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Das Kloster (German Edition)

Das Kloster (German Edition)

Titel: Das Kloster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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Prior, »und wir von der Klosterbrüderschaft zu Sankt Marien von Kennaqhueir sind nicht gewohnt, schöne Redensarten für das Leben unsrer Vasallen in Tausch zu nehmen.«
    »Und wir vom Hause Piercie Shafton lassen uns weder Drohungen bieten, noch fügen wir uns Zwangsmaßregeln. Ich wiederhole hiermit, daß ich morgen abreisen werde, geschehe, was wolle!«
    »Und ich dagegen,« versetzte der Unterprior im gleichen entschiednen Tone, »erkläre hiermit, daß ich Eure Reise verhindern werde, geschehe, was wolle!«
    »Wer will mich abhalten,« rief der Ritter, »wenn ich mir den Weg mit Gewalt bahne?«
    »Ihr werdet klug tun,« erwiderte der Mönch gefaßt, »Euch erst reiflich zu überlegen, was Ihr tut, bevor Ihrs tut, denn es fehlt im Klostersprengel nicht an Männern, die ihre Rechte gegen jeden, wahren, der sie anzutasten wagt.«
    Bei diesen Worten klatschte er in die Hände und rief mit lauter Stimme. Sogleich trat Edward ein in Begleitung von zwei jungen Männern, die sich zufolge seiner Nachricht bereits wohlbewaffnet eingefunden hatten.
    »Edward,« redete der Unterprior ihn an, »Du wirst den englischen Ritter in diesem Räume hier mit anständiger Kost für die Nacht versorgen, und ihn im übrigen so behandeln, wie wenn nichts vorgefallen wäre. Aber Du wirst scharfe Wache halten, daß er nicht entkommt. Und sollte er versuchen, Dir Widerstand zu leisten, dann kämpfe mit ihm auf Leben und Tod; doch darfst Du ihm in keinem andern Falle, so gewiß Dich die Verantwortung dafür trifft, ein Haar auf seinem Haupte krümmen.«
    »Ihr seid mir in jeder Hinsicht ein Vater gewesen, ehrwürdigster Herr,« sagte Edward Glendinning, »und kennt mich gut genug, um zu wissen, daß meine Hand lieber nach dem Buche griff als nach dem Schwerte, und daß der rasche, kühne Geist mir mangelt, welcher das Eigentum mei ...« hier stockte seine Stimme, er schwieg eine Weile, dann fuhr er entschlossen und mit Heftigkeit fort: »Ich wollte sagen, daß ich meinem Bruder nicht gleichkam an Mut und Kühnheit; aber Halbert ist nicht mehr, und ich stehe nun an seiner Statt und meines Vaters Statt als sein Nachfolger in allen seinen Rechten«, – bei diesen Worten sprühten seine Äugen voll Feuer – »und halte mich für verpflichtet, diese Rechte zu wahren und zu schützen, genau so, wie er es getan hätte. Darum bin ich jetzt ein anderer Mensch, ein Mensch, beseelt von höherm Mute und ausgestattet mit bessern Rechten und Ansprüchen. Und als solcher Mensch, ehrwürdiger Vater, erkläre ich Euch, achtungsvoll aber entschieden und unumwunden: hat dieser Mann meines Bruders Blut vergossen, so soll er dafür büßen, denn Halbert soll nicht vernachlässigt in seinem Grabe schlummern, als wäre mit ihm der Geist meines Vaters für immer entwichen. In meinen Adern rollt sein Blut nicht minder, und so lange Halberts Blut ungerochen ist, so lange wird auch das meinige sich nicht beruhigen. Geduldig will ich den Urteilsspruch des Abtes und der Klosterschaft erwarten und mich bescheiden, wenn sie gerecht am Andenken meines Bruders handeln. Trifft solche Voraussetzung aber nicht zu, dann habe auch ich ein Herz und eine Hand, um solche Irrung zu berichtigen. Denn wer in die Erbfolge meines Bruders tritt, der muß auch seinen Tod rächen.«
    Nicht ohne Staunen nahm der Unterprior wahr, daß auch bei Edward, trotz der großen Schüchternheit, die sonst seinem Wesen zu eigen war, und trotz des unbedingten Gehorsams, der sonst seine Tugend bildete, die wilden Grundsätze seiner Vorfahren und seiner Umgebung in den Adern tobten, daß seine Augen glühten, daß er am ganzen Leibe bebte und daß ihn ein Rachedurst beseelte, der seinem Wesen eine Heftigkeit verlieh, die an die Ungeduld der Freude stark erinnerte.
    »Edward,« sagte der Mönch, »ich verlasse mich auf Dein Wort, daß Du Dich aller vorschnellen Handlung enthalten wirst.«
    »Ich werde Euren Worten gewiß nicht zuwider handeln, ehrwürdiger Vater, denn Ihr seid mir wahrlich mehr denn ein Vater gewesen,« erwiderte Edward; »allein meines Bruders Blut, sowie die Zähren meiner Mutter und ... und ... auch Mary Avenels sollen nicht fließen, ohne daß derjenige, der die Schuld daran trägt, zur strengsten Rechenschaft gezogen werde. Ich will Euch nicht hintergehen, Vater; doch wenn dieser Piercie Shafton meinen Bruder gemordet hat, dann muß er sterben, und wenn alles Blut des Hauses Piercie in seinen Adern rönne.«
    In dieser Erklärung Edward Glendinnings kam ein so feierlicher

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