Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
Geheimnis für sich behalten. Ich kann es mir nicht leisten, daß sie eine Wut auf mich kriegt.
Auf der Busfahrt nach Hause fragte sie mich dann, ob Aaron eine Freundin hat. Ich habe rasch überlegt und sagte: »Ja. Sie heißt Connie und wohnt in Boston.« Kimby hat was gemurmelt und ganz frustriert aus dem Fenster geschaut. Doch ich mache mir ihretwegen keine allzugroßen Sorgen. Sie geht jetzt schon seit vier Wochen mit Bert Dane, und der bleibt bestimmt noch ein paar Monate aktuell. Hoffentlich hat sie Aaron bis dahin vergessen.
13. März
Mr. Mariner hat mich heute zur Schnecke gemacht. Eigentlich hätte ich eine Liste von Fragen über den Erzherzog Ferdinand und Sarajewo zusammenstellen und sie der Klasse vortragen sollen. Doch ich habe es vergessen. Genauer gesagt, ich habe mich daran erinnert, aber den ganzen Abend mit Aaron telefoniert. Er hat angerufen und war ganz aufgeregt wegen dem nächsten »Rufer«. Die Titelgeschichte soll den Fernsehprediger-Wahn behandeln. Vor ein paar Wochen hat er in Lipton einen Mann kennengelernt, der durch eine Krebserkrankung ein Bein verloren hat. Als der Mann erfuhr, daß er Krebs hatte, hat er Timmy Will fünfzig Dollar in der Woche geschickt, damit er für sein krankes Bein betet. Die Wochen vergingen, das Bein wurde schlimmer, und Timmy erwähnte den Namen des Mannes nicht ein einziges Mal in seiner Sendung. Weil das Bein schließlich amputiert werden mußte, will der Mann Timmy Will jetzt wegen unterlassener Hilfeleistung verklagen. Aaron findet das ist eine echte amerikanische Tragödie.
Ich habe gemeint, daß der Artikel wirklich gut ist. Aber Duff wird bestimmt im Karree springen, wenn er ihn liest. »Habe ich etwa Angst vor Duff?« hat Aaron gefragt. Ich kannte die Antwort. Wir haben geredet und geredet, bis ich auf die Uhr schaute und merkte, daß es schon fast zehn war. Dann tauchte Oma auf und brüllte, ich soll zu telefonieren aufhören und ins Bett gehen.
Miles - Mr. Mariner hätte das alles sowieso nicht interessiert. Er versteift sich auf den Erzherzog Ferdinand. Ich erklärte vor der ganzen Klasse, daß ich die Hausaufgabe »einfach vergessen« habe. Da hat er die Krise gekriegt und gemeint, das wäre eine faule Ausrede. In letzter Zeit hätte ich ohnehin nur noch faule Ausreden auf Lager. Jetzt muß ich bis Montag einen Aufsatz von fünfhundert Wörtern über Ferdinand schreiben.
Warum bin ich bloß jemals auf diesen Typen gestanden?
»Hat's gestern nacht mit Ihrer Frau nicht geklappt?« hätte ich ihn am liebsten gefragt, nachdem er mich abgekanzelt hatte. Aber ich habe es mir verkniffen. Ich war zu sauer. Beim Rausgehen sagte Aaron zu mir: »Was ist dem denn über die Leber gelaufen?« »Schlumpfine«, habe ich geantwortet.
Weil ich sowieso nachsitzen mußte, habe ich versucht, in dieser Zeit den Aufsatz über Ferdinand zu schreiben. Aber jedesmal, wenn ich das Buch aufschlug, sind mir die Augen zugefallen. Außerdem mußte ich ständig Aaron anschauen. Er saß auf der anderen Seite des Zimmers und schrieb einen Artikel für den »Rufer«. Aaron ist nun mal viel interessanter als Ferdinand.
22:57
»Glaubst du an Gott?« fragte Aaron mich heute abend, als wir am »Rufer« arbeiteten.
»Ja , sagte ich, ohne darüber nachzudenken. Aaron hätte mich genausogut fragen können, ob die Gänse im Winter in den Süden fliegen. Ich habe mir einfach noch nie Gedanken darüber gemacht. Gott ist im Himmel, und das ist eine Tatsache. Aaron schwieg und tippte in seinen Computer. Allmählich bin ich nervös geworden. Schließlich fragte ich, ob er denn an Gott glaubt. »Früher schon ... Aber jetzt nicht mehr«, antwortete er.
Ich war total geschockt und habe jeden Moment damit gerechnet, daß ein Blitzstrahl durchs Fenster zuckt und ihn zerschmettert, noch nie hatte ich jemanden so offen sagen hören, daß er nicht an Gott glaubt. »Warum nicht?« fragte ich.
Er hat mit dem Leid in der Welt angefangen und damit, daß Gott wahrscheinlich schon von Anfang an seine Lieblingskinder hat. Weil es immer dieselben Leute sind, die wieder auf den Füßen landen. Und auch dieselben, die immer in die Röhre gucken. Ich wollte ihm gerade sagen, daß mir dieser Gedanke auch schon gekommen ist, als er fragte: »Warum glaubst du?«
Zuerst wußte ich nicht, was ich sagen soll. Diese Frage hatte mir noch nie jemand gestellt. Dann antwortete Ich: »Weil ich nie was anderes glauben wollte.« Das war die Wahrheit. »Du kannst doch nicht durchs Leben gehen und anderen Leuten alles
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