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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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heraus.
    »Richtig«, stimmte Thomas Young freundlich zu. »Das glaube ich auch.«
    »Wilhelmina –«
    »Ein erstaunliches Mädel«, fiel Thomas ihm ins Wort. »Eine höchst bemerkenswerte junge Frau. Sie besitzt eine Willensstärke, der man nur selten begegnet. Eine wirklich einzigartige Person.«
    »Sie ist all das«, räumte Kit ein.
    »Kommen Sie, Sir ... die Hitze des Tages. Wir müssen nicht hier draußen stehen und wie zwei Hinterwäldler schwatzen. Ich habe immer einen Krug Zitronenwasser parat. Erfrischt großartig. Möchten Sie in meinem Zelt eine Erfrischung zu sich nehmen?«
    »Ich wäre sehr erfreut darüber«, antwortete Kit, der sich immer besser in die förmlichere Redeweise des neunzehnten Jahrhunderts einfand. »Ich verschmachte beinahe vor Durst.«
    »Khalid!«, rief Thomas.
    Verblüfft sah Kit, dass der Mann vortrat, der ihn hierhergeführt hatte. Offenbar war er gar kein Bettler, sondern ein Diener von Wilhelminas Bewunderer.
    »Wir ziehen uns in mein Zelt zurück«, teilte Thomas Young mit. »Lass die Arbeiter sich jetzt ausruhen und gib ihnen etwas zu essen und zu trinken. Sag ihnen, dass wir die Arbeit zur üblichen Zeit wieder aufnehmen werden. Wenn du das erledigt hast, dann geselle dich bitte zu uns.«
    Der Diener verbeugte sich leicht, drehte sich um und klatschte in die Hände, um die Aufmerksamkeit der anderen zu gewinnen.
    »Sie haben ihn geschickt, um nach mir Ausschau zu halten«, bemerkte Kit, nachdem die Arbeiter fortgegangen waren.
    »Das stimmt«, erwiderte der Arzt und führte ihn auf ein großes Zelt zu, das im schmalen Schatten zweier Palmen errichtet worden war. »Jeden Tag ist er um diese Zeit gegangen, um nach Ihnen Ausschau zu halten. Ich habe mir gedacht, wenn Sie überhaupt kommen würden, dann sicherlich am Morgen. Denn später ist es einfach zu heiß. Es ist zwar noch immer früh in der Saison, aber schon so abscheulich – viel zu heiß für diese Zeit des Jahres.« Er trat zum Zelteingang und zog die Öffnungsklappe nach oben. »Ich fürchte, ich werde bald gezwungen sein, die Ausgrabungen auszusetzen. Schade.«
    Kit duckte sich unter die Klappe hindurch und trat in einen komfortablen, gut belüfteten Raum, der weniger an ein Zelt, sondern eher an eine Markise erinnerte, da er seitlich offen war: An zwei Seiten hing nur ein hauchdünnes, durchscheinendes Material, das regelmäßig von einem Diener mit Wasser besprenkelt wurde. Er setzte hierfür einen Olivenzweig und einen Holzeimer ein – eine primitive, doch überraschend effektive Form einer Klimaanlage. Die Erholung von der Hitze und der brennenden Sonne trat sofort ein und war höchst willkommen; Kit konnte einen Seufzer der Erleichterung nicht unterdrücken.
    Das Innere war in zwei verschiedene Bereiche unterteilt: Es gab einen Arbeitsplatz mit einem Schreibtisch, einer Lampe, drei Faltstühlen und einer Rohrcouch sowie einen Schlafplatz mit einem Klappbett, das von einem Insektennetz umhüllt wurde. Ein Wandschirm aus ineinander geflochtenen Palmwedeln trennte die beiden Bereiche. Den ein wenig unebenen Boden bedeckten schwere ägyptische Teppiche, die man übereinandergelegt hatte. Das war, so befand Kit, der zeitgemäße Aufenthaltsort eines sehr erfahrenen Reisenden – von einem Mann, der seine Umgebung kannte und verstand. Dies wurde ein weiteres Mal deutlich, als der Arzt den Deckel von einem Becken nahm und aus ihm ein nasses aufgerolltes Tuch herauszog. »Legen Sie sich das um Ihren Hals«, empfahl er und gab Kit das Tuch. Anschließend nahm er sich selbst eines heraus und drückte es sich in den Nacken. Kit folgte seinem Beispiel und fühlte sich augenblicklich besser.
    Neben dem Schreibtisch hatte man auf einem kleinen Dreifuß ein großes, ovales Messingtablett abgestellt, auf dem ein bemalter Tonkrug und mehrere umgedrehte Gläser standen. Neben dem Krug lag eine flache Schüssel mit Mandeln, nach der Thomas Young als Erstes griff. »Hier, mein lieber Freund, essen Sie einige davon«, forderte er seinen Gast auf und hielt ihm die Schüssel hin.
    Kit nahm sich ein paar der stark gesalzenen Mandeln und steckte sie in den Mund; sein Gastgeber tat das Gleiche.
    »In dieser Hitze brauchen Sie Salz. Das ist gut für Sie. Beugt einer totalen Erschöpfung durch die Hitze vor.« Er stellte die Schüssel wieder auf das Tablett und wies auf einen Stuhl. »Bitte setzen Sie sich doch, Mr. Livingstone. Lassen Sie uns eine Weile ausruhen und miteinander reden.«
    Kit ließ sich in den Segeltuchstuhl nieder und

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