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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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Gelände mit honigfarbenen Bauwerken, die mit den unterschiedlichsten Hieroglyphen beschriftet waren. Die zusammengestürzten Überreste des einst großen Tempels, auf denen man nun herumtrampelte, würden eines Tages wiederauferstehen. Die zahllosen zerbrochenen Blöcke würde man ein weiteres Mal aufeinandersetzen, die Reliefs liebevoll restaurieren, die Wände und Oberbalken, die Obelisken, die zahllosen Statuen von Göttern und Menschen aus dem Abfall und der Wildnis gleichgültiger Zeitalter wiedergewinnen. Und das Ganze würde man für Touristen zugänglich machen, die dann die Hotelschiffe füllten – Gefährte, die gebaut wurden, um den Nil zu befahren und ihre menschliche Fracht als lebendige Flut über die antiken Stätten zu spülen.
    Aber dies hier ... Diese zerstörte Ruine zeigte, wie der Ort aussah, bevor Ausgrabungen ein großes Geschäft im Land der Pharaonen wurden. Kit dachte darüber nach, was aus dem ausgedehnten Tempelkomplex schlussendlich würde – noch eine weitere Kulturerbestätte, die von Shorts und Baseballmützen belebt wurde. Und er kam zu der Erkenntnis, dass er es sehr viel mehr vorzog, alles so wie hier zu sehen: ein Wald aus halb zerfallenen Säulen und zusammengestürzten Bauwerken, von denen viele noch ihre ursprüngliche Malerei besaßen; hier und da noch ein völlig unversehrter kleinerer Tempel oder Lagerraum, die sich erfolgreich dem Zahn der Zeit widersetzten. Abgesehen von den Bettlern und streunenden Hunden – passen beide eigentlich immer zusammen? – war niemand da. Kein einziger T-Shirt-Laden und kein einziges Coca-Cola-Logo kamen in Sicht. Der einzige Fremde hier war Kit.
    Der Bettler führte ihn durch das planlose Labyrinth der Verwüstung, vorbei an primitiven Zeltlagern von Hausbesetzern und Müllhügeln – augenscheinlich wurden die Einheimischen hier ihren Abfall los –, und dirigierte Kit über zerfallene Relikte mächtiger, gebieterisch wirkender Ramses-Statuen. Schließlich erreichten sie ein kleines, viereckiges Gebäude, dessen Front von einem umgestürzten Obelisk verdeckt wurde. An der Rückseite dieses Bauwerks erspähte Kit eine weiße Klappe aus Leinwand und schritt darauf zu. Über einem ziemlich großen Loch war aus Holz und Leinwand ein wackliger Anbau errichtet worden. Sechs oder acht Männer, die dreckige blaue Kaftane und schwarze Turbane trugen, standen um den Rand der Grube herum, bereit, Körbe voll mit Sand und Gestein entgegenzunehmen, die zu ihnen hochgehievt wurden.
    »Hier ist der Mann, den Sie suchen«, sagte sein Führer.
    Kit betrachtete den Ring aus Arbeitern und dachte, dem Bettler wäre ein Versehen unterlaufen. Er wollte dies schon ansprechen, als eine Stimme aus dem Loch nach oben rief: » Shukran! Shukran! Das ist vorerst alles.«
    Ein weißer Strohhut tauchte am Rande der Grube auf. Es folgte ein rundes, bärtiges Gesicht, das aufgrund der jüngsten Anstrengungen des Mannes gerötet war. Er warf einen Blick auf Kit und reckte die Hand nach oben. »Ich grüße Sie, mein Freund! Ich bin Thomas Young. Wie geht es Ihnen?«
    Kit trat an die Kante des Loches, beugte sich vor und streckte die Hand aus. Er empfing einen kräftigen Händedruck. »Kit Livingstone, Sir. Danke schön; mir geht es gut.«
    »Würde es Ihnen entsetzlich viel ausmachen?«, fragte Young, der immer noch Kits Hand festhielt. »Eine kleine Unterstützung wäre äußerst hilfreich.«
    »Überhaupt nicht«, erwiderte Kit und zog kräftig.
    Der Mann kletterte aus der Grube und klopfte den Staub von seinem beigefarbenen Leinenanzug ab. »Das ist schon besser.«
    Dann richtete er sich auf, stemmte die Hände in die Hüften und betrachtete Kit; seine grauen Augen blickten scharf durch die Brille mit den kleinen runden Gläsern im Stahlgestell. Er hatte eine gedrungene, kräftige Figur und vermittelte den Eindruck von kaum eingedämmter Energie – wie eine gespannte Antriebsfeder. Unter seinem tropischen Leinenanzug trug er ein weißes Hemd und eine Weste aus gelber Seide. Die Stiefel waren schwer und zweckdienlich geformt, von einer Art, wie sie wohl von Soldaten bevorzugt wurden. »So!«, rief er schließlich. »Da haben wir Sie also hier!«
    »Hier bin ich – in der Tat«, bekräftigte Kit.
    Der Arzt stand weiterhin nur da und starrte ihn an, als ob er ein besonderes Ausstellungsobjekt im Zoo wäre. Kit wurde es unter dem prüfenden Blick zunehmend unbehaglich.
    »Ich glaube, wir haben eine gemeinsame Freundin«, platzte es schließlich aus ihm

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