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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Kupferspur drehte die Vergrößerung noch etwas weiter auf, und die Maschine zischte, als die Gaszylinder den Innendruck verstärkten. »Siehst du die kleineren Organismen in deinen Systemsäften?«
    »Was siehst du, Kleine?« Kommodore Black schob sich näher an Molly heran. »Durch Aliquots verdammtes Periskop?«
    »Na ja, winzige Dinge wie sich bewegende Zahnrädchen wimmeln durch mein Blut wie Schiffsschrauben. Das ist nicht normal, oder?« Ein schreckliches Gefühl machte sich in Molly breit. War sie vergiftet worden, musste sie sterben?
    Kupferspur hielt ein Knäuel bedruckten Bandes aus dem Analysegerät hoch. »Dein Volk hat einen Namen dafür, junger Weichkörper. Popham-Syndrom. Wenn du bei einer medizinischen Operation eine Transfusion benötigtest, würdest du unter Qualen sterben, es sei denn, dass der Spender der Systemsäfte ebenfalls am Popham-Syndrom leidet. Das ist das fehlende Bindeglied, das ist es, was du mit all den anderen Opfern des Pitt-Hill-Mörders gemeinsam hast. Diese Krankheit war nicht in deinen Akten im Berechnungsmaschinensaal von Greenhall vermerkt, weil die Informationseinheit, die deine Daten entdeckt hat, diesen Eintrag gelöscht hat. Ich wette, jeder auf der Liste der Opfer hatte dieselbe Krankheit.«
    »Wieso sollte Molly wegen einer seltenen Blutgruppe ermordet werden?«, fragte Nickleby. »Gibt es vielleicht eine wichtige Person mit dieser Krankheit – und der Mörder will alle möglichen Blutspender auslöschen?«
    »Ein logischer Grund, wenn der Mörder das fragliche Opfer nicht unmittelbar selbst deaktivieren könnte«, sagte Kupferspur. »Aber in diesem Fall nehme ich das nicht an.«
    Einer der Mu-Körper des Querdenkers kehrte mit einem ledergebundenen Folianten, dessen Umschlag gerissen und über die Jahre stark vergilbt war, ins Uhrenzimmer zurück. Kupferspur nahm das Buch und legte es vorsichtig auf eine Werkbank. Dort schlug er es auf, und Molly sah, dass metallische Tinte auf den Seiten glänzte, obwohl das Papier bereits vom Alter heftig in Mitleidenschaft gezogen worden war. Noch nie zuvor hatte sie so schöne Illustrationen gesehen wie diese sorgfältig dargestellten, leicht reliefartigen Metallbilder, um die herum sich eine schwarze Kalligraphie in einer Sprache rankte, die sie nicht kannte. Im Vergleich wirkten die dick umrandeten Abbildungen in den Zeitungen und Groschenromanen von Jackals wie das gelangweilte Gekritzel von Amateuren. Irgendetwas sagte ihr, dass derjenige, der unter großen Mühen Seite um Seite dieses Werkes geschaffen hatte – sicherlich sein Lebenswerk –, nicht zur menschlichen Rasse gehörte.
    Kupferspur bewegte einen eisernen Finger über die Seite, und Molly sah, was er ihr zeigen wollte – einen Regenbogenblock, den sie zunächst für eine abstrakte Dekoration am Seitenrand gehalten hatte. Die Zeichnungen stellten Ansammlungen derselben kleinen Dinge dar, die Kupferspur ihr in den Flüssen ihres Körpers gezeigt hatte. Pfeile deuteten von der Schrift zu den Illustrationen; sicherlich handelte es sich um Benennungen der Geschöpfe.
    »Siehst du, Molly Weichkörper? Der Medizinerrat deines Volkes bezeichnet das Popham-Syndrom als Krankheit deiner Systemsäfte, aber das ist es nicht. Es ist eine Gabe!«
    »Eine Gabe, die dazu führen könnte, dass sie unter dem Messer eines Quacksalbers stirbt«, brummte der Kommodore. »Solche kreuzverdammten Gaben kannst du behalten.«
    Molly beruhigte den Kommodore. »Was meinst du damit, eine Gabe?«
    »Hast du nicht das Gefühl, der Mechomanik besonders zugetan zu sein, Molly Weichkörper? In den Maschinenräumen von Greenhall hast du Sinn und Zweck des Radnedge-Rotators erkannt, nachdem du ihn nur einmal angesehen hattest. Schleichrad und Silber Einrohr folgten dir instinktiv durch die Höhlen des Gesetzlosenreichs, Überwacher Rotrost gab sein Leben, um dich zu schützen, nachdem er nur einmal die Gang-gi-ju-Rädchen geworfen hatte.«
    Molly erinnerte sich daran, wie ihre Finger über Einrohrs Sichtkristalle geglitten waren und ihm das Sehen von Farben zurückgegeben hatten. »Ich kann nicht leugnen, dass ich mich zu Ihrem Volk hingezogen fühle und ein Talent für die Reparatur von Maschinen habe – aber dafür habe ich immer schon ein Händchen gehabt.«
    »Das hast du, und zwar deswegen, weil du mit einem Fuß zu der Welt der Eilblüter und mit dem anderen zur Rasse der Dampfmänner gehörst, junger Weichkörper. Diese Geschöpfe in deinem Blut gehören zu meinem Volk. Sie sind von

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