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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Schlägern und Verbrechern. Und er hatte ihn in Seventy Star Hall seinem Schicksal überlassen. Oliver sah nun auf den Steckbrief, den Cudban in Händen hielt: Harry Staves gezeichnetes Porträt bückte ihn über einer Zeile voller Blutcode-Siegeln an, deren Informationen nur von einer Berechnungsmaschine gelesen werden konnten, dann folgte eine Täterbeschreibung. Die roten Buchstaben sprangen Oliver entgegen. Harry Stave. Entkam 1560 kurz vor seiner Hinrichtung aus dem Bonegate-Gefängnis. Darunter befand sich eine lange Liste falscher Namen. Und am Ende der Seite prangten zwei übergroße Initialen: I. K. -Immunität durch die Krone, falls der Gesuchte tot abgeliefert wurde.
    Cudban nahm ein Gewehr von dem Gestell an der Wand, klappte den Lauf der Waffe auf und setzte sorgfältig eine Glaspatrone ein. »Dann hat er also Damson Griggs erwischt, Jungchen? Verdammter Mordbube. Na, diesmal wartet nicht nur das Hanfseil auf ihn, selbst, wenn er sich stellt.«
    »Aber er hat mich gehen lassen«, sagte Oliver. »Er hätte mich auch töten können.«
    »Reine Geltungssucht«, sagte der Hauptmann von Harn Yard. »Es hat doch keinen Sinn, eine breite Spur bösester Schurkentaten zu hinterlassen, wenn die Schmierenblättchen sie anschließend einer rivalisierenden Bande zuschreiben.«
    Der Brigadier hob einen Säbel vom Tisch. »Wo sind Ihre anderen Konstabler?«
    »Einer ist auf dem Flugplatz, der andere ist in Richtung Deich und Hundred-Locks-Kanal unterwegs«, knurrte Cudban. »Bis ich die zusammengetrommelt habe, könnten Stave und seine Leute schon halb nach Hamblefolk geflüchtet sein.«
    »Das ist nicht gut«, sagte der Brigadier.
    »Ich habe der Bezirksverwaltung gesagt, dass wir hier unterbesetzt sind«, erklärte Cudban. »Vielleicht sieht man das jetzt endlich ein, wo es hier einen Mord gegeben hat.«
    »Nein«, sagte der Brigadier. »Ich meinte, das ist nicht gut für Sie.«
    Er riss den Säbel hoch und stieß ihn Cudban in den Bauch, und als der Sergeant zurückstolperte, drehte er die Klinge um. Blut rann aus Cudbans Mund, als er seine gurgelnden letzten Atemzüge tat. Gleichzeitig wand sich Bates’ Arm um Olivers Hals, und eine Faust prallte gegen seine Wirbelsäule, so dass der Junge zu Boden stürzte.
    »Es ist eine schlimme Sache«, sagte Morgan und sah Cudbans Todeskampf mit feierlicher Würde zu, »wenn ein junger Mann irrvernebelt wird und jeden in seinem Heim umbringt.«
    Sein Kollege drückte Oliver zu Boden wie ein Berg. »Und dann noch seinen Registraturbeamten umbringt.«
    Oliver trat um sich, fand aber keine Möglichkeit, sich zu befreien. Der Brigadier zog eine fadendünne Schlinge unter seinem Mantel hervor. »Und dann hängt sich der Junge aus Scham über seine Tat an einem Balken in der Wache auf.«
    Die Schlinge glitt über seinen Kopf und schnitt in Olivers Hals.
    »Wie lange, was wetten Sie, Hauptmann?«, fragte Morgan.
    »Bei seinem Gewicht?«, antwortete Bates. »Drei Minuten.«
    »Das ist zu wenig«, erwiderte Morgan. »Ich glaube, der Junge ist ein Sechs-Minuten-Zucker, der die ganze Zeit über würgen und treten wird.«
    »Nee. Dazu ist er zu dürr.«
    »Eine Guinee darauf, Hauptmann?«
    »Abgemacht, Sie alter Schwerenöter.«
    Oliver wurde auf die Beine gestellt, dann zog man einen Stuhl heran und schwang das andere Ende der Schlinge über den Balken.
    »Komm schon, Söhnchen.« Der Brigadier grinste. »Tu dein Bestes und halte vier Minuten durch für mich.«
    Wie in einem Traum wurde der Stuhl unter Oliver mit einem Tritt weggestoßen, und das dünne Seil zog sich fest zusammen – als ob jemand geschmolzenes Metall seine Kehle hinuntergoss. Er stieß mit den Füßen wild in die Luft und versuchte vor Angst zu schreien, aber dazu bekam er nicht genug Luft. Dann kam ihm der Boden langsam entgegen, um ihn mit einem harten Klaps zu empfangen – taten sich unter seinen Schuhen die Tore der Unterwelt auf?
    ‹Roll dich unter den Tisch. ›
    Ein Gewehrknall, und der Brigadier wurde in einem blutigen Nebel durch den Raum geschleudert. Die Pistole, nach der er gegriffen hatte, hing in der Luft. Der andere Beamte von Harn Yard griff nach etwas unter seinem Mantel, aber Harry Stave hielt nicht inne, um Cudbans Gewehr erneut zu laden. Dunkle Räder drehten sich wild vor Olivers verwirrten Augen. Harry Stave schoss wie ein Wirbelwind durch den Raum – konnte sich überhaupt jemand so schnell bewegen? Das Seil musste die Blutzufuhr seines Gehirns unterbrochen haben.
    Bates krümmte sich

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