Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
Vom Netzwerk:
starkem, warmem Met, der nach der kalten, wilden Luft der Bergdämmerung dreifach willkommen war. Es war eine kleine Halle, nicht mehr als fünfhundert hatten darin Platz, aber Maelgwyns Truppe war nur mittelgroß, sie zählte nicht mehr als vierhundert Männer. Außerdem hatte er nur selten viele Gäste. Aber das Gebäude wirkte sowohl groß als auch unfreundlich, als wir den Mittelgang hinaufgingen und alle Blicke auf uns gerichtet waren. Die Musik hörte auf, als wir hereinkamen, und der Wind im Strohdach, das Knistern der Feuer und unsere eigenen Schritte waren die einzigen Geräusche. Gawain ging hoch aufgerichtet und stolz, er hielt den Kopf hoch und hatte den Mantel von der linken Schulter zurückgeworfen, um das Heft seines Schwertes zu zeigen. Der Schild mit dem emailverzierten Buckel glänzte auf seiner anderen Schulter. Er ignorierte die starrenden Blicke völlig. Auch Rhuawn sah ruhig aus, aber ich war nahe genug, um zu sehen, wie fest seine Hand das Schwert umklammert hielt. Ich hatte kein Schwert, das ich umklammern konnte, und ich hatte auch nicht den Wunsch, daß diese barbarischen Edlen sahen, wie nervös ich war. Also warf ich, während ich die Halle hinaufging, einen Blick auf die Gesichter der Männer, die am Hohen Tisch saßen.
    Maelgwyn hatte natürlich die Mitte des Tisches inne, er schaute die Halle hinunter auf seine Truppen. Er war ein leichtgebauter Mann mit kupferrotem Haar und einem dünnen Bart. Er trug einen purpurnen Umhang, das war mehr, als sein Stand ihm erlaubte. Um sein Haar lag ein goldener Reif. Der Purpur stand ihm nicht. Er tat so, als ob er mit dem Mann zu seiner Linken redete, aber irgend etwas an der Haltung seines Kopfes sagte mir, daß er uns die ganze Zeit anschaute. Das paßte zu ihm, er war ein Mensch, dem ich auf einem Marktplatz nicht trauen und ihm auch nicht meine Schafherde zum Hüten geben würde. Er sah niedriger aus, als sein Ruf als großer Feind das andeutete; ein elender kleiner Intrigenschmied, der nur zufällig König war.
    Der Mann zu seiner Rechten war von ganz anderer Art. Obwohl auch der nicht übermäßig groß war, so überragte er Maelgwyn doch deutlich, und irgend etwas sagte mir, daß sein Haar einmal wie heißes Gold ausgesehen haben mußte. Jetzt war es grau, und das Gesicht war hager und faltig, seine Augen lagen tief in den Höhlen. Aber diese Augen waren noch immer von einem wilden, heißen Blau. Sie waren wie Agravains Augen. Ich glaubte nicht, daß Agravain seinem Vater so sehr glich, wie Gawain seiner Mutter ähnelte, aber es konnte kein Zweifel sein, daß Lot sein Vater war. Mir fielen die Tage wieder ein, vor mehr als zwölf Jahren, als jede Bewegung des Lot Mac Cormac, des Königs von Ynysoedd Erch, eine Quelle des Klatsches und der Debatte in jedem Königreich von Britannien gewesen war. Damals hatten viele britische Könige nichts unternommen, das nicht von Lot in Dun Fionn befohlen war. Jene Tage waren zu Ende gegangen, als Artus in Britannien das Imperium an sich gerissen und Lot, der in der Schlacht besiegt worden war, dazu gezwungen hatte, Frieden zu schwören und Geiseln auszuliefern. Man konnte noch immer sehen, daß Lot einmal ein großer Mann gewesen war. Als wir uns allerdings dem Hohen Tisch näherten, fiel mir auf, wie müde er jetzt aussah und wieviel älter als seine Frau.
    Wir blieben vor dem Hohen Tisch stehen, und die größte Feuergrube glühte warm in unserem Rücken. Gawain bot Maelgwyn seinen Gruß, indem er sein Schwert zog und es mit dem Heft voran ihm entgegenhielt. Maelgwyn drehte sich endlich um und brach seine gespielte Unterhaltung ab. In diesem Augenblick drehte sich auch der Mann zu seiner Linken um. Das war ein junger Krieger, ungefähr in meinem Alter. Sein blondes Haar war heller als Lots Haar, sein erster Bart lag wie weiche, glänzende Daunen auf seinen Wangen, seine Augen waren von einem klaren Grau. Er war sehr hübsch, und er lächelte grüßend. Es war ein angenehmes Lächeln. Ich fragte mich, wer er war und was er hier machte, aber nur ganz kurz. Gawain sagte zu Maelgwyn: »Maelgwyn ap Docmail, König von Gwynedd, Grüße sendet dir der Pendragon, Artus ap Uther, der Hohe König von Britannien und dein König.«
    Maelgwyn trommelte mit den Fingern auf den Tisch. Nach einem peinlichen Augenblick des Schweigens sagte er mit glatten Worten: »Es freut mich, die Boten meines Herrn, des Pendragon, begrüßen zu können, besonders wenn sie angeführt werden von einem so berühmten Edlen wie dir selbst,

Weitere Kostenlose Bücher