Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
besorgt. Er wird als Holzfäller in Nome arbeiten. Ständig wiederholte er: »Das zeigt wieder mal, was man mit Willenskraft alles erreichen kann.« Dann blickte er mich und Jeff an und fragte: »Na, was haltet ihr jetzt von eurem Vater?«
Wo soll ich anfangen?
Ich wußte nicht ob ich ihm die Wahrheit sagen und ihn damit wütend machen soll. Oder sollte ich ihn anlügen, damit er weiter guter Laune ist? Ich wollte schon mit dem Recht auf Aussageverweigerung anfangen, als Jeff den Tag gerettet hat. »Wir freuen uns beide sehr für dich, Papa«, hat er gesagt.
Obwohl ich das klar und deutlich gehört habe, traute ich meinen Ohren nicht. Aber Papa hat es für bare Münze genommen. Er hat es geschluckt wie ein Bier. Ich sah Jeff an, und Mama sah Papa an. Wir alle haben gelächelt teilweise ehrlich, teilweise gezwungen. Doch für mich war es in diesem Moment nicht voneinander zu unterscheiden.
In unserem Zimmer stellte ich Jeff zur Rede und fragte, warum er Papa weisgemacht hat, daß wir beide uns für ihn freuen. »Weil wir keine andere Wahl haben«, antwortete er. Jeff sagt er hat sich das alles lang überlegt. Papa ist und bleibt ein Verlierer (Jeff hat siebzehn Jahre gebraucht um draufzukommen). Dagegen sind wir machtlos. Alle wissen es, und wahrscheinlich wird sich in absehbarer Zeit auch nichts daran ändern. Jeff meint Papa weiß es bestimmt selbst. Aber solange es ihm niemand auf den Kopf zusagt, kann er sich weiter das Gegenteil vormachen. Also müssen wir ihn zu seinen Erfolgen beglückwünschen und ihn in seiner Lebenslüge bestärken, damit er nicht wieder rückfällig wird, nachdem Jeff mir das erklärt hatte, ist er zum Fluß gegangen, um mit ein paar Freunden ein Faß Bier aufzumachen.
Jeff hat Glück, denn in ein paar Monaten ist er weg von zu Hause. Aber ich sitze noch mindestens drei Jahre hier fest. Wie wird es sein, wenn ich hier allein bin? Das will ich mir lieber gar nicht vorstellen, denn schon beim bloßen Gedanken wird mir ganz übel Aaron macht es erträglicher. Solange ich ihn habe wird es schon nicht so schlimm werden.
23. April
Heute war ein furchtbarer Tag, Aaron hat mir im Materiallager vorgeworfen, daß ich »kein Selbstbewußtsein« habe. Er fragte, ob es mir etwas ausmacht, wenn er mit Kimby in ein paar Wochen zum Abschlußball geht. Es macht mir etwas aus. Eine ganze Menge. Vielleicht habe ich gehofft, daß er mit mir hingehen will, obwohl ich weiß, daß das unmöglich ist. Und Wahnsinn. Und gefährlich. »Nein, es macht mir nichts aUs«, sagte ich, doch dabei habe ich dreingeschaut wie eine beleidigte Leberwurst. Anscheinend ist die Botschaft rubergekommen, denn Aaron hat gefragt, was ich habe. Ich antwortete, daß ich es schwer ertragen kann, wenn er sich mit Kimby trifft. Ich hatte damit gerechnet, daß er das versteht. Hat er aber nicht. Er ist stocksauer geworden und sagte, daß er schließlich nicht mit mir aufkreuzen kann. »Ich will nicht, daß du dich so an mich hängst und ich ohne dich nichts mehr unternehmen darf«, meinte er.
Und dann warf er mir vor, daß ich kein Selbstbewußtsein habe.
Er hat mir erklärt, daß ich dazu doch überhaupt keinen Grund habe. Genau deshalb hätte er sich von Connie getrennt. Weil sie nie eine eigene Meinung hatte und sich ständig an ihn geklammert hat. Immer wenn er etwas anderes vorhatte, war sie gleich eifersüchtig. Er hat sich damals gefühlt, als bekäme er keine Luft mehr. Deshalb mag er mich. Ich gehe meinen Weg und lasse ihn seinen gehen. Bei mir kriegt er Luft... Außer wenn ich anfange, mich über Kimby zu beschweren. Dann erinnere ich ihn an Connie. »Kimby Quinn kann dir doch nicht das Wasser reichen«, meinte er.
Darauf fühlte ich mich zwar ein bißchen besser, aber nicht viel selbstbewußter. Ich bin mir ganz klein und schwach vorgekommen.
Dann sagte Aaron, daß ich mich für den Abschlußball auch mit einem Mädchen verabreden soll. Er meint, wir könnten zu viert hingehen. Ich habe mich nicht festgelegt. Ich mußte mich immer an die Vorstellung gewöhnen, daß er sich mit Kimby verabredet hat.
24. April
Heute früh im Klassenzimmer saß Kimby auf Aarons Pult und hat auf ihn eingeredet. Ich tat, als würde ich es nicht bemerken, und beschloß, zur Abwechslung mal ihn zu verunsichern. Also habe ich mit Theresa geflirtet. Während wir uns über Algebra unterhielten, habe ich sie lüstern angestarrt. In einer Vorschau für den »Denver Clan« habe ich das mal bei einem Typen gesehen, der ein Mädchen anmachen wollte. Und bei
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