Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
gekommen. Mein Bauch war ganz mit einem milchigen Weiß bedeckt. Ich bin auch gekommen. Auf Aarons Schenkel. Es war zum erstenmal im Leben richtige Liebe. Die wahre Liebe. Ganz anders, als wenn ich es selber mache» So als ob das Zeug nicht mehr Ins Leere geht. Es gehörte hier auf Aarons Schenkel, wo es zwischen den Haaren kleine Bäche bildete.
Wir lagen eine Weile schwer atmend da. Danach habe ich mich gar nicht so gefühlt wie sonst. Überhaupt nicht leer. Und überhaupt nicht wütend. Nur einfach total zufrieden. Weil Aaron da war, hat das gute Gefühl viel länger angehalten. Mindestens fünf Minuten.
Später beim Waschen haben wir nur Blödsinn geredet. Wir konnten machen, was wir wollten, wir haben es einfach nicht geschafft, ein Gespräch anzufangen. Verglichen mit dem, was wir gerade getan hatten, kam mir alles so banal vor. ich bin heimgegangen.
Beim Reinkommen hat Oma mich kurz angeschaut und sofort gefragt, was mit meinen Haaren los ist. Als ich in den Spiegel schaute stellte ich fest, daß sie in alle Richtungen abstanden. Ich habe mich hastig gekämmt und meinte, daß der Wind es durcheinandergebracht hat. Sie hat mir geglaubt, obwohl es heute absolut windstill ist.
26. April
War heute mit Oma in der Kirche. Bestimmt hat Reverend Silk ihr gesagt, daß ich, was Gott angeht, meine eigenen Entscheidungen treffen muß. Jedenfalls hat sie mir auf der Fahrt keine Vorträge gehalten. Ich war so glücklich, daß ich mich vom Heiligen Geist erfüllt fühlte. Wenn Oma mich heute gefragt hätte, ob ich an Gott glaube, hätte ich lächelnd »ja!« gesagt. Heute hätte ich sogar an die gute Fee geglaubt.
Der Gottesdienst war nett. Reverend Silk predigte, daß die Liebe zu Gott die wichtigste aller menschlichen Empfindungen ist. Lieben heißt Gott erkennen, ich war voll und ganz seiner Meinung.
Nach dem Gottesdienst besuchten wir Patsy. Anscheinend war sie heute besonders guter Laune. Sie hat die ganze Zeit gelächelt und über ihren Mann geredet Nicht mit uns. sondern mit Ruby. Patsy tat als wären wir gar nicht da. Sie hat »hallo« gesagt, sich dann wieder zu Ruby umgedreht und weitergelabert. Offen, bar muß ihr Mann ein toller Liebhaber gewesen sein Patsy hat Ruby erzählt, daß sie im ersten Jahr ihrer Ehe jede Macht miteinander geschlafen haben. Ruby hat geschnarcht, und Oma wurde knallrot. Ich bin näher an Patsy rangerutscht, um mehr zu hören. Patsy erzählte, daß ihr Mann gern öfter mal was Neues ausprobiert hätte. Sie hat es zwar nicht näher erklärt, aber gemeint, es wäre einfach klasse gewesen. Da ist mir klar geworden, daß Patsy wahrscheinlich Hunderte von M+E-Geschichten im Kopf hat. Sie braucht sich nur eine auszusuchen und zu tun, was alte Damen eben tun, um gut draufzukommen. Und dann ist sie glücklich. In diesem Moment hat sie mir nicht mehr ganz so leid getan.
Beim Rausgehen meinte Oma, ich solle Patsy nicht ein Wort glauben. »Sie ist verwirrt von den Medikamenten und bringt alles durcheinander.«
27. April
Kimby ist heute morgen in den Bus gestürmt und hat mir erzählt, daß Aaron sie gestern abend zum Abschlußball eingeladen hat. Brauchte sie nicht zu fragen, ob sie angenommen hat. Ich wußte es. Kimby war total aufgekratzt. Ich habe mir angehört, wie sie sich über das Kleid ausgelassen hat, das ihre Mutter ihr kauft. Es ist pfirsichfarben und hat um die Schulter Rüschen und lauter solchen Mist. Als ich in die Schule kam, habe ich zwei Mädchen gefragt, ob sie mit mir zum Ball gehen wollen. Sie
waren beide schon verabredet. ALLE sind schon verabredet. Außer Theresa. Wahrscheinlich hält sie sich für einen aus der Abschlußklasse frei. Beim Mittagessen habe ich beobachtet, wie sie deren Tische abgeklappert hat. Anscheinend hatte sie nicht viel Glück. Sie blieb an einem Tisch mit Typen aus der Abschlußklasse stehen und versuchte, mit einem ein Gespräch anzufangen. Sobald sie weg war, haben die Jungs einander angeschaut und gelacht. Mir tat sie ein bißchen leid, aber andererseits hat sie es herausgefordert, regelrecht provoziert. Sie halten Theresa für den größten Witz seit Disco. Wie kann sie nur so blind sein?
Auch Ralph und Lesly haben über den Ball geredet. Sie gehen hin. Lesly fürchtet, daß es schrecklich öde wird, aber Ralph freut sich offenbar darauf. Sie fragten, ob ich mich schon verabredet habe. »Nein«, sagte ich. Ralph meinte, ich soll mich ran halten. Der Ball ist schon Freitag in einer Woche. Ich habe den Gleichgültigen gespielt, und sie haben einander
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