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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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in welchem.« Er drehte sich wieder um und begann, in die Kirche zurückzugehen.
    »Vielleicht könnt Ihr mir sagen, wie ich ihn am besten finden kann?«, rief Douglas ihm hinterher. Er nahm einen erwartungsvollen Gesichtsausdruck an in der Hoffnung, so den unwilligen Burschen dazu zu bringen, mehr Informationen von sich zu geben.
    »Ich muss Euch um Entschuldigung bitten, Bruder«, entgegnete der Mönch über die Schulter. »Allerdings ist es keine große Mühsal, ihn aufzufinden, denn wenn Ihr nicht in höchstem Maße gesegnet seid, könnt Ihr ihm nicht ohne Gefahr aus dem Wege gehen.«

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NEUNTES KAPITEL

    D as grollende Knurren der jungen Höhlenlöwin kündigte die Ankunft eines neuen Tages und weckte die Schlafenden. Die Burley-Männer scheuchten sich gegenseitig auf und nahmen die ihnen zugewiesenen täglichen Arbeiten in Angriff: Der eine fütterte Baby, der andere bereitete das Frühstück zu, und der dritte sollte nach den Gefangenen sehen. Diese Aufgabe oblag Dex, weil er den kürzesten Strohhalm gezogen hatte. Und so schlüpfte er mit seinen Füßen in die Sandalen, zog seinen Wüsten-Kaftan an und schlurfte aus dem Zelt. Die Sonne war zwar aufgegangen, doch sie stand immer noch so niedrig, dass das frühmorgendliche Licht kaum die Schatten im Wadi zu durchdringen vermochte. Er atmete die saubere Morgenluft einmal kurz ein, gähnte und brach zum Eingang des Grabmals auf.
    Seit von Burleigh der Befehl gekommen war, dass den Gefangenen nicht mehr Essen oder Wasser gegeben werden durfte, bis sie sich bereit erklärten zu reden, hatte sich Dex nicht mehr die Mühe gemacht, den Wasserkanister oder den Essenstopf aufzufüllen. Auch machte er sich nicht die Mühe, für die Lichter den Generator anzuschmeißen. Was er in Erfahrung bringen musste, konnte er im Halbdunkel des Grabmals vom Hohen Priester Anen auch ohne Licht erspähen.
    Während er sich mit einer Hand am Gestein des Treppenschachts abstützte, stieg er die schmalen Stufen in den Vorraum des Grabes hinab. Unten angekommen, blieb er einen Augenblick lang stehen, damit sich seine Augen an die veränderten Sichtverhältnisse gewöhnen konnten, bevor er in die erste Kammer weiterging. Er durchquerte den leeren Raum zur Tür der kleineren zweiten Kammer, in der die Überreste des großen Granitsarkophags standen, der einst den Sarg des Hohen Priesters enthalten hatte. Dieser Raum war durch ein Eisengitter gesichert. Alles war ruhig in der abgedunkelten Kammer.
    Er trat näher heran. Niemand rührte sich bei seiner Ankunft.
    Dex stand da und lauschte einen Moment lang, hörte jedoch nichts – weder das leichte Schlurfen und Rascheln von Menschen, die sich umherbewegten, noch das Ein-und Ausatmen von Schlafenden. Das Grabmal war totenstill.
    »Aufwachen! Aufwachen!«, rief er; seine Stimme hallte laut in der Leere. »Ihr verschwendet die beste Zeit vom Tag.« Er lächelte über seinen kleinen Scherz.
    Niemand gab ihm eine Antwort.
    »Seid ihr da drinnen tot?«, fragte er lautstark und überlegte, dass dies höchstwahrscheinlich der Fall war. Dass die Gefangenen in der Nacht der Krankheit erlegen und Cosimo sowie Sir Henry – zwei richtig edlen Arschlöchern, wie sie im Buche standen – ins Grab gefolgt waren.
    Toll! Nun würde er losmarschieren, den Generator anschmeißen und die Lichter einschalten müssen – und dann sich den Schlüssel beschaffen, hierhin zurückkommen und sich um die Leichen kümmern. Verdammte Plackerei , murmelte Dex lautlos. Aber bevor er sich all diese Umstände machen würde, wollte er sichergehen, dass die beiden übrig gebliebenen Gefangenen am Ende nicht doch einfach nur schliefen. Er überlegte sich, so laut am Eisen zu rütteln, dass die Kerle aufwachten, falls sie noch leben sollten. Und so legte er eine Hand ans Gitter, um es zu schütteln.
    Bereits bei der bloßen Berührung schwang die Tür etwas auf.
    Der Burley-Mann drückte sie ganz auf und ging hinein. Undeutlich konnte er die große Masse des Steinsarkophags im Zentrum des Raums ausmachen, aber der Rest der Kammer war durchdrungen von Finsternis. Er konnte nicht in die Ecken sehen, doch überall lastete eine schwere Stille, und die Luft roch nach dem Übelkeit erregenden, stechenden, süßlichen Gestank des Todes.
    Dex drückte die Rückseite seiner Hand gegen die Nase, drehte sich um und floh aus dem Raum. Was machen wir überhaupt an diesem fürchterlichen Ort , fragte er sich. Was soll das für einen Zweck haben?
    Als er wieder draußen war, saugte er die

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