Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
Schlabberpullovers beurteilen kann. Ich glaube, er heißt Aaron. Ich weiß nicht, warum, aber jedenfalls ist er anders. Während Mr. Nichols über den Assuan-Staudamm redete, habe ich heimlich Aarons Profil betrachtet. Seine Nase ist ein bißchen groß geraten. Aber hübsch.
Ich habe ihn erst EINMAL von vorne gesehen. Ich habe meinen Bleistift fallenlassen, und er hob ihn auf. Als er mich anschaute, hat er gelächelt. Vielleicht will er sich mit mir anfreunden. Er hat ein Grübchen am Kinn. Ich würde ihn nicht gerade gutaussehend nennen, aber er hat was. Nach dem Unterricht bin ich hinter ihm zur Tür gegangen und dabei ganz dicht an ihn rangerückt. Jetzt weiß ich, daß er nach »Brut« riecht.
Als Kuprekski heute in den Bus stieg, ist Les sitzengeblieben und hat ihn vorbeigelassen. Les sah aus wie ein getretener Hund. Es geschehen noch Zeichen und Wunder.
12. Januar
Heute rief mich Mr. Taylor in sein Büro und fragte, ob ich beim Schülerbeirat mitmachen will. Brett Du-Shane, der Vertreter des ersten Jahrgangs, ist in den Weihnachtsferien weggezogen, und sie brauchen einen Ersatz. Ich will nicht. Aus meiner Klasse ist sonst nur Kimby Quinn dabei, und mit der mag ich nicht Zusammenarbeiten. Mr. Taylor hat wieder mit den College-Bewerbungen angefangen und daß ich mir jetzt schon darüber Gedanken machen soll. Ich sagte, ich würde es mir überlegen, und bin gegangen. Warum läßt er mich nicht in Ruhe? Ich habe ihn nicht um seine Hilfe gebeten.
Der Neue, Aaron Silver, ist in allen College-Kursen. Wir sind auch in derselben Klasse. Gleich in der ersten Stunde neben ihm zu sitzen war ein schöner Anfang für den Tag, Im Unterricht war er sehr still, bis auf Französisch. Als die alte Sängerin ihn fragte, wie viele Jahre Französisch er schon gehabt hat, stand er auf und hat auswendig ein Gedicht («Le Roi Du« Irgendwas) aufgesagt. Die alte Sängerin kriegte den Mund nicht mehr zu. Er hat mich angegrinst und sich wieder hingesetzt.
Beim Mittagessen meinte Ralph, Aaron wäre ein Angeber und ein eingebildeter Fatzke. Lesly fand, daß es kein Fehler ist, selbstbewußt zu sein. Und Mag sagte: »Wen interessiert das? Seine Augen sind einfach traumhaft.« Ich habe geschwiegen, denn ich war zu sehr damit beschäftigt, heimlich Aaron zu beobachten. Er saß allein hinten in der Cafeteria und hat Duff böse angeschaut.
21:35
Habe gerade mit Marsha geredet. Sie sagt, der Schülerbeirat ist große Klasse, Ich soll mitmachen. Ich glaube, ich tu' es. Vielleicht muß ich dann nicht mehr so viel an Miles denken.
Apropos Miles: Eigentlich könnte ich mir mal wieder ein Geschenk machen. Jeff ist den ganzen Abend weg.
13. Januar
Heute habe ich mit Oma die alte Frau besucht, um die sie sich als »Christin mit helfenden Händen« kümmert. Sie heißt Patsy. Als wir bei ihrem Haus in Nome ankamen, war Patsy draußen und schaufelte den Schnee vom Grabstein ihres verstorbenen Mannes. Er steht in ihrem Vorgarten. Als ich Oma fragte, warum da ein Grabstein steht, antwortete sie: »Weil ihr Mann dort begraben ist. Und jetzt sei still.« Ich dachte noch darüber nach, als Oma mich rief, damit ich ihr helfe, Patsy ins Haus zu bringen. Sie hatte nur einen Bademantel und Pantoffeln an. Ihre Füße waren Klatschnaß, und sie Klapperte mit den Zähnen. Beim Rein bringen hat Oma Patsy ordentlich ausgeschimpft, aber Patsy war das egal. Sie hat gelacht und Oma einen Kaffee angeboten. Ich bin ziemlich schnell dahintergekommen, daß bei Patsy eine Schraube locker ist. Sie hat Geleebohnen in die Kaffeemaschine gefüllt und sie eingeschaltet. Als ich was sagen wollte, legte Oma den Finger auf den Mund und flüsterte ganz leise: »Nimm den Kaffee und bedanR dich.« Ich habe genickt und zugeschaut, was Patsy jetzt macht.
Die Kaffeemaschine hat angefangen zu rülpsen und eine scheußlich aussehende Flüssigkeit ausgespuckt. Patsy holte schmutzige Kaffeetassen und schenkte uns welchen ein. Dann setzte sie sich hin und redete von ihrer Enkeltochter, die sie nie besucht. Ich wollte Oma fragen, ob die Enkeltochter echt ist oder ob Patsy sie nur erfindet. Aber Oma war zu sehr damit beschäftigt, zu nicken und leise »Gott steh dieser Frau bei« zu murmeln.
Dann rannte Patsy plötzlich ins andere Zimmer, um Fotos von ihrer Enkeltochter zu holen. Oma ging zu den Küchenschränken und machte sie auf. Drinnen standen nur Dosen mit Hundefutter. Ich fragte Oma, wo der Hund ist, und sie antwortete: »Kein Hund. Patsy ißt das selber. Mehr kann sie sich nicht
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