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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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worden: Er hatte seinen Platz im Familienpantheon der Patriarchen eingenommen. Obendrein war er frei, diejenige zu heiraten, die er wollte. Nun gab es nichts mehr, das Gemma und ihren Sohn – ihren gemeinsamen Sohn – daran hindern konnte, sich zu guter Letzt mit Vernon zu vereinigen und eine Familie zu werden, denn dafür waren sie immer schon bestimmt.
    Sie hatte gewartet und jeden Tag gedacht, dass er sie abholen würde. Ein Monat verging – und dann ein weiterer. Plötzlich kam kein Geld mehr. Gemma schrieb ihm Briefe. Sie blieben unbeantwortet. Zwei weitere Monate verstrichen; und schließlich, als ihre Geldmittel zu Ende gingen, traf sie die Entscheidung, ihn aufzusuchen.
    Während sie nun mutig auf die Eingangstür zutrat, warf sie einen mütterlichen Blick auf den kleinen Jungen neben ihr und begutachtete ihn. Sie leckte an ihrem Daumen und rieb am kleinen Kinn einen Schmutzfleck fort. »So, das ist schon besser. Halte dich aufrecht, und sei jetzt ein großer Junge«, wies sie ihn an. Dann atmete Gemma tief ein – ihre Hand zitterte – und pochte gegen die Tür.
    Sie wartete einen Moment lang und klopfte erneut an. Auf der anderen Seite war ein Klicken zu hören, und dann schwang die große Mahagonitür ein kleines Stück auf.
    Ein Diener in einem schwarzen Rock starrte sie herrisch an. »Ja?«, sagte er; sein ganzes Auftreten war alles andere als einladend.
    »Wenn es Ihnen recht ist, Melton ...«, erwiderte sie. »Ich bin’s, Gemma Burley. Ich bin gekommen, um Vernon zu sehen.«
    »Vergebt mir, Madam«, erklärte der Diener salbungsvoll. »Ich habe Sie nicht wiedererkannt.« Er öffnete die Tür und erlaubte ihnen einzutreten. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, hier zu warten ... Ich werde nachschauen, ob Seine Lordschaft bereit ist, Sie zu empfangen.«
    »Wir werden erwartet«, erklärte Gemma.
    »Natürlich, Madam.«
    Die beiden wurden im Vorraum zurückgelassen, wo sie im Stehen warten mussten.
    »War das mein Papa?«, fragte der Junge, nachdem der Diener fortgegangen war.
    »Nein, mein Süßer, das war einer der Diener deines Vaters. Er hat viele Diener. Ich vermute, du wirst alle ihre Namen lernen müssen.«
    »Ich bin müde«, sagte der Junge. »Ich möchte mich hinsetzen.«
    »Nicht gerade jetzt«, entgegnete seine Mutter. »Warte noch ein kleines bisschen, und dann werden wir alle zusammen sitzen. Wird das nicht schön sein?«
    »Ich hab Hunger.«
    »Sehr, sehr bald werden wir etwas Gutes zu essen bekommen. Das verspreche ich dir.«
    Sie warteten; und der kleine Junge hampelte herum, bis sie das Geräusch rascher, sich nähernder Schritte hörten. »Da kommt er, Archie. Lächle und schüttle ihm die Hand, wie ich es dir gezeigt habe.«
    »Gemma!«, rief Vernon, der beinahe auf sie zuhüpfte. »Was um Himmels willen tust du hier?«
    »Hallo, Vernon«, begrüßte sie ihn und bemühte sich um eine fest klingende Stimme, während die Erleichterung sie durchströmte wie ein seltenes Stärkungsmittel. Sicherlich hatten sie ihn überrascht. Er trug immer noch seinen seidenen Morgenmantel, und sein Hemdkragen war offen. »Ich habe dir geschrieben, dass wir kommen würden. Hast du meinen Brief nicht bekommen?«
    »Nein, meine Liebe. Ich habe keine Mitteilung dieser Art erhalten.«
    Sie musterte sein Gesicht. Es gefiel ihr nicht, was sie darin erblickte. »Bist du nicht froh, uns zu sehen?«
    »Uns?«, wiederholte er verwirrt.
    »Archie und mich«, erklärte sie. »Wir konnten einfach nicht mehr länger warten.«
    Der dunkelhaarige, gut aussehende Mann blickte hinab auf das kleine runde Gesicht, das hinter den Röcken seiner Mutter hervorlugte.
    »Sehr erfreut«, sagte Archie und streckte dem Hausherrn seine kleine Hand entgegen.
    »Hallo, Archibald; du bist ja wieder ein bisschen gewachsen«, antwortete Vernon und beugte sich vor, um die Hand zu ergreifen. Einen Moment lang hielt er sie fest, bevor er sie losließ. Dann richtete er sich wieder auf und wandte sich an die Mutter. »Du hättest nicht kommen sollen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Es ist ziemlich peinlich. Doch ich kann es erklären.«
    »Aber ich dachte ... also ... jetzt, da dein Vater dahingegangen ist ... Du hast gesagt ...«
    »Ich weiß, was ich gesagt habe«, knurrte er. »Ich habe eine ganze Menge gesagt. Wir alle sagen Dinge, weißt du, die ... nun, macht nichts. Was muss jetzt deswegen unternommen werden?« Er schaute nach unten und schenkte dem Jungen ein schmallippiges Lächeln. »Wir müssen einen Weg finden, um dich wieder nach

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