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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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makellosen Gesellschaft übrig geblieben ist.«
    »Alles, was auf der Erde noch übrig ist«, korrigierte Amelia. Die Professorin sah enttäuscht auf die Ruinen, die sich nun im Lichtkegel zeigten. Aber was hatte sie erwartet? Wie würde Middlesteel aussehen, wenn ein großer Teil der Stadt weggerissen und durch ein Schwebbeben gen Himmel geschleudert werden würde? Ein Krater mit aufgerissenen Fundamenten und Kellern und ein paar aufgebrochenen Atmosfährtunneln, auf die Schutt niedergeprasselt war, als die Stadt in den Himmel stieg. Und wenn diese Überreste noch zehntausend Jahre unter dem Flutwasser eines gebrochenen Damms von der Größe eines Berges verfaulen würden, wie sähen sie dann aus? Sehr ähnlich wie das, worüber sie nun langsam dahintrieben. Eine unter Wasser liegende Müllkippe.
    Amelia versuchte, sich selbst ein wenig aufzuheitern. Einige der größten Entdeckungen der jackalianischen Archäologie hatte man in den Müllgruben vergangener Zivilisationen gemacht. Bull packte ein Eisenrad mit einem Holzgriff und begann es schnell zu drehen. »Damit fahren wir unsere Sammelnetze aus. Halten Sie die Augen dort am Bullauge achtern offen. Wenn wir auf das stoßen, was die Spielzeugflotte unseres Baumkopfs
erledigt hat, dann werde ich unsere Schwimmtanks aufblasen und uns wie einen fliegenden Fisch, der ums Überleben kämpft, an die Oberfläche schnellen lassen.«
    »Sie wissen, was passiert, wenn wir ohne die Krone wieder auftauchen«, erinnerte Amelia.
    »Ich vermute, wir sind dann also tot, ganz egal, was wir tun«, sagte Bull. »Aber eine oder zwei Stunden mehr können sich schon lohnen. Gehen wir an die Arbeit.«
    Amelia fuhr die Greifarme aus und begann, in dem Geröll auf dem Grund des Sees herumzuwühlen. Bruchstücke lagen dort, die vielleicht einmal zu einer Maschine gehört haben mochten, Schutt, der auf einer Seite von Menschenhand bearbeitet war. Unter anderen Umständen hätte sie solche Fundstücke sofort in ihre Netze gesammelt und alles mitgenommen, was dazu hätte beitragen können, Jackals’ Wissen über die camlantische Zivilisation zu vergrößern. Ganze Kisten von Altertümern, die beschriftet, gelagert und von den Untersuchungsteams der Museen und Colleges von Jackals hätten untersucht werden können. Der Zweck der meisten Gegenstände, die sie fand, blieb vielleicht jahrzehnte-oder sogar jahrhundertelang unentdeckt, bis man sie mit anderen in Verbindung bringen und auf diesem Wege ihre Funktion erschließen konnte. Aber ihr würde es nicht möglich sein, diese Reise je zu wiederholen. Es war vielleicht ihre einzige Gelegenheit, sich hier unten mit dem Einverständnis des Daggischtenherrschers umzusehen. Enttäuschung wallte in ihr auf, und Minuten vergingen mit fruchtlosem Herumsuchen, Minuten, die
sich schließlich zu einer Stunde streckten. Wie viel Luft hatten sie noch?
    Dann traf es sie wie ein Schlag. Sie dachte wie eine Archäologin. Der beste Rat, den sie für eine Situation wie diese je bekommen hatte, stammte von einem Grabräuber, der sich auf die chimecanischen Artefakte der Unterstadt spezialisiert hatte. Folge den Fallen. Wo die Fallen sind, ist auch die Beute.
    »Fallen«, sagte Amelia. »Fallen bedeuten Schatz. Diese gesunkenen Tauchboote der Daggischten. Wieso liegen die alle an einem Ort?«
    »Das liegt wahrscheinlich an der Strömung, Mädel«, erwiderte Bull. »Die sind nicht mit Weltensängerzauberei dorthin verfrachtet worden, sondern einfach von den Strömungen hier unten.«
    »Folgen Sie der Strömung.«
    »Das habe ich bisher vermieden«, sagte Bull. »Was auch immer die Daggischtenboote erledigt hat, lebt garantiert irgendwo hier an diesem Strom.«
    »Darauf zähle ich«, sagte Amelia.
    »Na ja, warum nicht«, brummte Bill und wandte die Tauchglocke um, bis sie von einer Unterströmung erfasst wurde. »Wieso stellen wir uns nicht dem Seeungeheuer in seiner Höhle? Dann kriegen wir wenigstens noch etwas zu sehen, bevor wir abtreten.«
    Während sie dem Sog des Wassers über den Seeboden folgten, stellte Amelia fest, dass das Wasser heller zu werden schien, dass die Düsternis der Tiefe nachließ, bis die scharfen Felsklippen vor ihnen sogar Schatten
warfen. Bull kontrollierte den Tiefenmesser auf seinem Armaturenbrett und klopfte auf das Glas über der Anzeige, aber der Zeiger blieb weiter bei achtzig Faden stehen.
    »Wir steigen nicht auf«, sagte Bull. »Das ist nicht normal. Sehen Sie sich dieses Licht dort drüben an, wir könnten ja geradezu in den

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