Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
Mumer) riß ihr das Ding vom Leibe. Als Kimbys Eltern nach Hause kamen, war sie gerade beim letzten Schleier. Sie haben einen furchtbaren Tanz gemacht und uns alle rausgeschmissen. Ich kann mir vorstellen, daß es ein ziemlicher Schock für sie gewesen sein muß: Die eigene Tochter, eine Musterschülerin, legt in einem Zimmer voller Monster, Superhelden und Gammler einen Striptease hin.
Ehe wir uns versahen, standen Mag, ich und die anderen draußen im Vorgarten und überlegten, was wir jetzt tun sollten. Jemand hat die Bierfete am Fluß erwähnt, und alle sind dorthin losgezogen. Weil Mag schon ziemlich getankt hatte, beschlossen wir beide, die Bierfete sausen zu lassen. Als ich den anderen nachschaute, fiel mir auf, wieviel besser alle verkleidet aussehen.
Ich wollte Mag nach Hause begleiten, aber sie lehnte ab. Ich kann nicht nach Hause. Mama hat einen Mann da. Dann fing sie an zu weinen. «Ich muß mich hinsetzen«, jammerte sie.
Wir haben uns auf den Rand des Stadtbrunnens gesetzt, und dann mußte Mag kotzen. Als sie fertig war, habe ich ihr das Gesicht mit einem Lappen abgewischt, den ich gefunden hatte. Und dann sind wir etwa eine Stunde einfach nur so dagesessen. Mag war so betrunken, daß sie nichts als Unsinn laberte. »Meine Mama haßt mich. Sie macht mein Leben kaputt. Sie haßt mich!!!«
»Nein, das stimmt nicht«, habe ich widersprochen.
Wir haben beide zu frieren angefangen, und Mag war jetzt endlich bereit, nach Hause zu gehen. Als sie aufstand und die ersten Schritte machte, fiel sie der Länge nach ins Gras und hat Laub in den Mund gekriegt. «Schmeckt wie Scheiße, Ben.« Ich habe Mag nach Hause gebracht; es war niemand da. Was für eine Erleichterung. Also schleppte ich sie in ihr Zimmer und legte sie aufs Bett. Ich war mir nicht sicher, ob ich sie ausziehen soll, und habe mich dagegen entschieden. Als ich nach Hause kam, saßen Jeff und Marsha auf dem Sofa. Sie hatten noch ihre Kostüme an und knutschten wie wild herum. Ich habe sie in Ruhe gelassen und bin in mein Zimmer gegangen. Mama und Oma waren schon im Bett. Nach einem Blick in den Spiegel bin ich zu dem Schluß gekommen, daß ich mir als Zombie besser gefalle.
Am nächsten Morgen sind Omas Bibelverse überall auf dem Rasen gelegen. «Die Kinder hier im Viertel sind Teufel«, sagt sie.
16:45
Heute nachmittag bin ich die siebeneinhalb Kilometer zu Mr. Mariners Haus in Nome zu Fuß gelaufen. Ich habe am Morgen an ihn gedacht und beschlossen, daß ich ihn dringend sehen mußte. Die Alternative wäre gewesen, mir anzuhören, wie Oma Mama die Elemententabelle für die Chemieprüfung abfragt.
Einige Leute sind zwar langsamer gefahren, als sie mich laufen sahen, aber keiner ist stehengeblieben. Mir war das egal. Die Sonne schien, und für den 1. November war es ziemlich warm. Als ich in die Nähe von Mr. Mariners Haus kam, wußte ich erst nicht, ob ich weitergehen soll, denn ich kam mir ziemlich dämlich vor. Ich bereute meine Entscheidung schon, als seine Vordertür aufging und er, eine Axt in der Hand, herauskam. Ich versteckte mich hinter einem Baum und sah zu, wie er zu dem Holzhaufen neben dem Haus ging. Es war ein schönes Gefühl, ihn so zu beobachten.
Er nahm ein Holzscheit vom Haufen und legte es auf den Hackstock. Dann hat er es für ein paar Sekunden betrachtet, als würde er meditieren. Er holte mit der Axt aus und ließ sie auf das Holzscheit krachen. Der erste Schlag ging total daneben. Er hat nur ein bißchen an der Rinde gekratzt. Mr. Mariner hat geflucht und es noch mal probiert. Wieder erwischte er nur ein bißchen Rinde. Das Holzscheit war noch immer in einem Stück. Nach einer Weile hatte er ein Häufchen Späne von dem Holzstück abgehackt. Ich mußte mich beherrschen, um nicht loszulachen. Er sah so hilflos und komisch aus. Schließlich hat er die Axt hingeschmissen und ist ins Haus gelaufen. Und dann ist er plötzlich in einem alten grünen Auto davongefahren.
Ich habe ein paar Minuten gewartet, ob er vielleicht zurückkommt, aber anscheinend wollte er länger wegbleiben. Ich weiß nicht, warum, aber ich bin hingegangen und habe das ganze Holz im Stapel gehackt und aufgeschichtet. Als ich beim letzten Stück war, hörte ich, wie ein Auto die Straße hinaufkam. Ich habe die Axt weggelegt und bin in mein Versteck gerannt. Es war ein roter Pritschenwagen, nicht Mr. Mariners limonengrünes Auto. Ich habe erleichtert aufgeatmet und mich verdrückt.
Den ganzen Heimweg bin ich gerannt. Ich kam mir wie ein Idiot vor, und
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