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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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dem Sicherungsseil.
    »So ist es recht, Kumpel. Jetzt will ich dir mal einen schwarzen Hund für einen weißen Affen vormachen und dir zeigen, wo die Ruderseile der Hotspur verlaufen«, sagte Ewart, der sich auf dem Reparaturkran aufrappelte. »Und dann können wir den Flossenluken einen Besuch abstatten und ein paar Shifter zu ihren Kumpels runterwerfen.«
    Die Information zuckte rasend schnell durch den Rat der Querdenker, floss wie ein Blitz von einem Kopf zum anderen, bevor sie wieder an die MuKörper vermittelt wurde, die bereits auf anderen Luftschiffen waren oder noch auf ihren Abschuss in den Kanonenkisten warteten.
    Fleischmetaller und Dampfkrieger verschwanden gemeinsam im Bauch des Aerostats. Es gab genug zu tun.
    Erde und Flammen spritzten über die schneebedeckte Ebene, während Olivers Sechser die Richtung beibehielt, in die der Junge sein jüngst gestohlenes Pferd drängte; das Reittier war für ein jackalianisches Kavallerieregiment ausgebildet worden und störte sich nicht groß am Kanonendonnern und am Wahnsinn des Krieges, während das Hexenpferd des Flüstermanns lediglich noch folgte, weil es einen anderen Pferdeschweif vor sich hatte.
    Im Durcheinander des Aerostatbeschusses war es schwer auszumachen, wohin sie sich überhaupt wenden mussten. Es war lediglich der Druck der Irrnebler – die Konzentration der Sondergarde –, was ihm erlaubte, sich auf die Ostflanke des Schlachtfelds auszurichten.
    Ein jackalianischer Soldat, der eine Standarte mit den Parlamentsfarben trug, ermunterte mit viel Gebrüll eine Truppe, die ihm gar nicht mehr folgte. Zwei von Ben Carls Rebellen schleppten einen dritten über den Schnee und riefen nach dem Zelt des Feldschers. Oliver deutete in die Richtung, aus der er gekommen war, aber sie hörten nicht auf ihn, sondern eilten weiterhin den Gewehren der Dritten Brigade entgegen. Der Mann, den sie mit sich zogen, war tot. Oliver versuchte, den beiden noch etwas nachzurufen, aber der Kanonenrauch hatte sie bereits verschluckt.
    Ein Karree jackalianischer Infanteriesoldaten löste sich aus dem Gemetzel. Ihre verschiedenen Tschakos und Uniformröcke zeugten davon, dass es sich um eine wild zusammengewürfelte Truppe handelte, die nach dem Fall Middlesteels gebildet worden war.
    Ein Offizier aus der Mitte des Karrees rief ihn an. »Haben Sie die Exoreittiere der Shifter gesehen?«
    »Die sind uns nicht begegnet«, gab Oliver zurück.
    »Passen Sie auf, eine ganze Schwadron von denen zieht hier durch die Gegend. Lanzenträger.«
    Der Offizier wollte noch etwas anderes sagen, aber eine Kugel erwischte ihn von vorn und riss ihn inmitten des Karrees zu Boden. Die Jackalianer sahen voller Entsetzen auf ihren gefällten Leutnant. Aus dem Schnee erhob sich nun ein geisterhaftes Heulen, und darauf folgte eine Meute fliehender Soldaten – es war kein Angriff, sondern ein völlig aufgelöster Rückzug. Jackalianer. Die Bombardierung durch die Aerostaten hatte nun endlich ihren Mut gebrochen. Einige der Männer am Rand des Karrees verließen die Formation und liefen mit den Deserteuren davon. In ihren roten Röcken waren sie leichte Beute für jeden vorbeireitenden Lanzenträger.
    »Haltet die Stellung!«, brüllte Oliver. »Haltet die Stellung!«
    Sie ignorierten ihn. In ihrer Angst und Verzweiflung hörten sie seine Rufe kaum.
    »Der Himmel!«, schrie nun der Flüstermann. »Sieh dir nur den Himmel an!«
    Viele der Luftschiffe hatten aufgehört zu schießen und trieben nun höher, als ob ihre Kontrollkette durchbrochen worden sei, aber es war das, was unter ihnen schwebte, das die flüchtigen Soldaten innehalten ließ. Lange Fahnen aus Rauch und Schneewolken hatten sich zu schwertertragenden Geistern geformt, die um die Aerostaten herumschwebten, während in die Länge gezogene Löwenfiguren an ihrer Seite dahinliefen. Es war, als hätte der Himmel sich geöffnet und die Seele von Jackals herausgelassen.
    »Die ersten Könige!«, brüllte der Flüstermann. »Die ersten Könige sind zurückgekehrt!«
    Auf dem ganzen Schlachtfeld wandten sich die Köpfe nach oben und sahen die geisterhafte Armee über den Himmel ziehen. Kavallerieoffiziere rutschten aus den Sätteln, streitende Soldaten erhaschten einen Blick auf das Spektakel und gerieten ins Stolpern, Sackpfeifer schöpften Atem und ihre wilde, traurige Musik verstummte.
    Tzlayloc, der neben Marschall Arinze stand, schrie die Soldaten der Dritten Brigade an, die mit dem Laden der Kanonen aufgehört hatten und das Spektakel

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