Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
Alles, was sich die Woche über aufgestaut hatte, brach jetzt in zehn Minuten aus uns heraus. Eine Kleine Explosion nach der anderen. PENG! PENG! PENG! Dann kam Mrs. Silver singend an Aarons Tür vorbei. Als Aaron ihre Stimme hörte, ist er aufgesprungen. Ich auch. Ich habe gespürt, wie mein Schwanz schrumpft und sich tot stellt.
Aaron und ich haben uns ans jeweils andere Ende des Bettes gesetzt und getan, als wäre nichts gewesen. Ich hatte solche Schuldgefühle. Schuldgefühle und gleichzeitig eine solche Wut.
Die restliche Zeit haben wir kaum noch geredet. Wir haben ferngesehen. Das war leichten als einander anzuschauen. Um acht ist Mama gekommen und hat mich abgeholt.
»Was habt ihr den ganzen Tag gemacht?« wollte sie wissen.
»Hauptsächlich Hausaufgaben«, sagte ich.
19:15
Habe gerade Scott und Mag vor der Tankstelle gesehen. Sie haben Scotts Auto vollgetankt. Scott hat den Zapfhahn gehalten, und Mag stand hinter ihm, die Arme um Scotts Taille gelegt, und hat seine Hände angefaßt. Als Scott fertig war, hat sie seine Brust gestreichelt und seinen Nacken geküßt. Ich hätte Kotzen Können. Ich habe mich ganz schnell geducKt, damit sie mich nicht bemerken.
15. März 9:45
Aaron hat mich gefragt, ob ich ihn heute wieder besuchen will. Aber ich kann nicht. Papa Kommt heute abend aus Riverbrook zurück und Oma verlangt, daß Jeff und ich heute zu Hause bleiben und alles vorbereiten. Sie hat mir einen Staubwedel in die Hand gedrückt und Jeff befohlen, den Küchenboden zu putzen. Sie selbst rast mit dem Staubsauger durchs Wohnzimmer. Als ich sie fragte, warum wir alles saubermachen, meinte sie, wir müssen Papa zeigen, daß wir auch ohne ihn klarkommen.
16:56
Gerade hat Mama Papa aus Riverbrook zurückgebracht. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, daß Mama überglücklich sein wird, aber irgendwas scheint sie zu ärgern. Papa ist ganz schlank und sieht sehr erholt aus. Er hat mich gefragt, ob ich ihm noch etwas sagen will, jetzt, da er wieder zu Hause ist. Aber ich bin so glücklich wegen Aaron, daß es mir egal war, »Willkommen daheim«, hörte ich mich sagen. Im Moment läuft Papa durch die Wohnung und schaut sich alles an. Er meint, er hat sie schon so lange nicht mit »nüchternen Augen« gesehen.
Ich glaube, wir haben alle Angst. Vor allem Mama. In den letzten Monaten hat sie darüber nachgedacht, wie ihr neues/altes »Leben aus dem Familienalbum« aus-sehen soll. Ich schaute Papa an und versuchte, den Mann von den Fotos im Album zu sehen, aber es geht nicht. Die Fotos stammen aus einer anderen Zeit. Es waren andere Menschen. Ich frage mich, ob Mama auf der Heimfahrt derselbe Gedanke gekommen ist.
16. März
Heute früh auf dem Schulparkplatz habe ich Aaron getroffen, der gerade den »Rufer« verteilte. Ich schnappte mir einen Stapel und versorgte die Leute aus Tranten Township damit. Als ich Jeff auch eins geben wollte, hat er es mir gleich wieder in die Hand gedrückt und meinte: »Laß mich mit dem verdammten Ding in Ruhe«, in der Hausaufgabenzeit hat Duff uns wieder in sein Büro geschleppt und uns Nachsitzen aufgebrummt. Wenn wir weiter offen gegen seine Anweisungen verstoßen, will er »drastische Maßnahmen« ergreifen. Auf dem Weg zurück ins Klassenzimmer fragte ich Aaron, was Duff mit »drastischen Maßnahmen - meint »Wahrscheinlich müssen wir jetzt einen Monat lang das warme Mittagessen nehmen«, antwortete Aaron. Ich habe gelacht, obwohl ich es nicht witzig fand.
Als ich nach der Schule heimkam, war Papa dabei, den Couchtisch abzuschleifen. Möbel restaurieren ist eins von den Dingen, die er in Riverbrook gelernt hat Er ist ganz ruhig, außer wenn die Schleifmaschine anspringt. Dann singt er irgendwas mit »Lächelnden irischen Augen« oder so ähnlich. Anscheinend geht es ihm gut. Seit er zurück ist, habe ich noch nicht richtig mit ihm geredet. Ich weiß nicht, ob ich mich darüber freue, daß er da ist. Papa benimmt sich, als wäre er nie weggewesen. Er hat es sich gleich wieder bei uns bequem gemacht.
Ist mir egal. Ich habe jetzt Aaron. Alles ist gut.
17. März
Heute nach dem Aufwachen hat Papa uns allen eine kleine Rede gehalten. Es ging um gebrochene Versprechen und darum, daß er jetzt unsere ganze Hilfe braucht, wenn er die nächsten Wochen überstehen will. Er sagt, daß wir die »Mannschaftschaft« sind und er Ist der Kapitän. Jeff und Ich haben uns angeschaut und das Gesicht verzogen. Die Rede Klang, als hätte Papa sie seit Wochen geübt. Aber schauspielerisch war er
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