Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
Vom Netzwerk:
ordentlich was aufs Fell geben. Kurz sah sie zersplitternde Scheiben, als der Wasserdruck die Kuppel zerbersten ließ, ertrinkende Daggischtendrohnen, und dann verlosch das Licht des Tauchboots flackernd und erstarb.

    Das zweite Saatschiff hatte in ausreichender Entfernung beidrehen können, um die Heckgeschütze in Anschlag zu bringen. Zwei Dorne schossen heran, viel schneller, als sie es eigentlich hätten tun dürfen, und zogen einen Schwall aus Luftblasen hinter sich her. Bull tauchte so rasant wie möglich, aber der zweite Dorn schrammte gegen die Schiffsschrauben der Tauchkugel und riss den ganzen Maschinenraum auf. Unter Druck stehendes Dampfmaschinengas entwich zischend ins Seewasser und ließ sie herumwirbeln. Bull riss am Steuerknüppel und schlug mit der Faust auf die Armaturen, aber nichts von dem, was er tat, hatte einen Einfluss auf ihre wilden Drehbewegungen.
    »Ich werde die Tanks ausblasen!«, brüllte Bull. »Halten Sie sich an irgendwas fest und bereiten Sie sich auf ein hartes Auftauchen vor!«
    Amelia verfluchte den Sklavenjäger. Er hätte die Nerven behalten und es ihr überlassen sollen, das Tauchboot-Abwehrnetz mit den Greifern zu zerschneiden. Nun bestand ihr Notfallplan nur noch darin, zur Oberfläche hochzusteigen und um das eigene Leben zu schwimmen. An ein Ufer, an dem jeder Organismus, auf den sie stießen, im Umkreis von hundert Meilen vom Schwarm kontrolliert wurde. Während ihre Ballasttanks mit hoher Geschwindigkeit das Wasser ausstießen, bekam das Fahrzeug eine neue Richtung und propellerte sich wie ein Korkenzieher nach oben, wo es in einer Fontäne aus dem See emporschoss und dann wieder auf die Wasseroberfläche prallte. Zumindest hatte
die verrückte Pirouette ein Ende. Der Brennstoff der Tauchkugel entwich in die Luft. Amelia erhaschte kurz einen Blick auf die Armada von Saatschiffen, die an der Oberfläche auf sie warteten, aber das verbliebene Daggischten-Unterseeboot, das nun neben ihnen auftauchte, versperrte ihr die Sicht. Bull drehte hastig am Verschlussrad des oberen Lukendeckels und zog sich nach draußen. Amelia folgte ihm schnell, die kostbare Krone immer noch an sich gepresst. Auf dem Daggischtenboot öffnete sich langsam eine blendenartige Luke im Turm. Es war brüllend heiß, und eine Mauer gleißender Wärme senkte sich auf sie herab, nachdem sie so lange unter dem kühlen, tiefen Wasser des Sees gefangen gewesen waren.
    »Soldaten kommen«, rief Bull.
    »Das ist unser kleinstes Problem«, antwortete Amelia, die versuchte, einen sicheren Stand auf einem der Gasscheinwerfer zu finden, als ein vorüberfahrendes Saatschiff das Boot mit den Wellen seines Kielwassers zum Schwanken brachte. Sie machte sich bereit, ins Wasser zu springen, aber die Hitzewelle von den Bugkanonen des Patrouillefahrers warf sie zurück. Die Schüsse waren nicht gegen sie gerichtet, sondern gegen den Daggischten-Taucher. Das Visier über dem Flammenwerfer des Schiffs schob sich hoch, und ein Flammenstrahl leckte über den Rumpf des Tauchboots. Brennende Drohnen wurden gegen die offene Blendenöffnung geschleudert, das Tauchboot bäumte sich unter Schmerzen auf, während Brandblasen an seinem Bug hervortraten. Die
Patrouille umschiffte das Tauchboot und hielt auf sie zu. Amelia klammerte sich noch mehr fest, als die Bugwelle des Saatschiffs auf sie zuschwappte.
    War ein Bürgerkrieg im Schwarm ausgebrochen? Herrschte vielleicht grundsätzliche Uneinigkeit darüber, was mit der Krone zu tun war? Dann sah Amelia etwas, das sie auf einem Patrouillenboot der Daggischten niemals erwartet hätte – einen Dampfmann, einen vierarmigen noch dazu, der auf Deck stand. Eisenflanke! Sein Saatschiff glitt über den See, drängte sich zwischen die Tauchkugel und das feindliche Unterseeboot, und die Flammenspritze am Bug pfiff, als verdichtetes Zündfeuer über die gesamte Länge des Daggischtenfahrzeugs leckte. Dieses Gefährt hatte offenbar all jene Verbotsmechanismen überwunden, die normalerweise die Mitglieder des Schwarms daran hinderten, einander anzugreifen, und richtete nun in dem herrschenden Durcheinander große Zerstörung an. Überglücklich darüber, dass Amelia offenkundig noch am Leben war, verfiel Eisenflanke vorn am Bug in einen wilden Stammeskriegertanz.
    Bull entdeckte seinen Onkel, der hinter Veryann in der Kajüte stand, während das Saatschiff an der Tauchglocke längsseits ging. »Das ist wohl ein schlechter Scherz.«
    »Wer steuert dieses Boot, alter Dampfer?« Amelia warf die

Weitere Kostenlose Bücher