Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
sagte, niemand interessiert sich für «eine alte Schachtel, die Hundefutter frühstückt.« ln der Schule halten alle die Zeitung für einen »Witz«, und »wenn Mama oder Oma rausfinden, daß du solches Zeug schreibst, kannst du dich auf was gefaßt machen.«
»Sie werden es nicht rausfinden«, gab ich zurück, riß die Zeitung ab und warf sie in den Abfall. Jeff war eine Weile ganz ruhig. Dann fragte er mich aus heiterem Himmel, was zwischen mir und »dem Typen mit dem Ohrring« läuft. »Wir sind Freunde«, habe ich gesagt. Jeff hat wieder angewidert geschnaubt und gesagt: »Solche Freunde brauchst du nicht.«
Am liebsten hätte ich ihn zur Sau gemacht. Er hat kein Recht, über meine Freunde herzuziehen. Die meisten SEINER Freunde sind Analphabeten und können keinen vollständigen Satz sprechen. Aber ich habe es mir verkniffen. Habe den Mund gehalten, Jeff mit seinem Ball spielen lassen und an meinem »Sturmhöhe«-Referat gearbeitet.
10. März
Aaron hat mich heute nach der Schule besucht. Fast wären wir erwischt worden. Wir mußten drüber reden. Es war wirklich knapp und hätte für uns beide schreckliche Folgen haben können. Ich kam gerade aus einer Schülerbeiratssitzung, und Aaron stand am Trinkbrunnen. Vor mir ging Dorian. Sie traf ihren Freund Clyde und küßte ihn auf die Wange. Dann gingen die beiden weg. Als ich Aaron dort stehen sah, wollte ich ihn küssen. Ich weiß nicht, wo ich meinen Kopf hatte, aber ich ging einfach auf ihn zu und hob schon die Hand, um sie ihm auf die Schulter zu legen. Aaron riß die Augen auf, und dann hat er mir plötzlich die Fuße weggezogen. Ich fiel vornüber auf den Boden. Anscheinend sah es aus, als wäre ich gestolpert, denn ich habe ein paar Mitschüler hinter mir lachen hören. Dann hat Kimby gefragt: »Was ist passiert?«
Aaron hat sich über mich gebeugt und schnell an meinen Schnürsenkeln gezogen. »Er ist über seinen Schnürsenkel gestolpert«, sagte er. Ich bin fluchend aufgestanden, habe Aaron böse angeschaut und bin gegangen. Dabei wäre ich um ein Haar wirklich über meine Schnürsenkel gestolpert. Ich war stinksauer auf ihn. Kimby ist mir auf den Fersen geblieben und wollte wissen, ob alles in Ordnung ist. »Ja«, log ich.
»Du mußt besser aufpassen«, sagte Aaron heute abend zu mir. Er war nicht sauer, sondern stellte nur eine Tatsache fest. Ich war seiner Meinung. Eigentlich wollte ich ihm die Geschichte von Dion Hatch erzählen, um ihm zu zeigen, daß ich weiß, warum ich vorsichtig sein muß. Aber dann überlegte ich mir, daß Aaron wahrscheinlich eine ähnliche Geschichte kennt. Wir haben geredet und beschlossen, uns in Gegenwart anderer Leute nicht anzufassen. Und wir werden uns in den nächsten Wochen nicht so oft zusammen sehen lassen. Wird ganz schön hart werden. Doch es ist sicherer so.
Aaron blieb noch ein bißchen. Es war ganz ruhig in der Wohnung, denn alle waren ausgeflogen. Wir saßen zusammen auf dem oberen Bett und haben geredet. Über alles. Die Schule, die Eltern, alles mögliche. Es ist komisch. Ich wollte mehr, und ich glaube, daß er es auch wollte. Aber da er mich nicht für aufdringlich halten sollte, habe ich meine Hände bei mir behalten. Außerdem fürchtete ich, daß jeden Moment Oma reinplatzt, mit einem Kreuz rumwedelt und uns beide zur Hölle wünscht.
12. März
Kimby, Aaron und ich haben heute in Naturkunde zusammen an einem Experiment gearbeitet. Wir mußten einen Barsch sezieren und die inneren Organe beschriften. Während Aaron nach dem Magen stocherte, hat Kimby mit ihm geflirtet. Das hat mich echt auf die Palme gebracht, denn sie hat immer wieder mit ihrer alten Fusselabpflückmasche angefangen. Am liebsten hätte ich ihr eine geklebt. Als sie das Herz des Barsches finden sollte, setzte sie ein Kleinmädi-Gesicht auf und bat Aaron, ihr zu helfen. »Warum, das kannst du doch auch selbst«, hat er gesagt.
Er hat Kimby das Herz selbst suchen lassen. Sie hat die ganze Zeit geschmollt, aber ich konnte sehen, daß sie nicht wirklich sauer war. Die ganze Zeit hat sie Aaron angelächelt. Mach einer Weile hatte ich ihr Getue satt und habe ihr geholfen. Sie hat währenddessen Aarons Hintern angegafft. »Phyllis Shlaffy wäre stolz auf dich«, meinte Aaron nach der Stunde zu Kimby. Kimby fragte mich, wer Phyllis Shlaffy ist. Ich habe keine Ahnung. Aber ich glaube nicht, daß Aaron es als Kompliment gemeint hat. Kimby war das egal. »Ich glaube, ich hab' mich verliebt«, hat sie mir ins Ohr flehaucht. Bis jetzt hat sie mein
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