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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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aufwendiger angelegt – Schmuckpfeiler und dorische Säulen stützten die Decken, als ob die Handwerker des untergegangenen Reiches dazu verlockt worden waren, in einem letzten Aufbäumen ihre ganze Kunst in tiefster Tiefe unter Beweis zu stellen. Was sich jedoch nicht änderte, war die kräftezehrende Hitze und der Schutt geborstener Kristallmaschinen, die früher einmal die Temperatur geregelt hatten, pflasterte die Durchgänge. Gelegentlich kamen sie an einem Kühlkristall vorbei, der noch funktionierte, wie eine Sonne leuchtete und unter der Anstrengung, die ofenähnlichen Temperaturen zu senken, summte und vibrierte.
    Die beiden Freunde überschritten eine Zugbrücke, die sich über einen blubbernden Magmakanal bis zu einer Kammer erstreckte, deren dunkle, ölige Wände bis hoch in die Dunkelheit emporwuchsen. Molly sah zu den Statuen der Wildcaotyl-Götter auf, die diese Höhle säumten und aus einem schwarzen Diamant geschnitten waren, einem dunklen Stein, der das Licht der Wandkristalle zu schlucken schien, die noch in ihren Halterungen flackerten.
    »Sie ist nahe, Schleichrohr. Mein ganzer Körper erbebt unter ihrer Macht.«
    »Wir sind an der tiefsten Stelle der chimecanischen Städte angelangt«, sagte der Dampfmann. »Es gibt nun noch Gänge, die uns weiter voran bis unter den Meeresgrund bringen könnten, aber weiter hinab geht es nicht mehr. Dies ist die Grenze ihres Territoriums, die ganze Tiefe der Wunde, die sie dem Körper der Erde zufügten.«
    Am anderen Ende der Kammer lagen haufenweise Knochen, aber diesmal waren es nicht die Überreste von Weißbeißer-Mahlzeiten, sondern Legionäre aus dem alten Imperium. Sie langen in ordentlichen Reihen vor vier riesigen Türen – Tore, die so groß waren, dass ein jackalianischer Aerostat hindurchgepasst hätte. Zwischen dem Staub und den Knochensplittern lagen schwarze Rüstungsteile, die von Maschendraht zusammengehalten wurden, seltsame Gewehre und Dinge aus Stein und Kristall, die aussahen, als hätte ein Kind sie sich als Spielzeug zusammengebastelt.
    »Sie haben diesen Eingang bewacht, Molly Weichkörper, bis zum bitteren Ende. Sie verhungerten hier auf ihrem Posten, anstatt ihn aufzugeben.«
    Molly erschauerte, als sie durch den Staub trat, der aus den Herzen solcher Männer geworden war – Männer, die ihre Stellung sogar dann noch hielten, als ihre Kameraden vor Hunger und Durst neben ihnen starben. Fanatiker. Sie suchte sich einen Weg durch die uralten Überreste und drückte schließlich mit der Handfläche gegen eine der Türen, auf Metall, das sich in der fiebrigen Luft eigentümlich kalt anfühlte.
    Ihr Blut bewegte sich im Rhythmus seiner eigenen geheimen Gezeiten, und sie stieß ein kurzes Keuchen aus, als ihr Körper sich aus eigenem Antrieb zu einer Seite beugte. Sie versuchte, etwas zu Schleichrohr zu sagen, aber ihre Stimme war ein gurgelndes Maschinengeräusch, dann wärmte ein goldenes Licht ihre Hand und breitete sich über die ganze Tür aus, bis diese so hell wurde, dass Molly ihre Augen schließen musste. Das brennende Leuchten schien durch ihre Augenlider zu sickern, so schmerzhaft, dass sie aufschrie. Dann war es verschwunden und hinterließ einen wilden Kopfschmerz, der hinter ihrer Stirn tanzte. Molly öffnete ihre Augen. Die Türen waren verschwunden, als hätten sie niemals existiert, und sie beide standen am Rande eines polierten Kraters, der mit einem Korallengewächs gefüllt war, schwarz und unendlich verzweigt. Glasfäden, Millionen davon, wuchsen zu Formen, die nach ihrem eigenen Scheinbild des Lebens pulsierten und sich bewegten.
    »Eine Maschine« sagte Schleichrohr voller Ehrfurcht. »Aber nicht von Metall.«
    Molly wurde klar, dass es in diesem Raum kalt war. Nach Tagen glühender Hitze, an denen sie von den kalten Herbsttagen Middlesteels geträumt hatte, zitterte sie nun tatsächlich.
    »Nein, alter Dampfer. Nicht von Metall. Diese Fäden sind kristallisiertes Blut, das die chimecanischen Adeligen aus den Körpern ihrer eigenen Kinder zogen. Das ultimative Opfer, das ihre Götter von ihnen forderten.«
    Mollys Körper bebte vor Ekel angesichts dieser durchtriebenen Widerwärtigkeit, und ihre Nähe setzte die Verbindung zur Hexmachina in Gang. Ihr Blut veränderte sich, die Strukturen ihres Körpers wandelten sich zu etwas Neuem. Sie war die Tochter des Vindex, und der Sklavenphilosoph hatte dieses Ding gesehen, das wusste sie. Er hatte genau dort gestanden, wo sie jetzt stand, und er hatte dieselben Gefühle

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