Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
wiederzusehen.
16:45
Heute ist eine Frau in den Sportunterricht gekommen und hat uns Aufklärungsunterricht gegeben. Sie erzählte uns ein bißchen was über Aids und darüber, wie man es sich holt. Alle Jungen wollten lieber Volleyball spielen, bis sie ein Kondom und eine Banane rausgeholt hat. »So tut man es drauf«, sagte sie. Und dann hat sie das Kondom über die Banane gestülpt. Die anderen fanden das echt witzig.
Als sie kurz rausgegangen ist, hat Les eine Handvoll Kondome aus ihrer Tasche geklaut und sie verteilt. »Benutz sie wie ein braver Junge«, sagte er. Die Krankenschwester kam zurück und hat nichts gemerkt. Ich steckte meins in die Brieftasche, weil ich ein paar andere Jungs dabei beobachtet habe, Les hat seins aufgeblasen wie einen Luftballon und damit auf dem ganzen Heimweg im Bus Furzgeräusche gemacht, nachdem sein Kondom geplatzt war, nahm er seinen Stift und schrieb auf seinen Sitz: »STOPPT AIDS - KILLT EINE SCHWUCHTEL.« Ich habe mitgelacht. Wenigstens hat Les alles richtig geschrieben - bei ihm ein echtes Wunder.
Heute im Unterricht hat Aaron sehr gut gerochen -herb wie »Aqua Velva«.
20. Januar
Als ich heute aufwachte, war meine Nase völlig verstopft Ich habe eine Erkältung. Oma hat Fieber gemessen: neununddreißig. Sie sagte, ich soll im Bett bleiben, und da liege ich schon den ganzen Tag. Oma mußte gehen und Patsy besuchen, aber Mama war zu Hause. Dauernd ist sie in mein Zimmer gekommen und hat gefragt, ob ich etwas brauche. Ich sagte: »Nein«, und sie ist wieder gegangen.
Als die Post kam, war sie ganz aufgeregt, denn es war ein Brief von Papa dabei. Sie rannte in mein Zimmer und las ihn mir vor, als ob ich zu krank wäre, um ihn selbst zu lesen. Der Brief ist ziemlich kurz. Papa schreibt, daß er uns alle vermißt. Aber er weiß, daß Riverbrook das Beste für ihn ist. Er kann es kaum erwarten, nach Hause zu kommen und sich von Oma bekochen zu lassen, weil »das Essen in Riverbrook ein Schlangenfraß ist«. Er weiß nicht, wann er gesund genug sein wird, um wieder nach Hause zu kommen, aber er hofft, daß es bald soweit ist. Mama hat den Brief zusammengefaltet und auf den Kalender geschaut. Dann sang sie sehr langsam und hübsch: »Happy Days Are Here Again«. Ich weiß nicht, warum sie sich dieses Lied ausgesucht hat.
Während Mama den Brief gelesen hat, ist mit ihr etwas Seltsames passiert. Ich habe die ganze Zeit ihr Gesicht beobachtet. Nach »Ihr Lieben« hat es angefangen zu leuchten. In der Mitte des Briefes hat sie ihre Frisur aufgemacht und die Haare offen über die Schultern fallen lassen. Dann, kurz vor »in Liebe, Jonathon«, lächelte sie. Ich habe gesehen, wie die Jahre aus ihrem Gesicht verschwunden sind, und mußte die Nase zusammenkneifen, um nicht zu niesen. Sie hat scheußlich gejuckt. Doch ich wollte Mamas Stimmung nicht stören. Jetzt ist sie in der Küche und singt wieder »Happy Days«. Ich weiß immer noch nicht, warum.
21. Januar
Weil ich weiter wie blöd niese, mußte ich heute nicht mit Oma in die Kirche. Danke, lieber Gott. Marsha ist vorbeigekommen und hat Mama Karten für ein Lasagneessen der »National Honor Society« in ein paar Wochen angeboten. Mama hat zwei gekauft. »Für mich und Jonathon«, sagte sie. Marsha hat zwar die Augenbrauen hochgezogen, aber den Mund gehalten.
Oma hat sich furchtbar über Patsy aufgeregt. Sie sagt, Patsy ist heute auf allen Vieren rumgelaufen, hat gebellt und ihr Hundefutter aus einer Schüssel vom Boden gegessen. Sie ist erst aufgestanden, als Oma ihr den Kopf getätschelt und »braves Hündchen« gesagt hat. Oma findet, daß Patsy jemanden braucht, der dauernd bei ihr wohnt. Als ich sie gefragt habe, warum sich niemand darum kümmert, antwortete Oma: »Weil es allen egal ist.«
22. Januar
Ich bin jetzt im Schülerbeirat. Mr. Taylor sagte, alle Mitglieder haben meinen Antrag angenommen. Ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen soll. Kimby kam heute in der Pause zwischen zwei Stunden zu mir und meinte, daß wir beide viel Spaß haben werden. Dabei hat sie es tatsächlich geschafft, mir ein paar Fussel vom Hemd zu pflücken. Ich habe genickt und » hoffentlich« geantwortet. Wenn sie mich während einer Sitzung anfaßt, schreie ich los. Beim Mittagessen habe ich es den anderen am Tisch erzählt. Lesly und Ralph haben sich beide gefreut. Mag war sauer, daß Mr. Taylor nicht sie gefragt hat. Ich habe sie beruhigt, es würde bestimmt furchtbar langwellig werden; also hätte sie Glück gehabt. Sie hat mir das
Weitere Kostenlose Bücher