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Das Kloster (German Edition)

Das Kloster (German Edition)

Titel: Das Kloster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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der Halle beisammen, bloß Mary Avenel fehlte, und nun erst erfuhr er, daß Halbert Glendinning mit dem Ritter auf die Jagd gegangen sei, daß sie aber noch nicht zurückgekehrt seien. Zu Beunruhigung konnte dies aber kein sonderlicher Anlaß sein, denn wann pflegten Jugend und Weidwerk sich an Zeit und Stunde zu binden? ... Der Prior ließ sich mit Edward in ein Gespräch ein über die Fortschritte, die er letzterzeit in seinen Studien gemacht habe, und dieses Gespräch mochte wohl ein halbes Stündchen gedauert haben, als aus dem Zimmer, das von Mary Avenel bewohnt wurde ein lauter Schrei ertönte. Alles stürzte erschrocken dorthin. Mary lag ohnmächtig in den Händen des alten Martin, der sich in herbem Schmerz anklagte, Ursache zu ihrem Tode geworden zu sein. Und es sah auch wirklich ganz danach aus, als ob der Tod hier Einkehr gehalten habe, denn die junge Dame lag starr auf dem Boden, alle Farbe war aus ihrem Antlitz gewichen und ihre Augen waren geschlossen. Edward trug sie an das Fenster, um die frische Luft auf sie wirken zu lassen. Der Prior, der, wie viele seiner Amtsbrüder, einige Kenntnisse in der Heilkunde hatte, suchte soviel wie möglich zu helfen, und die erschrocknen Frauen suchten, während sie sich dabei oft hinderlich wurden, allerhand Weisen vor, die Dame wieder zu sich zu bringen.
    »Das ist wieder einer von den vielen Geistern gewesen, die in ihr das Wesen treiben,« meinte Frau Glendinning.
    »Sie zittert genau so am Leibe, wie manchmal auch ihre selige Mutter,« bemerkte die Tibbie.
    »Sie muß wohl eine schlimme Neuigkeit gehört haben,« meinte die Müllerstochter; indes die Weiber mit gebrannten Federn und kaltem Wasser versuchten, die stockenden Lebenskräfte wieder in Gang zu bringen, jedoch ohne sichtlichen Erfolg.
    Da tauchte ein neuer Helfer auf der Bildfläche auf, und zwar kein andrer, als Sir Piercie Shafton, der unbemerkt an die Gruppe herangetreten war.
    »Ei, ei,« hub er in seiner gewohnten Weise an, »was geht denn mit Euch vor, meine allerhuldvollste Protektion? Welche Ursache hat den roten Strom des Lebens zur Zitadelle des Herzens zurückgejagt, wo er doch hätte ewig weilen sollen? Tretet hinweg und laßt mich zu ihr!« sprach er. »Diese Krone aller Essenzen, destilliert von der göttlichen Urania, besitzt die Kraft, das entweichende Leben zu bannen, selbst wenn es schon im Scheiden begriffen ist.«
    Mit diesen Worten kniete Sir Piercie Shafton neben der in Ohnmacht liegenden Dame nieder, um ihr ein zierliches Büchschen unter die Nase zu halten, das ein mit der so hochgepriesenen Essenz getränktes Schwämmchen enthielt. Jawohl, mein lieber Leser, es war Sir Piercie in Person, der so gänzlich unvermuteterweise hier seine Dienste anbot! Wohl waren seine Wangen bleich und seine Kleidung stellenweis von Blut befleckt, im übrigen zeigte sein Aussehen und seine Haltung jedoch keinen Unterschied gegen sonst.
    Aber kaum hatte Mary Avenel die Augen aufgeschlagen, kaum einen Blick auf die Gestalt des dienstfertigen Höflings geheftet, als sie von einer neuerlichen Ohnmacht befallen wurde und jählings wieder zurück sank. Dann machte wieder ein heftiger Aufschrei ihrem beklommenen Busen Luft, dann richtete sie sich empor und schrie mit schrecklicher Stimme:
    »Haltet ihn fest, den Mörder! den Mörder Halbert Glendinnings!«
    Wie versteinert stand die ganze Gruppe da, keiner aber war mehr von Entsetzen geschlagen als der Schönredner selbst, der sich so jäh und so seltsamerweise von der ohnmächtigen Dame unter so schwere Anklage gestellt sah, während er sich doch so eifrig bemüht hatte, ihr Hilfe zu bringen.
    »Hinweg mit ihm!« schrie sie wieder, »hinweg mit dem Mörder!«
    »Nun, bei meiner Ritterschaft,« nahm Sir Piercie wieder das Wort, »die herrlichen Gaben Eures Geistes wie auch die köstlichen Vorzüge Eures Leibes, o, meine schönste Protektion, sind von wunderlicher Verblendung umnebelt, denn entweder erkennen Eure Augen nicht, daß Sir Piercie Shafton, Eure alleruntertänigste Affabilität, hier vor Euch steht, oder Euer Geist zieht, falls Eure Augen mich erkennen, ganz irrige Folgerungen und beschuldigt jemand, dessen Hände rein sind, eines grausen Frevels. Nein, meine so maßlos erzürnte Protektion, es ist kein Mord heute verübt worden, als höchstens der, den eben Eure bösen Blicke an Eurem untertänigsten Gefangnen begehen.«
    In seinem Redefluß wurde er aber jetzt von dem Pater Eustachius unterbrochen, der inzwischen sich mit dem alten Diener

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