Das Koenigreich des Sommers
jeder schlecht ausgerüstet und fühlte sich elend. Eier verschwanden, ehe sie für einen Kuchen gebraucht wurden; Messer und Töpfe verschwanden ständig und tauchten oft, niemand wußte wie, zum Verkauf an einem Markttag wieder auf. Eine Frau fing an, einen Mantel zu weben, und wenn sie halb fertig war, dann entdeckte sie, daß keine Wolle mehr zu kriegen war. Und wenn sie dann doch noch Wolle erwischte, dann gab es keine Farbe oder nur die falsche Farbe dafür. Maelgwyns Krieger wußten, was vor sich ging, und schlugen die Diener häufig, und die Diener prügelten sich gegenseitig und betrogen noch mehr. Dennoch, irgendwie lief die ganze Geschichte trotzdem bemerkenswert gut, denn alle schoben ihren Ärger auf den hohen Tribut, den Artus verlangte, und hielten die Kriege des Pendragon gegen die Sachsen für die Wurzel all ihrer eigenen, elenden kleinen Schwierigkeiten. Jeder fürchtete seinen Nachbarn und seinen Vorgesetzten, und keiner wagte es, seine Unehrlichkeit bis ins Extrem zu führen. Deshalb war Degganwy eine starke Festung, aber für keinen bot sie viel Freude. Ihre Stärke lag nur in der Gegnerschaft, wie ich sie sah, und keinen Augenblick lang herrschte Einigkeit oder ein freundlicher Gedanke, der sie mit einem zivilisierten Ort wie Camlann verband.
In Degganwy hatte ich mehr Freizeit als in Camlann. Man kannte mich als den Diener des Herrn Gawain, und als solcher hatte ich am Leben der Festung keinen Anteil. Deshalb hatte ich nur die beiden Krieger und ein einziges Haus zu versorgen, dazu die Pferde aus Caer Legion. Rhuawn half mir damit. Gawain war zuerst sehr beschäftigt damit, Maelgwyn zu bedienen oder gelegentlich mit seinem Vater zu reden. Er schrieb Artus am Nachmittag unseres ersten Tages in Degganwy einen Brief, in dem er ihn informierte, wie die Situation war. Er verließ Degganwy zu Pferd, und er hatte das Blatt Pergament unter seinem Hemd verborgen. Er sagte den Wachen am Tor, er müsse dem Pferd Bewegung verschaffen. Ich bin nicht sicher, wie der Brief Artus erreichte. Der Kaiser hat Männer in Gwynedd, die ihm über Maelgwyns Truppenbewegungen berichten, und Gawain wußte, wo er eine Botschaft hinterlassen konnte, obwohl er mit keinem dieser Männer direkt sprechen konnte, ohne ihr Leben in Gefahr zu bringen. Jedenfalls kam er ohne den Brief zurück. Dann verbrachte er auch noch Zeit damit, sich mit Maelgwyn oder Maelgwyns Männern zu unterhalten, mindestens einmal am Tag. Die Tributzahlungen wurden festgesetzt -Maelgwyn gab zu, er müsse wohl >einen Fehler gemacht haben<, und im nächsten Jahr würde er zusätzlich zahlen, um das auszugleichen -, aber von dem, was Lot und Morgas mit Maelgwyn privat besprachen, erfuhren wir sehr wenig. Es schienen keinerlei Vorbereitungen für einen Krieg zu laufen: Keine Boten kamen von den Ynysoedd Erch oder ritten dorthin, und auch die verschiedenen Fürsten von Gwynedd sandten keine Nachrichten. Niemand sammelte Vorräte, es gab keine langen Ausritte der Truppen ins Land hinein - aber deutlich genug war zu sehen, daß zwei solch wichtige Könige sich nicht trafen, wenn sie nicht irgend etwas dieser Art im Sinn hatten.
In all seinen Unterhaltungen mit Maelgwyn oder mit den Kriegern von den Inseln vermied es Gawain sehr gründlich, mit seiner Mutter oder seinem jüngeren Bruder zusammenzutreffen. Wenn seine offizielle Arbeit erledigt war, ritt er gewöhnlich hinaus in die Berge und kehrte erst bei Nacht zurück. Wenn er anwesend war, dann war er ziemlich entnervend. Ja, er war stets untadelig höflich und irgendwie gewillt, allen Wünschen nachzukommen, und er war sogar in der Lage, zu Maelgwyn charmant zu sein. Aber ich hatte nie das Gefühl, daß er wirklich dabei war und daß es ihn kümmerte, was die anderen sagten. Er hatte sich an einen schrecklich stillen Ort hinter seinen Augen zurückgezogen, und von der ersten
Nacht an weigerte er sich, bei irgendeinem Menschen die Vorsicht fahren zu lassen. Ich bemerkte vage, daß es vielleicht die Anwesenheit seiner Mutter in Degganwy war, die ihn verstörte, aber mir gefiel das nicht. Ich begriff auch nicht, warum er seinem Bruder aus dem Weg ging. Rhuawn und ich stimmten darin überein, daß Medraut ein erstaunlich liebenswürdiger Mensch war.
An unserem zweiten Tag in Degganwy kam ich in den Stall, um mich um die Pferde zu kümmern, und stellte fest, daß Rhuawn und Medraut an der Tür eines Stalles standen und ein Tier aus Maelgwyns Bestand begutachteten.
»Diese Bergpferde sind einfach zu klein«,
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