Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
abkaufen, was sie dir erzählen«, meinte Aaron. »Sie liegen nämlich meistens falsch.«
Ich bin sauer geworden und wollte wissen, ob er den Glauben an Gott für falsch hält. »Mein«, hat Aaron gesagt. »Aber an Gott zu glauben, nur weil es bequem ist oder weil es einem von Geburt an eingetrichtert wurde, ist falsch. « Dann meinte er, ich muß selbst nach der Wahrheit suchen. Zur Abwechslung mal meine eigenen Entscheidungen treffen.
Auf einmal wirkte er richtig wütend. Er hat mich gefragt, warum ich mich geweigert habe, mit dem »Rufer« aufzuhören, und Duffs Papier nicht unterschrieben habe. »Weil du es auch nicht unterschrieben hast«, sagte ich.
Da ist Aaron total ausgeflippt. Er meinte, daß man sich im Leben nicht nur nach anderen Leuten richten darf. Ich muß selbst entscheiden, was mir wichtig ist, und Partei ergreifen. Ich kann nicht auf einem Zaun sitzen und ständig je nach Lust und Laune hin und her springen.
»Zeig mir, wie das geht«, sagte ich.
Er antwortete, daß ich das allein lernen muß. Er hat den Computer abgeschaltet und mich lange angesehen. Ich wußte nicht, was in ihm vorgeht. Ich hätte ihn so gerne geküßt, aber ich nahm an, daß ihm das jetzt wahrscheinlich nicht recht war. Weil ich Oma draußen hupen hörte, mußte ich los. Als ich schon fast draußen war, sagte Aaron, daß er mich morgen anruft.
Auf dem Heimweg war ich ganz still und habe darüber nachgedacht, was Aaron mir erzählt hat. Finde, er hat recht.
14. März
War heute bei Aaron. Es war schön. Auf der Hinfahrt fragte Mama: »Was macht ihr beide denn den ganzen Tag bei ihm?« »Hauptsächlich Hausaufgaben«, habe ich gesagt. Das war zwar gelogen, aber einfacher als die Wahrheit.
Mit Aaron und mir ist es komisch. Wir kennen beide die Regeln nicht. Weil wir niemanden als Vorbild haben, improvisieren wir. Wir tun einfach, was uns Spaß macht. Eigentlich reden wir die meiste Zeit. Heute vormittag haben wir ein Modellflugzeug gebaut und über unsere Kindheit gesprochen. Als Aaron vier war, hat eine Sozialarbeiterin versucht, ihn seinen Eltern wegzunehmen, weil sie glaubte, daß er in einer solchen Umgebung sicher mißhandelt wird. Ich habe ihm von meiner Kindheit in Tranten Township erzählt und daß mein Vater mich immer mit dem Bambusstecken verdroschen hat. Bei uns hat nie eine Sozialarbeiterin geklingelt.
Am nachmittag haben wir Zeitschriften gelesen und über die Artikel geredet. Im »Time « war ein Brief von einem Typen namens Bill T. Walsh abgedruckt. Er schreibt, die Schwulen bedeuten das Ende der menschlichen Rasse, weil sie sich nicht fortpflanzen. Bill hat eine Heidenangst, daß plötzlich alle auf der Welt beschließen, schwul zu werden. Wohin soll denn das führen? Die Menschheit wird aussterben. Habe Aaron gefragt, was er davon hält, und er meinte: »Das ist Scheiße. Es gibt auf der Welt genug Heteros, um den Planeten noch mindestens zehn Generationen lang zu bevölkern - wenn die Welt nicht schon vorher kaputtgeht.« Aaron sagt, es gibt wichtigere Dinge, über die man sich Gedanken machen muß, als daß die ganze Welt plötzlich schwul werden könnte. »Die Obdachlosen zum Beispiel ... Und wieviel Geld Nancy Reagan im Weißen Haus für Porzellan ausgibt.«
Am Abend haben wir ferngesehen und drüber geredet. Es lief ein Talentwettbewerb. Die Teilnehmerinnen waren eine Blondine namens Bambi Lynne und eine Brünette namens Jasmine Findley. Habe Aaron gefragt, welche im besser gefällt. Er sagte lange nichts und hat sich angeschaut, wie die beiden in ihren Badeanzügen rumstolziert sind. Dann hat er mich angesehen und meinte: »Der Showmaster.«
Ich habe gelacht und ein Kissen nach ihm geworfen. Anscheinend Kam das für ihn überraschend, denn er ist vom Bett gefallen. Ich lachte ihn aus und fragte, ob er sich weh getan hat. Da ist er aufgesprungen, hat sich auf mich draufgeschmissen und mein Gesicht abgeküßt. Ich Konnte erst zu lachen aufhören, als er bei meinen Lippen angekommene war. Mein ganzer Körper hat verrückt gespielt. Ich spürte, wie mein Schwanz hart wurde. Und seiner auch. Aaron hörte auf, mich zu Küssen, und hat tief Luft geholt Ich habe mein Gesicht gegen sein Grübchen gedrückt und angefangen, seinen Hals zu Küssen. Habe seinen schweren Atem in meinem Haar gefühlt. Es war, als würden zwischen uns Funken sprühen. Doch wir sind nicht in die Luft geflogen, sondern immer enger zusammengedrückt worden. Immer wieder. Wir haben uns geküßt und geküßt. Die Wangen. Die Nasen. Die Stirn.
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