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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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»Ich bin genauso wie Sie alle.«
    »Sie können nicht genauso sein, Oliver. Nicht nach vier Jahren hinter der Irrnebelwand. Sie sind der Einzige, der je dahinter war und lebend zurückgekehrt ist.«
    »Ich kann mich an diese Zeit nicht erinnern.«
    »Was haben Sie hier für ein Leben, Oliver? Ihre Nachbarn und Freunde haben Angst vor Ihrem Hals, solange ihn kein Bändigerring umschließt, sie haben Angst, dass Sie eines Tages irrvernebelt und durchgedreht erwachen. Zeigen Sie mir, was wirklich in Ihnen steckt, und gestatten Sie es mir, Sie für die Sondergarde zu rekrutieren.«
    »Hundred Locks ist mein Zuhause.«
    »Es ist Ihr Gefängnis, Oliver. Sie wären unter Ihresgleichen viel glücklicher. Hauptmann Flare würde Sie in der Legion wie einen Bruder willkommen heißen. Bonefire und die anderen großen Kämpfer in der Garde würden Sie zu einem Helden machen.«
    Oliver schwieg.
    »Das gemeine Volk verehrt die Garde, Oliver. Es gäbe kein Wirtshaus im ganzen Königreich, in das Sie nicht gehen könnten, ohne dass Jackalianer sich darum reißen würden, Ihnen ein Getränk zu spendieren. Und die Frauen, Oliver. Sie haben noch nicht gesehen, wie die Frauen die Sondergarde anschmachten und an den Lippen der Männer hängen. Die Autoren der Dock Street würden in ihren Herten aus Ihren Abenteuern Mythen machen. All das könnten Sie haben. Und was haben Sie hier?«
    »Meine Freiheit«, sagte Oliver ruhig.
    »Eine seltsame Art von Freiheit«, erwiderte der Zauberer. »Und sie war bisher sehr billig für Sie. Der Tag mag jedoch nicht mehr fern sein, wo Sie feststellen, dass der Preis sich erhöht hat.«
    »Ich bin normal«, protestierte Oliver, und die Worte klangen hohl, noch während er sie sprach. »Normal.«
    Pullinger und sein Amtsgehilfe packten ihre Sachen zusammen. »Eines Tages wird Ihnen ein Ausrutscher passieren, Oliver. Sie werden die Kontrolle verlieren und enthüllen, was Sie wirklich sind. Und wenn das geschieht, dann werden wir da sein, um Sie festzusetzen. Oder Sie aufzuhalten.«
    Sergeant Cudban schüttelte den Kopf, als die beiden Zauberer gingen. Eine Reihe polierter Säbel und Gewehre lag vor ihm auf dem Tisch. »Ich bewundere deine Energie, Jungchen. Aber tust du dir damit einen Gefallen?«
    »Meinen Sie, ich sollte ihm das geben, was er will?«
    Cudban zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, ob du einen Hauch Irrnebel in deinen Knochen hast, Jungchen, aber die vier Jahre hinter der Irrnebelwand bedeuten für sie ganz einfach lebenslänglich. Sie werden dich in der Bezirksregistratur lassen, bis deine Haare grau geworden sind und du am Stock gehst. Das ist doch kein Leben für dich.«
    »Es ist nicht fair.«
    »Ich kannte mal einen Polizeimeister von Harn Yard, Jungchen. Wenn der es sich einmal in den Kopf gesetzt hatte, dass du schuldig warst, dann hättest du vor dem Schicksalsmann genauso gut gleich gestehen und damit dein Urteil mildern können, egal, ob du unschuldig warst oder nicht. Sie werden dich schnappen, so oder so.«
    »Selbst dann, wenn ich gar nicht irrvernebelt bin?«
    »Gerade dann, wenn du es nicht bist, Jungchen. Sag ihnen doch einfach, der alte Isambard Kirkhill schicke dir Botschaften aus dem Jenseits – und dann lass sie dir den Selbstmordring um den Hals legen und dich zur Sondergarde stecken. Er hat nicht gelogen, was das angeht. Die leben in Middlesteel wie die Hüter. Ein paar leichte Aufgaben, beispielsweise das Volk vor dem König beschützen. Und wenn das Parlament dich in wirklich harte Kämpfe schickt, dann lass die harten Presser wie Hauptmann Flare in den Ring steigen. Noch vor Mittwinter würde ich in der Middlesteel Illustrated lesen, was du für ein wunderbarer junger Streiter bist.«
    Aber Oliver dachte nicht an die Sondergarde. Er dachte an das Irrenhaus von Hawklam, an die zischenden, gifttriefenden Worte des Flüstermanns, und er fragte sich, wie es sein würde, wenn man ihn den Rest seiner Tage in eine dunkle, stickige Zelle gleich neben dem unmenschlichen Traumjäger einkerkerte.
    Vielleicht war es sein sechster Sinn, irgendetwas in ihm, das endlich die Erwartungen der Irrnebel-Behörde erfüllte: Oliver wusste jedenfalls schon, als er die Hintertür von Seventy Star Hall öffnete, dass etwas nicht stimmte. In der Abstellkammer war alles wie immer – die Sammlung von Harken, Tontöpfen, alten Gartenstiefeln und der staubige, mit einem Tuch bedeckte runde Tisch.
    Dennoch richteten sich alle Härchen in Olivers Nacken auf, und er spürte intensiv, dass die

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