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Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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er es sich anders überlegt hat?« fragte ich. »Du sagtest doch, du selbst hättest die Zauberei verleugnet.«
    Gawain rieb sich müde mit den Händen das Gesicht. »Ich weiß nicht«, sagte er nach langer Pause. »Vielleicht. Aber er wußte, warum ich gegangen bin. Ihr meint, ich sollte mit ihm reden?«
    Wir sagten es ihm. »Dann werde ich mit ihm reden. Unter vier Augen. Und jetzt gehe ich und versorge mein Pferd.« Er erhob sich und verließ uns. Er verschwand im kalten Zwielicht.
    »Er hat gerade erst sein Pferd versorgt«, murmelte Rhuawn. »Mit diesem Tier verbringt er mehr Zeit als mit seinen Freunden und Verwandten.« Rhuawn packte einen Strohhalm von der Matratze und warf ihn zornig ins Feuer. Es stimmte, und auch ich ärgerte mich. Aber ich sagte nichts.
    Die nächsten paar Wochen vergingen auf die gleiche Weise. Ich sah Medraut ap Lot ziemlich oft, und er und Rhuawn wurden Freunde und gingen zusammen auf die Jagd. Gawain allerdings erwähnte seinen Bruder nicht mehr, bis endlich Rhuawn das Thema wieder aufgriff. Und da sagte er sehr kalt: »Ich habe mit ihm geredet. Ihr irrt euch sehr, wenn ihr glaubt, daß noch ein Rest Liebe zu mir in ihm übrig ist, und ich glaube, er ist vertraut mit den Plänen meiner Mutter.« Und als Rhuawn den Kopf schüttelte und protestierte, bestand Gawain darauf. »Er sucht euch nicht auf, weil ihm das Licht am Herzen liegt. Ich bitte dich, Vetter, sprich nicht mit ihm. Ich traue seinen Motiven nicht.«
    Aber weder Rhuawn noch ich konnten das von Medraut glauben. Ich meinte, daß mein Herr mit seinem Bruder gestritten haben mußte, als sie miteinander sprachen. Das war ja verständlich, nach einer so langen Trennung und nach einem Wiedersehen unter solchen Umständen.
    Ich hatte jetzt mehr zu tun als am Anfang. Bei einem weiteren Besuch bei Medraut mußte Eivlin, das Dienstmädchen, wieder die eigene Arbeit liegen lassen, um Dinge für uns zu holen, und so hatte ich ihr wieder meine Hilfe angeboten. Während wir von der Festhalle mit einem Krug Wein zu Medraut zurückgingen, wandte sie sich mir zu und fragte tiefernst: »Hast du keine Angst vor dem Fluch?«
    »Vor welchem Fluch?« fragte ich, obwohl ich selbst über den Fluch nachdachte, der auf Brudermord lastet.
    »Sterne des Himmels! Na, vor dem Fluch, der wegen der Tat meines Vaters auf mir lastet. Was glaubst du denn, was ich noch für andere Flüche mit mir herumtrage?«
    »Ach, den Fluch. Ich glaube nicht an Flüche.«
    Sie blieb stehen und starrte mich an. Während sie die Hand auf die Hüfte stemmte, legte sie den Kopf zurück und schaute zu mir auf. »Ich habe also einen Dummkopf vor mir? Du glaubst nicht an den Zauber von Blut und Eisen?«
    Ich legte auch den Kopf zurück und rief aus: »Ich bin ein Christ aus einem christlichen Königreich, und wenn Blut und Eisen einen Fluch tragen, dann wird er durch Blut und Wasser wieder aufgehoben. Ich habe keine Angst vor Zaubereien.«
    »Noch nicht einmal vor der Zauberei meiner Herrin?« fragte sie sehr ruhig. Mir wurde kalt, und ich schwieg. »Du glaubst es also doch.« Sie ging wieder weiter.
    Ich eilte hinter ihr her. »Deine Herrin kann einen schon erschrecken, aber das ändert nichts an meinem Glauben, und kein Fluch ist stärker als die Macht des Christus. Es würde mich nicht kümmern, wenn dein Vater all seine Brüder und auch noch seine Eltern umgebracht hätte.«
    Sie zitterte. »Deine christlichen Zaubereien sind so mächtig? Ich hatte gehört, sie wären. und du bist wirklich ein Christ?« Ich nickte, und sie blieb wieder stehen und schaute mich mit verschlossenem Gesicht an. »Ist es wahr, daß ihr Blut trinkt?«
    Ich war schockiert. Ich hatte zwar gewußt, daß die Ynysoedd Erch ein barbarisches, heidnisches Königreich waren, aber das, was sie da gerade ausgesprochen hatte, war unglaublich. »Ihr heiligen Engel, nein! Wo hast du denn das gehört?«
    »Na, jeder sagt es doch. Du meinst, es ist nicht wahr?«
    »Natürlich nicht. Uns Christen sind keine Zaubereien erlaubt, geschweige denn das Trinken von Blut oder so etwas.«
    Sie zuckte die Achseln. »Nun, ich hatte gehört, die Christen haben einen Ritus, bei dem sie kleine Kinder töten, das Fleisch essen und das Blut trinken. Alle Diener in Dun Fionn sagen das. Ich habe es für eine Zauberei gehalten, die genauso schlimm ist wie die Zauberei meiner Herrin. Und in der Tat, es klang mir auch wahrscheinlich, denn sie hat seit Jahren versucht, den Pendragon umzubringen, und es ist ihr nicht gelungen. Wenn die

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