Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman
feststellen, dass sich das Risiko gelohnt hat. Ich musste dafür sorgen, dass Ihre Leidenschaft rein blieb, Amelia. Die Wahrheit hätte Sie zweifeln lassen; Sie hätten sich vielleicht sogar geweigert, auf die Suche nach Camlantis zu gehen. Ich habe alles, was ich besaß, auf diese eine Karte gesetzt, und meine Methoden waren nicht immer so ehrbar, wie mir vielleicht lieb gewesen wäre. Manche der Geheimnisse der Kristallbücher habe ich Ihnen nicht offenbart.«
»Welche Geheimnisse? Was im Namen des Zirkels hätte mich wohl davon abbringen können, auf die Suche nach Camlantis zu gehen?«
»Camlantis ist genau das, wofür wir es hielten, und noch mehr, aber die letzten Tage der Stadt auf der Erde waren nicht ihre beste Zeit. Unter der Bedrohung der
Schwarzöl-Horde spaltete sich die camlantische Gesellschaft hinsichtlich der Frage, wie man der Invasion der Barbaren begegnen sollte. Das Kristallbuch, das ich zurückhielt, enthält Einzelheiten über ihren Bürgerkrieg.«
Amelia klappte entsetzt der Mund auf. »Aber das kann nicht sein. Ihre ganze Zivilisation basierte auf Friedfertigkeit, sie waren gar nicht in der Lage –«
»Sie standen vor der Ausrottung«, unterbrach Quest. »Manche Bürger hatten das Gefühl, als bliebe ihnen keine Wahl, als einen anderen Weg einzuschlagen. Diese schreckliche Entscheidung zerstörte Camlantis. Es war kein zufälliges Schwebbeben, das eine geplünderte und zerstörte Stadt traf, und ihr Aufstieg in den Himmel war auch kein edler Massenselbstmord, der verhindern sollte, dass ihr Wissen von den Barbaren missbraucht wurde. Die Camlantiker waren, was Weltensängerkunst und Geomantik betrifft, mindestens so weit wie wir heute. Camlantis wurde durch einen Bürgerkrieg zerstört. Die Kraftlinien wurden strategisch verändert, und die Stadt wurde während der Kämpfe in den Himmel geschleudert.«
Tränen rannen Amelias Wangen hinab. »Nein!« Aber sie wusste, dass etwas Wahres in Quests Worten lag. Die Miniaturwelt unter den Wassern des Ataa-Naa-Nyongmo, die Hallen des Was-wäre-wenn, eine prophetische Warnung vor den Gefahren eines Konflikts. Das war die Warnung vom Schatten ihres Vaters, eine Ermahnung, die wahr geworden war, das war das bittere Lachen der Wüstenhexe in Cassarabien.
»Sie haben sich selbst geopfert, sie haben eher ihr Leben hingegeben, als Gewalt anzuwenden«, hauchte Amelia.
»Es war nur ein weiterer Krieg, Amelia, ein dummer, sinnloser Krieg und ein kleiner Fleck auf einer ansonsten völlig makellosen Weste. Die Camlantiker lebten zweitausend Jahre lang in Frieden und scheiterten erst in ihren letzten Monaten, als sie beinahe schon ausgelöscht waren – wie könnten wir sie deswegen verurteilen?« Quest hielt die schimmernde camlantische Krone hoch. »Und sehen Sie doch nur, wohin Sie Ihre Leidenschaft geführt hat.«
Amelia deutete auf Billy Snow, den man über den Hangarboden davonschleifte. »Ich sagte Ihnen doch, er behauptete, dass die Krone nicht die Position von Camlantis enthält.«
»Eine Halbwahrheit«, erwiderte Quest. »Die Krone enthält die Position der Stadt tatsächlich nicht. Aber dafür den Schlüssel, um ihre Tore aufzuschließen.«
»Einen Schlüssel? Verdammt, es ist ein Schlüssel! Dann wissen Sie schon, wo Camlantis ist?«, keuchte Amelia. »Die ganze Zeit über wussten Sie es?«
»Man könnte sagen, ich weiß, wo es nicht ist.« Quest lächelte leicht selbstgefällig. »Was in diesem Fall ungefähr auf dasselbe herauskommt.«
»Sie sind ein echter Dreckskerl«, sagte Amelia.
»Ich brauchte Ihr Wissen und Ihre Erfahrung«, entschuldigte sich Quest, »und ich zog es vor, nur Veryann alle Informationen zum wahren Ziel der Expedition anzuvertrauen.
Hätten die Daggischten sie gefangen genommen, dann hätte sie Zugang zu einem Kraut gehabt, das dafür gesorgt hätte, dass sie nicht lebend vom Grünnetz vereinnahmt werden konnte. Hätte sich der Rest Ihrer Besatzung geopfert, um das Volk von Jackals nicht in Gefahr zu bringen? Selbst die Camlantiker haben diese Prüfung am Schluss nicht bestanden.«
»Nun, aber wir haben Ihre verdammte Prüfung wohl bestanden«, grollte der Kommodore, »jedenfalls diejenigen, die noch am Leben sind. Wir nehmen unser Geld und machen uns dann auf den Weg.«
»Tatsächlich?«, sagte Quest. »Sind Sie denn gar nicht neugierig? Sie sind herzlich eingeladen, mit mir nach Camlantis zu reisen. Sie werden Dinge zu Gesicht bekommen, die seit vielen Tausend Jahren niemand mehr gesehen hat, und höher
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