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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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weiß von der Hohen Frau der Lichter. Und noch ein paar Dinge, die darüber hinausgehen. Stahlbhalah-Waldo rast durch die Nacht wie ein verängstigtes Kaninchen, die Geister des Gang-gi-ju beben und wagen sich nur zu zweit durch die Hallen unserer Vorväter. Und in dieser Zeit erscheint ein junger Weichkörper, sanft geschubst von der Mutter des Universums. Seltsam, meinst du nicht?«
    »Seltsam ist nicht das richtige Wort. Ich wünschte, es handelte sich nicht um mich«, antwortete Oliver.
    »Eine völlig natürliche Reaktion«, sagte König Dampf. »Aber nun bist du es einmal. Um zu existieren, muss jede Kraft ein Gegengewicht besitzen. Lächeln ist nichts ohne Tränen, Vergnügen nichts ohne Schmerz. Wo es Leben gibt, da gibt es auch Anti-Leben. Wir alle sind bedroht, Oliver Weichkörper, und du bist das, was wir haben – oder vielleicht zumindest die Hälfte davon.«
    »Die Hälfte?«, wiederholte Oliver.
    »Licht und Schatten, Oliver Weichkörper. Männlich und weiblich. Glaub mir, es ist stets am besten, eine gewisse Redundanz im System zu haben. Du bist unser Verteidigungsplan – der Angriffsplan existiert in Jackals an anderer Stelle. Die Beobachter sind normalerweise sehr geschickt – aber vorhersehbar.«
    Oliver stieß einen unsicheren Seufzer der Erleichterung aus. »Ich bin demnach nicht allein?«
    »Das bist du nie, Oliver«, sagte König Dampf. »Obwohl ich angesichts deines bisherigen isolierten Daseins in Jackals begreife, wieso du so empfindest. Ich bin bei dir, nicht zuletzt gerade wegen dieser Angelegenheit, und wir werden gemeinsam schwimmen oder untergehen. Ich wünschte mir nur, ich wüsste, was du bist. Dann würde ich mich wesentlich behaglicher fühlen …«
    »Ich bin nicht sicher. Sie sollten mit meinem Freund Harry reden. Er mag mehr darüber wissen, als er erkennen lässt.«
    »Da magst du Recht haben«, sagte König Dampf, und seine Lippen verzogen sich, bis sie eine Art Lächeln andeuteten. »Aber ich vertraue deinem Freund nicht. Das ist nichts Persönliches, aber mein Land ist vielleicht in der Hinsicht einzigartig, dass es sich als einziger Staat dieses Kontinents keine Geheimpolizei leistet. Seine Kollegen schweben durch den Himmel, zählen unsere Kanonenkisten und planen ihre perfekte Gesellschaft, und sie machen mich nervös. Sie tun so, als seien sie Schäfer, die ihre Herde beschützen und die Wölfe töten. Aber das System des Lebens braucht auch Wölfe, Oliver Weichkörper. Wölfe sind die Herbeiführer des Wandels, die Herbeiführer der Evolution. Der Wandel ist die einzige Konstante, mit der wir rechnen können.«
    »Als eines der Schafe, die er beschützt hat, denke ich in dieser Hinsicht vermutlich anders«, sagte Oliver.
    »Nun denn. Dein Freund wurde – wie heißt der Ausdruck noch, den sie verwenden? Ausgemustert. Ist er nun also ein Wolf, oder ist er ein Wolfschnapper? Wir haben bisher im Zweifelsfall zu seinen Gunsten entschieden. Und ich würde nicht sagen, dass es angenehm war, ihm die Würmer aus der Nase zu ziehen, seit er in unserer Hauptstadt ist.«
    »Ich vertraue ihm«, sagte Oliver.
    »Vertrauen«, sagte König Dampf. »Das Vertrauen der Jugend. Nun, es ist so, dass nur das junge Blut es überlebt, wenn es vom Irrnebel verändert wird. Ich bin sicher, dass die Beobachterin weiß, was sie tut.«
    »Kann Ihr Volk überleben?«, fragte Oliver. »Hinter der Irrnebelwand?«
    »Nicht in einer Form, die als das erkennbar wäre, was unser derzeitiges Dasein ausmacht«, sagte König Dampf. »Im Grunde ähnlich, wie es auch für deine Art zutrifft, Oliver Weichkörper. Aber uns stehen andere … Fluchtwege offen, wenn es zum Schlimmsten kommt.«
    »Es tut mir leid«, sagte Oliver.
    »Das muss es nicht wegen mir«, erwiderte König Dampf. »Ich habe zu lange gelebt und zu viel gesehen. Aber du darfst das Ende nicht zulassen. Es ist eine schwere Bürde, junges Eilblut, und ich wünschte, ich könnte dir dabei helfen, sie zu schultern – aber der Wunsch allein kann das nicht bewirken. Die Dunkelheit der Wildcaotyl steht kurz bevor. Eine Dunkelheit, die so perfekt und vollständig ist, dass sie alles hinwegfegen würde, was dein und mein Volk am Leben hält. Und das müssen wir um jeden Preis verhindern.«
    »Sie sagten, ich sei der Verteidigungsplan«, sagte Oliver. »Und der Angriffsplan …?«
    »Es gibt einen alten Ausspruch in der Kriegskunst«, sagte König Dampf. »Manchmal ist ein guter Angriff die beste Verteidigung. Für dein Gegenstück sieht es nicht gut

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