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Das Knistern in den Sternen: Roman (German Edition)

Das Knistern in den Sternen: Roman (German Edition)

Titel: Das Knistern in den Sternen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Kalman Stefánsson
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verschwinde in Dunkel.

14
    Ein kaltes Frösteln, anschließend drei Tage lang 39 Grad Fieber mit trockenem Husten und leichtem Kopfschmerz, dann ist es überstanden. Schlimmere Auswirkungen hatte die Spanische Grippe nicht auf Urgroßvater. Das war im Winter 1918. In der Ferne, wo die Welt aus dem Meer steigt, tobt noch immer Krieg, trockene Socken wären das größte Glück des einfachen Soldaten – abgesehen davon, zu überleben.
    Drei Jahre zuvor, als Visionen, Gesellschaftsordnungen und die Bedeutungen der Worte draußen in Europa ins Wanken gerieten, hatte das isländische Parlament dem Land die Prohibition verordnet. Überall werden Feiern abgehalten, Hoch und Niedrig sind im Siegestaumel geeint, und der fähigste Prediger des Landes, Pfarrer Haraldur Nielsson, spricht von einem triumphalen Erfolg über eine der Ausgeburten des Teufels. Urgroßvater hört sich die Rede an einem milden Januartag an, überall ist geflaggt. Dann geht er nach Pingholt hinauf, noch immer wohnen sie in der Kellerwohnung in der Óðinsgata. Urgroßvater betrachtet das Alkoholverbot als einen persönlichen Gefallen, »Einer der bedeutendsten Tage in der Geschichte unserer Nation« titelt die Zeitung, die aus seiner Manteltasche ragt.
    »Ich bin gerettet«, sagt er zu Urgroßmutter und zitiert ihr aus dem Gedächtnis Haralds flammende Predigt. Da bricht es aus ihr heraus: »Kein bisschen bist du gerettet, kein Gesetz kann so jemanden wie dich retten. Draußen in Europa versinkt die Welt in Schutt und Asche, und ihr tut so, als würde das Verbot von Alkohol das Böse ausrotten! Willst du nicht den armen Jungen draußen an der Front von deiner Prohibition schreiben? Dann tut es vielleicht nicht so weh, einen Arm zu verlieren oder zu sehen, wie der eigene Kamerad in Stücke geschossen wird.«
    Große Landkarten sind in der Óðinsgata an den Wänden aufgehängt, und die Urgroßeltern verfolgen den Verlauf des Krieges so genau, wie es hier, so weit von allen Ereignissen entfernt, nur möglich ist. Bunte Nadeln stecken die Fronten ab, sie ist für die Deutschen, er für die Alliierten, beide haben Sympathien für die Russen.
    Die Welt steht in Flammen, doch in ihrem Leben sind es die ruhigen Jahre.
    »So muss das Leben sein«, sagt Urgroßvater, »man geht spazieren, sieht zu, wie die aufziehende Dämmerung den Himmel färbt, und zu Hause warten Frau und drei Kinder. Wer mehr vom Leben will, ist ein bedauerlicher Tropf, arm im Herzen.«
    Urgroßvater besucht Gisli, um mit ihm eine Zigarre zu rauchen, sie sitzen in seiner Bibliothek. »Arm im Herzen«, wiederholt Urgroßvater. »Im Gras zu liegen und den Bekassinen zuzuhören, auf die Fragen deines Sohnes zu antworten, langsam deine Frau auszuziehen – ist das nicht wichtiger für dein innerstes Wesen als eine angesehene Position in der Gesellschaft?«
    Eines Abends folgt Gisli dem Rat seines Freundes, lässt die Buchhaltung Buchhaltung sein und unternimmt einen Spaziergang, um die Sterne zu betrachten.
    »Ich bin zu ehrgeizig«, sagt er ein paar Abende später entschuldigend zu Urgroßvater. »Der Sternenhimmel ist wirklich schön, aber ich habe trotzdem schnell kalte Füße gekriegt und einen steifen Hals vom ewigen Nach-oben-Gucken; bei all dem hatte ich vor allem den Einfall, ob sich mit dem Import von gefütterten Schuhen nicht ein hübsches Sümmchen verdienen ließe. Mit dieser Idee im Kopf lief ich nach Hause. Du musst entschuldigen, alter Freund, aber so bin ich nun einmal gestrickt. Hier, genehmige dir einen Cognac, und lass uns auf deine Sicht des Lebens anstoßen. Es ist die Sicht eines Taugenichts, und sie ist eindeutig schöner und humaner als die des Geldmachers. Also genehmige dir einen! Das bringt dich nicht um.«
    »Nein, wohl kaum«, sagt Urgroßvater und grinst, nimmt einen doppelten, trinkt den geschmuggelten Alkohol und ist mit sich zufrieden, mit seinem Leben, seiner Abgeklärtheit. Die beiden machen sich über den Cognac her, doch sobald der Alkohol Urgroßvaters Blut verdünnt, ändert sich die Welt um ihn herum. Die Selbstsicherheit des Siegers erfüllt ihn, eine Kraft, Bäume auszureißen, und der glühende Wille, Türme zu errichten und von dort seinen Namen in die Welt hinauszuschreien. Erschrocken stellt er das Glas weg.
    Das sind die ruhigen Jahre. Ohne Alkohol, abgesehen von diesem einen Ausrutscher mit dem Cognac. Urgroßvater handelt mit Immobilien und Wäschemangeln, nur so viel, dass es für das Auskommen reicht und sie sich ein paar Bücher leisten

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