Das Koenigreich der Luefte
grellem Karomuster, die sich im kalten Wind blähten. Die vorderste Reihe hatte sich beutelartige Schärpen um den Waffenrock geschlungen und blies ihre Sackpfeifen, ein unnatürliches Geräusch, dessen kampfeslustige Melodie vom Wind einmal lauter, dann wieder leiser herangetragen wurde.
»Oberländer!«, rief Mad Jack. »Beim Zirkel, noch nie war ich so froh zu hören, wie eine Katze erwürgt wird.«
Aus der Spitze dieser Gruppe löste sich eine Frau und schritt ihnen entgegen; auf den Rücken ihres braunen Mantels hatte sie drei geladene Gewehre geschnallt. Keine hübschen Jagdflinten, sondern gewöhnliche Brown Janes, das Standardgewehr des jackalianischen Rotrocks. »Bei McConnell. Hüterin McConnell. Ich habe jeden Burschen und jedes Mädel von Braxney bis Lethness bei mir, die Lust auf ein bisschen Gerangel hatten. Wir halten die Grenze zum Kalifen nur noch mit Kindern und ein paar Kompanien vom Clan MacHoakumchild, dabei würde ich eher einem Wiesel im Hühnerhaus vertrauen, als dass ich mich auf einen MacHoakumchild verlasse.«
»Wolltet wohl mal die große Stadt sehen, was?«, fragte Mad Jack. »Ist leider nicht mehr so schön wie früher. Die Shifter haben drüben bei Rivermarsh die Picknickdecken für König Dampf rausgeholt.«
»Wir sind dem Rauch schon selbst gefolgt, Kleiner«, sagte Hüterin McConnell. »Schon seit Tagen sind wir unterwegs, und allmählich haben wir auch mächtig Hunger.«
»Dann lasst uns doch mal gucken, was die Shifter Leckeres dabeihaben«, sagte Mad Jack. »Ihre Pfeifen können uns ein fröhliches Liedchen spielen, wenn wir losreiten.«
»Sind Sie von Sinnen, Kerl?«, erwiderte die Hüterin der Oberländer. »Sackpfeifen spielen die Musik der Trauer. Wir werden ein Totenlied für die Gemeinwohlvertretung und ihre UnterländerFreunde blasen. Ist nicht böse gemeint.«
»Ist auch nicht so angekommen.«
Es dauerte eine halbe Stunde, bis sie die Hügelkette überquert hatten. Als sie den letzten Bergrücken vor Rivermarsh hinuntermarschierten, zogen die dunklen Leviathane der Lüfte hinter ihnen her, eilten über einen Ozean schwarzen Rauchs, den das brennende Middlesteel unter ihren Rümpfen aufsteigen ließ. Olivers Sechser wieherte angstvoll, als sie der Schlacht vor sich ansichtig wurden. Die Dritte Brigade und Tzlaylocs Revolutionsarmee hielten die westliche Seite, König Dampf und die verbliebenen Truppen der Parlamentarier die östliche. Rauchfetzen umgaben die aufeinandertreffenden Heere, und auf den Kugelhagel aus Tzlaylocs Gewehren antwortete das sägenartige Kreischen der DampfmannRepetiergewehre. Von den Anhöhen dahinter schlugen die Kanonenkisten und die Artillerie der Quatershifter ihre eigene Schlacht. Feuer leckte aus ihren Rohren, als sie große Brocken Erde aus dem gefrorenen Boden rissen und die gegnerischen Truppen zerstreuten.
Zischende Energie zuckte durch den Schlachtendunst, dort, wo Weltensänger und Sondergarde ihre Schläge austeilten. Die Kraftlinien pochten in Olivers Wahrnehmung, als die Macht des Landes aus den Knochen der Erde gesaugt wurde. Weiter entfernt auf der Ebene bewegte sich der Schnee phantomgleich hin und her, Gestalten erschienen, wirbelten umeinander und lösten sich dann in Weiße auf. Die DampfoLoas verloren gegen die Wildcaotyl; Oliver spürte ihre Erschöpfung und auch Tzlaylocs Präsenz hinter seiner Armee wie einen stechenden Migräneschmerz. Der Revolutionsführer war nun ein anderer, er war verbunden mit seinen Herren, eine Ameise, die unter dem Stiefel von Riesen zertreten worden war. Sein Hass gegen Jackals wurde nun, da sie von ihm Besitz ergriffen hatten, nur noch vergrößert und leckte in Wellen reinen Abscheus über das Schlachtfeld.
Oliver sah, dass Tzlayloc die Seelen der Toten kanalisierte. Er zog Kraft aus dem schreienden Jackalianer, dem eine fliegende Kanonenkugel das Bein abgerissen hatte, aus dem gleichgemachten Revolutionär, der, nachdem ihm der Hammer eines Dampfritters den Kopf eingeschlagen hatte, im Kreis humpelte, aus den zwei lachenden Brigadisten, die einen Parlamentarier aufspießten, der im Blut eines Kameraden ausgeglitten war, aus den entsetzten Städtern, die panisch von den zusammenbrechenden Drucklufthochhäusern flüchteten, aus den Tränen von Benjamin Carl und Hoggstone, als sie Befehle gaben, die noch mehr ihrer Leute in den Tod treiben würden, und aus dem Schmerz im Herzen Hauptmann Flares, als seine Gardisten die eigenen Leute töteten und Prinz Alpheus wie ein Banner hinter ihm an
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