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Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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mag.«
    Über diese Erklärung, daß ich aus freiem Willen Diener war, sah sie sehr verblüfft aus. Also fragte ich sie, ob sie als Dienstmagd geboren sei.
    Sie warf den Kopf zurück. »Irgendwie schon. Mein Vater ist aus seiner Familie ausgestoßen worden, und er war in Lebensgefahr, deshalb ist er aus Erin geflüchtet. Mich hat er mitgenommen. Auf den Orcades hatte er keine Verwandten, also ist er hingegangen und hat sich einen Dienst bei König Lot gesucht.«
    »Wofür haben sie ihn denn ausgestoßen?« fragte ich, ehe mir etwas Besseres einfiel. »Er hat seinen Bruder umgebracht«, sagte sie knapp. Sie nahm mir den Käse ab und öffnete die Tür zu Medrauts Haus, ehe ich begreifen konnte, was sie da gesagt hatte.
    Medraut und Rhuawn hatten aufgehört zu singen und unterhielten sich. Eivlin legte das Brot und den Käse energisch hin und rauschte ins nächste Zimmer. Ich setzte mich und dachte über den Brudermord nach. Sie sagen, daß auf denen, die so etwas tun, ein Fluch lastet, der sich auch auf die Nachkommen erstreckt. Arme Eivlin. Ich fragte mich, wie alt sie damals wohl gewesen war.
    Rhuawn schnitt sich geistesabwesend eine Scheibe Brot und etwas Käse ab und aß. Er hörte Medraut zu, der über das Harfespielen redete.
    ». dreiundzwanzig größere Lieder muß man lernen, und die Familiengeschichten, die noch schlimmer sind.« Rhuawn schnaufte und nickte heftig. »Alles muß im bardischen Stil erzählt werden, der so drückend ist wie ein Sommernachmittag und sehr viel weniger entspannend. Gawain mochte den bardischen Stil, aber er hat ihn nie gesungen. Er pflegte mir die Geschichten immer direkt zu singen, und das war wunderschön.«
    »Ja, er ist ein guter Harfespieler«, stimmte Rhuawn zu.
    Medraut lachte. »Ich dachte früher einmal, er sei gut in allem. Aber. hast du auch einen älteren Bruder?«
    Rhuawn schüttelte den Kopf. »Nein.« Er grinste. »Aber ich hab’ einen jüngeren Bruder, deshalb kann ich es mir vorstellen.«
    Medraut lächelte, aber es war ein verletztes Lächeln. »Dann ist Gawain natürlich. weggegangen. Jahrelang haben wir geglaubt, er sei tot: Kein Wort haben wir von ihm gehört. Und dann kamen die Berichte, daß er in Britannien lebte und für Artus kämpft und daß er großartig kämpft. Zuerst haben wir es nicht geglaubt, aber schließlich mußten wir. Ich weiß nicht, warum er gegangen ist, es sei denn. Meine arme Mutter hat sich sehr große Sorgen gemacht.«
    Rhuawn und ich saßen sehr still. Wir waren verlegen. Medraut schaute uns scharf an. »Ja, das hat sie wirklich. Kommt, ihr glaubt doch nicht all diesen Blödsinn, daß sie eine Hexe ist, oder? Sie ist einfach eine kluge Frau, und deshalb mißtrauen ihr die Männer.«
    Ich dachte daran, wie sie uns am ersten Abend entgegengekommen war, und mir schauderte. Rhuawn hustete und fragte nach der Harfe. Nachdem wir eine Weile der Musik gelauscht hatten, wurde Medraut wieder fröhlicher.
    Als wir zu unserem Haus zurückkehrten, wurde es schon dunkel, und Gawain saß mit untergeschlagenen Beinen auf dem Fußboden und schaute ins Feuer. Er blickte auf und nickte uns zu, als wir hereinkamen, aber das war alles. Rhuawn setzte sich auf das Bett.
    »Ein sehr angenehmer Nachmittag. Wie ist es dir ergangen?«
    Gawain zog langsam mit einer langfingrigen Hand Muster auf dem Boden. »Maelgwyn sagt nichts mehr. Und die Berge sind wunderbar im Frühling.«
    »Wirklich?« Gawain sagte nichts. »Wir verbrachten den Nachmittag mit deinem Bruder, Rhys und ich. Das nächste Mal könntest du mitkommen, anstatt allein in den Bergen herumzureiten.«
    Gawain blickte ruckartig auf. »Mit Medraut? Was habt ihr bei Medraut gemacht?«
    »Hauptsächlich haben wir Harfe gespielt. Er hat eine ganze Menge von dir erzählt.« Rhuawn machte eine Pause, dann fuhr er vorsichtig fort: »Vetter, ich glaube nicht, daß dein Bruder viel von dem weiß, was deine andere Familie macht. Er redet, als ob ihr früher einmal sehr eng befreundet gewesen wärt. Es gibt keinen Grund, dich ihm gegenüber so kalt zu benehmen, wie du das getan hast.«
    »Medraut weiß, warum ich Dun Fionn verlassen habe.«
    »Er hat etwas anderes gesagt.«
    »Ja? Dann hat er gelogen.«
    »Vetter, er ist kein schlechter Mensch. Ich fand ihn sehr höflich, sehr angenehm und großzügig.«
    Gawain warf uns einen langen, dunklen Blick zu, und dann zuckte er die Achseln. »Als ich Dun Fionn verließ, hatte er. gewisse Schritte in Richtung meiner Mutter unternommen.«
    »Könnte es nicht sein, daß

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