, »die der König von einer andern Burg seines Landes gewann, als er ihr einen Besuch machte oder einen Feldzug gegen sie führte, daß ihr Erbauer ein Erzspitzbube gewesen sein müsse.«
    »Was jedoch hier nicht zuträfe,« erwiderte Halbert, »denn die Burg ist von den ersten Lords von Avenel erbaut worden, die im ganzen Land zu Friedenszeiten ebenso beliebt wie in Kriegszeiten gefürchtet waren. Der Mann, der sich auf räuberische Weise jetzt in den Besitz ihres Erbteils gesetzt hat, hat keine größere Ähnlichkeit mit ihnen, als die räuberische Eule mit dem Falken hat, wenn sie auch auf den gleichen Felsen horsten.«
    »Also ist Julian Avenel bei seinen Nachbarn nicht gut angeschrieben?« fragte der Greis.
    »So schlecht angeschrieben ist er,« erwiderte Halbert, »daß ich mit Ausnahme der Wamsmänner und Reisigen, mit denen er gemeinsame Sache zu machen pflegt, kaum noch jemand kenne, der sich mit ihm abgeben möchte. Zu wiederholten Malen schon ist er in England wie in Schottland geächtet worden, seine Güter sind für verfallen erklärt und über ihn selbst die Acht verhängt, ja auf seinen Kopf sogar ein Preis gesetzt worden. Aber in Zeiten, wie den unsrigen, findet ein Mann von solcher Verwegenheit, wie Julian Avenel, immer ein paar gute Freunde, die ihn mit Freuden gegen die Strafe des Gesetzes in Schutz nehmen, vorausgesetzt daß er im stillen zu Gegenleistungen sich bereit finden läßt.«
    »Du schilderst ihn mir als einen recht gefährlichen Menschen,« meinte Heinrich Warden.
    »Das könnt Ihr leicht selbst erfahren,« antwortete der Jüngling, »sofern Ihr nicht ordentlich auf Eurer Hut seid. Indessen kann es ja doch auch sein, daß er sich unsrer Kirchengemeinschaft entfremdet hat und auf dem Pfade der Ketzerei wandelt.«
    »Was Du in Deiner Verblendung so nennst,« belehrte ihn der Reformator, »ist einzig und allein der richtige Weg zum wahren Glauben. Gebe der Himmel, der Mann wäre von keinem andern schlechten Geiste beseelt als diesem! Mir persönlich ist der Baron von Avenel völlig unbekannt. Er gehört weder zu unsrer Vereinigung noch zu unserm Rat. Und doch habe ich Schreiben an ihn von Personen, die er, wenn nicht fürchten, so doch achten muß, und im Vertrauen darauf begebe ich mich zu ihm in seine Behausung ... Kommt, wir wollen weiter gehen. Die kurze Pause, die wir uns gegönnt haben, hat mich hinreichend gestärkt.«
    »Laßt Euch wenigstens noch folgendes raten, frommer Vater,« sagte Halbert, »Ihr dürft wohl glauben, daß das, was ich Euch sage, sich auf den Brauch gründet, der in diesem Lande und bei seinen Bewohnern herrscht. Könnt Ihr es aber wagen, den Fuß in die Burg zu setzen, dann versucht wenigstens, sichres Geleit von ihm zu erreichen, und laßt nicht eher ab, als bis ers Euch zuschwört beim schwarzen Kreuze. Achtet auch darauf, ob er mit Euch zusammen an der gleichen Tafel ißt und ob er Euch zutrinkt. Unterläßt er es, Euch diese Zeichen des Willkomms zu bieten, dann will er Euch auch nicht wohl, und Ihr tut

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