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Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch

Titel: Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Brown
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»Keinen-Widerspruch-Ton« draufhat, gibt man besser nach. Mama war im Flur und zog ihren Mantel an. »Soll er doch bleiben, wo der Pfeffer wächst«, hörte ich sie murmeln. Ich weiß nicht, ob sie Chuck meinte oder Papa.
Auf der Fahrt hat Chuck von dem Lastwagen geredet, den sein Bruder ihm verkaufen will. »Da ist alles drin bis aufs Spülbecken«, sagte er. Ich habe nicht mal so getan, als würde mich der Lastwagen interessieren. Ich habe nur aus dem Fenster geschaut. Mama hat das Radio eingeschaltet, aus dem Charley Rich plärrte. Chuck erzählte, daß er Charley Rich einmal bei einem Konzert in Augusta kennengelernt hat. »Das war der aufregendste Tag meines Lebens«, meinte er. Ich fand das noch langweiliger als die Geschichte mit dem Lastwagen. Also habe ich nur genickt und die kleinen Pünktchen an der Autodecke gezählt.
Als wir im Gemeindesaal waren, stellte ich fest, daß kein einziges der »netten, christlichen Mädchen« unter fünfzig war. Alle Frauen waren uralt, und alle Männer hatten Bierbäuche und waren Kettenraucher. Beim ersten Tanz bekam ich eine Krähe von eins dreißig ab, die mir gerade bis zur Taille reichte. Wir tanzten den »Virgina Rail«. Die ganze Zeit überbrüllte sie den Ansager und meinte, ich müßte unbedingt ihre Tochter kennenlernen. Nachdem wir das drittemal im Kreis rumgetanzt waren, hat sie gemerkt, daß ich den Squaredance nicht kann. Mein Rumgehüpfe fand sie gar nicht gut. Also hat sie mir auf den Fuß getreten und gesagt ich soll ihre Tochter vergessen.
Der nächste Tanz hieß »Duck for the Oyster« und ich landete bei einer alten Schachtel namens Josie. Josie hinkte beim Tanzen und klapperte im Takt zur Musik mit ihrem Gebiß. Sie hatte Hände, so rauh wie Sandpapier, und umklammerte meine Finger damit so fest, daß sie mir fast den Arm ausgekugelt hat, wenn wir uns ducken mußten. Nach dem zweiten Tanz habe ich schleunigst die Biege gemacht. Als ich draußen in der frischen Luft stand, dankte ich Gott dafür, daß Mag mich nicht hier gesehen hat. Dann habe ich das Feld gegenüber der Kirche betrachtet und mich gefragt, was Miles gerade macht.
Nach einer Weile kam Mama raus und meinte, wir würden gleich heimfahren. Chuck war nur gegangen, um den Lastwagen zu holen. Einen Moment hat sie mit mir zusammen das Feld betrachtet und geseufzt: »Das kann doch nicht alles im Leben sein.«
Dann kam Chuck mit seinem Lastwagen und hupte. Ich glaube, er war sauer auf Mama, denn auf dem Heimweg hat er kein Wort geredet. Mama auch nicht. Er hat das Radio eingeschaltet, aus dem Chrystal Gayle plärrte. Chuck hat mitgesungen. Mama starrte nur geradeaus. Es war ein Alptraum. Gut, daß Oma schon im Bett war, als ich nach Hause kam. Ich glaube, wenn sie mir über den Weg gelaufen wäre, hätte ich sie erwürgt.
14. November
    Oma ist einer kirchlichen Organisation mit dem Namen »Christen mit helfenden Händen« beigetreten. Jetzt besucht sie jede Woche nach der Kirche eine alte Frau und hilft ihr beim Kochen und Saubermachen. Sie sagt, so fühle sie sich »würdig vor dem Angesicht Gottes«. Sie glaubt, sie hat dann bessere Chancen, wenn ihre Zeit gekommen ist und sie in den Himmel will.
Weil ich wegen der Squaredance-Geschichte immer noch eine Wut auf sie hatte, fragte ich sie, ob Gott Leuten, die Timmy Will Geld spenden, einen Rabatt gibt. Sie hat ein böses Gesicht gemacht und mich in mein Zimmer geschickt.
15. November
    Heute beim Sport hatte Ralph einen Asthmaanfall. Wir haben im Turnsaal Volleyball gespielt, was ich nicht ausstehen kann. Als Mr. Nolier ein paar Freiwillige suchte, die draußen die Metze von den Fußballtoren abnehmen sollten, habe ich mich sofort gemeldet. Ralph wollte mir helfen. Es war eiskalt draußen, und wir hatten keine Jacken an. Mag kam raus und sagte, daß wir beide einen Vogel hätten. Sie schwänzte gerade den Sportunterricht. Sie meinte zu Ralph, sie würde ihn anhauchen, damit er nicht erfriert. Er fand das ziemlich komisch und fragte, ob er sie auch anhauchen darf. Ich sagte, daß sie beide sexsüchtig sind, und bin aufs Tor geklettert.
Ich machte gerade das Metz los, damit Ralph es auf-fangen konnte, als er plötzlich zu keuchen anfing und umfiel. Ich rief Mag zu, sie solle Mr. Molier holen, und sie ist zum Turnsaal gerast. Ich habe mich neben Ralph gesetzt und ihn angesehen. Anscheinend hatte er Angst. Kein Wunder. Er hat nach Luft geschnappt, aber es ging nicht. Plötzlich packte er meinen Arm und bückte mich an, als erwarte er, daß ich sein

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