Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
in Ordnung gewesen, wenn sie nicht am nächsten Tag Verfallsdatum gehabt hätte. Die Trophäe entpuppte sich als massives Plastik. Eine Woche später ging sie kaputt. Die Stücke liegen noch irgendwo in meinem Schreibtisch.
Wer weiß, was geschehen wäre, wenn mich jemand gefördert hätte? Vielleicht ist Hallenleichtathletik für mich der Anfang einer neuen Laufbahn.
25. Oktober
Oma treibt uns mit ihrem religiösen Wahn noch in die Raserei. Wenn Jeff und ich fluchen, sagt sie, daß wir in die Hölle kommen. Gott hört und sieht ALLES, sagt sie und droht mit dem Finger. Er steht mit einem großen schwarzen Buch dort oben und macht ein großes schwarzes Häkchen, wenn einer von uns »verdammt«, »Scheiße« oder »Wichser« sagt. Wenn das Buch und unser Maß an schmutzigen Wörtern voll sind, hat es keinen Zweck mehr, sich zu entschuldigen. Am besten steigen wir dann gleich in den Aufzug abwärts und machen uns auf eine heiße Fahrt gefaßt.
Da Jeff und ich noch so jung sind bleibt uns laut Oma noch genug Zeit, unsere Quote nach unten zu drücken - allerdings nur, wenn wir sofort mit dem
Fluchen aufhören. Unsere Tischgespräche leiden ziemlich darunter, weil wir jetzt die gesäuberte Version der Schimpfwörter benutzen müssen. »Du heiliger Strohsack!« anstatt »Verdammter Mist!«. »Scheibenkleister« anstatt »Scheiße«. Ich komme mir total kindisch vor, wenn ich »Scheibenkleister« sage, aber Oma gefällt es.
Eines Tages werde ich meinen ganzen Mut zusammennehmen und Oma fragen, ob sie ihre Quote schon erreicht hat. Wenn man ein Leben lang ständig »verdammt« und »Scheiße« gesagt hat, hat man in Gottes Büchern bestimmt schon eine kilometerlange Häkchenschlange weg.
26. Oktober
Kuprekski hat sich heute gerächt. Im Bus hat Les Numer mit Schnippegummis nach seinem Kopf geschossen. Kuprekski saß nur da wie ein Klotz und hat sich nicht gerührt. Nach einer Weile sind Les die Schnippegummis zu langweilig geworden, und er fing an, Kuprekski mit »Blödmann« und »Arschloch« zu beschimpfen. »He, Arschloch, wann hast du denn das letztemal geduscht?« hat er gebrüllt. Als sich Kuprekski immer noch nicht umdrehte, hat Les mit Büroklammern nach ihm geschossen. Kuprekski rührte sich nicht. Sein Gesicht konnte niemand sehen.
Der Bus hielt an Les' Haltestelle, und Les stand auf, um auszusteigen. Als er an Kuprekskis Platz vorbeikam, hat der ihm ein Bein gestellt Les ist den Gang entlang geflogen und hat sich die Hose zerrissen. Er hatte eine Unterhose mit Leopardenmuster an (!). Als er sich aufrappelte, sagte Ray, der Busfahrer, er solle bei den Stufen aufpassen. Les hat Kuprekski einen Blick zugeworfen, als würde er ihn am liebsten ermorden.
Morgen möchte ich nicht in Kuprekskis Haut stecken. Eigentlich nicht nur morgen, sondern überhaupt nie!
27. Oktober
Heute ist Kuprekski verschwunden. Niemand weiß, was passiert ist. Morgens saß er noch im Bus, und irgendwann zwischen der ersten und der zweiten Stunde war er plötzlich weg. Duff hat die Polizei gerufen, die das ganze Schulgelände abgesucht hat. Aber sie haben ihn nicht gefunden. Mag findet das keinen großen Verlust. Soll er doch wegbleiben, sagt sie.
Ralph hat erzählt, er hätte Kuprekski letzte Nacht in Lipton gesehen, wie er eine Abfalltonne hinter McDonald's nach etwas Eßbarem durchwühlte. Ich habe nur den Kopf geschüttelt und mit den Schultern gezuckt. Manche Leute haben eben überhaupt keinen Stolz.
28. Oktober
Heute haben sie Kuprekski gefunden. Er war in einem unbenutzten Spind eingesperrt, gefesselt und mit schmutzigen Sportsocken geknebelt. Er saß die ganze Nacht da drin. Wahrscheinlich fand er das verglichen mit seinem Zuhause noch gemütlich.
Bin zu einer Halloween-Party eingeladen. Kimby Quinn hat mich gefragt. Eigentlich mag ich Kimby nicht weil sie Mag letztes Jahr in den Rücken gefallen ist. Die beiden hatten es bis zur Endausscheidung im Buchstabierwettbewerb geschafft. Weil Mrs. Kendrick nur eine Wörterliste hatte, hat sie Kimby gebeten, sie für Mag zu kopieren. Praktischerweise hat Kimby die Liste »verloren«, so daß Mag sich nicht vorbereiten konnte. Sie ist in der dritten Runde rausgeflogen. Kimby siegte immer weiter, bis zur Ausscheidung auf Landesebene, bei der sie gegen einen Typen aus Rumford verlor. Mag hat ihr nie verziehen.
Da Mag heute krank war, habe ich mich in Französisch mit Kimby zusammengetan. Wir mußten ein paar Verben konjugieren. Kimby sagt, die Party wird »schaurig schön«. Wenn ich will,
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