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Das Kloster (German Edition)

Das Kloster (German Edition)

Titel: Das Kloster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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erwiderte der Greis; »allein, wenn Du Dich ebenso auf mich verlassen willst, wie ich mich Dir ohne Widerstreben anvertraut habe, so wirst Du bei Julian Avenel freundliche Aufnahme, zum wenigsten Sicherheit finden.«
    »Nun denn, wackrer Vater,« erwiderte Halbert, »wenn ich auch Eure Aussage mit Julian Avenels Verhalten nicht in Einklang zu sehen vermag, so will ich doch, da mir Eure Worte treu und redlich erscheinen und mich meine persönliche Sicherheit wenig bekümmert, sowie nicht zum wenigsten aus Rücksicht darauf, daß Ihr Euch so unbedingt meiner Leitung anvertraut, Euer Vertrauen erwidern und Euch nach dem Schlosse Avenel geleiten, und zwar auf einem Pfade, den Ihr selbst wohl kaum gefunden haben dürftet.«
    Mit diesen Worten ging er voran, und der Greis folgte ihm, lange Zeit in Schweigen versenkt.

Sechstes Kapitel.
    Es war ein schmerzliches Gefühl, das Halberts Brust erfüllte, als er neben dem Greise einherschritt in dem Bewußtsein, daß dieser Weg ihn auf immer entfernte von seinem Heim und von Mary Avenel, weit schmerzlicher als es zu sein pflegt zu einer Zeit und in Ländern, wo ein Menschenleben wenig gilt, wie es in jenen Jahrhunderten vorwiegend der Fall war in Schottland; und lange Zeit ging der Greis neben dem Jüngling her, aber endlich brach er das Schweigen.
    »Mein Sohn,« sprach er, »es heißt im Sprichwort, der Kummer, der sich keine Luft mache, sei tödlich. Sage mir, weshalb befällt Dich eine solche Niedergeschlagenheit? Erzähle mir das unglückliche Los, das Dich getroffen hat; es ist mir doch vielleicht möglich, Deinem jungen Leben Rat und Hilfe zu schaffen.«
    »Ach,« klagte Halbert, »könnt Ihr Euch wohl wundern, daß Ihr mich bekümmert seht? Ich bin jetzt ein Flüchtling, der Mutter, Bruder und Freunde hinter sich läßt, auf dessen Seele das Blut eines Menschen lastet, der mich wohl beleidigte, aber doch nur mit eitlen Reden, die ich ihm aber blutig heimzahlte. Mein Herz sagt mir, daß ich Böses getan habe, und es müßte ja auch härter sein als diese Felsen, wenn es den Gedanken, daß ich diesen Menschen ohne Testament und Beichte zu schwerer Rechenschaft sandte vor den Herrn, seinen Gott, ertragen könnte, ohne herbe Reue darüber zu empfinden.«
    »Fasse Dich, mein Sohn,« erwiderte der Wanderer, »freilich ist es eine Todsünde, Gottes Ebenbild in der Person Deines Nächsten zu vernichten, in eitlem Zorn und eitler Hoffart Staub zu Staube gesellend, einem Mitmenschen die Frist abzukürzen, die ihm der Himmel zur Reue vergönnt hat; und grade dies macht die Sünde freilich um so schlimmer. Indessen, mein Sohn, für dieses alles ist Balsam gewachsen in Gilead.«
    »Ich verstehe Eure Worte nicht, frommer Vater,« sagte Halbert, ergriffen von dem feierlichen Tone, den der Greis angeschlagen hatte.
    »Du hast Deinen Feind erschlagen, mein Sohn,« fuhr der Greis in seiner Rede fort, »das ist eine grausame, schlimme Tat. Du hast ihn vielleicht erschlagen in seiner Sünde, und das macht Deine Missetat noch schlimmer. Handle jetzt nach meinem Rate und befleißige Dich mit Eifer, statt der Seele, die Du vielleicht dem Reiche des Bösen zugeführt hast, eine andre Seele aus der Macht des Bösen zu erretten.«
    »Jetzt verstehe ich den Sinn Eurer Rede, Vater,« erwiderte Halbert, »ich könnte, so meint Ihr, meine unbesonnene Handlung dadurch wieder gut machen, daß ich der Seele meines Widersachers einen Dienst erwiese? Aber wie soll das geschehen können? Um Messen lesen zu lassen, dazu habe ich kein Geld; gern aber wollte ich barfuß nach dem heiligen Lande pilgern, um seine Seele aus dem Fegfeuer zu erlösen, wenn nur ...«
    »Mein Sohn,« fiel ihm der Greis ins Wort, »der Sünder, um dessen Errettung Du Dich bemühen sollst, befindet sich nicht unter den Toten, sondern wandelt unter den Lebenden. Nicht mahnen will ich Dich, für die Seele Deines Widersachers zu beten, denn ihm wurde von einem milden und gerechten Richter bereits sein letztes Urteil gesprochen, und könntest Du Gold prägen aus diesem Felsen, es möchte der abgeschiedenen Seele nichts frommen. Denn wohin der Baum fällt, dort bleibt er liegen. Doch die Gerte, in der noch Kraft und Saft ist, läßt sich biegen nach dem Punkte, wohin man sie wenden will.«
    »Bist Du ein Priester, Vater?« fragte der Jüngling, »oder in wessen Auftrage redest Du von so hohen Dingen?«
    »Im Auftrage meines Gottes und Herrn, des Allmächtigen über Himmel und Erde!« erwiderte der Wanderer, »unter dessen Banner ich

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