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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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»das, wenn ich recht weiß, ursprünglich von euch Eilblütern stammt. Die Wahrheit macht frei.«
    »Nein, alter Dampfer«, widersprach der Kommodore. »In meiner Erfahrung ist es vielmehr so, dass die Wahrheit einen auf den Grund des Meeres schickt, mit einer Ankerkette um die Beine, damit man auf ewig den Mund hält. Aber ich will die Wahrheit hören, trotz alledem.«
     
    Es war genau diese Wahrheit, die auch Abraham Quest im Kopf herumging, der gerade fast genau an jenem Fleck stand, zu dem der Kommodore möglichst geheim vordringen wollte. Billy Snow wartete auf der anderen Seite der Sichtklappe und schien von der Anwesenheit des Schiffseigners ebenso wenig beeindruckt wie von dem Fluchwall, der zwischen ihnen knisterte.
    Billy deutete auf den bewegungslosen, abakusähnlichen Schirm an der Wand. »Sie hätten Ihren Radnedge-Rotator verwenden können, um mit mir zu sprechen.«
    »Das Gerät in Ihrer Zelle scheint nicht mehr zu funktionieren«, erwiderte Quest. »Obwohl meine Mechomaniker auf dem ganzen Schiff keinen Fehler in der Technik finden konnten.«
    Billy zuckte die Achseln. »Man bekommt einfach
keine guten Angestellten mehr, nicht wahr?« Er hob die Arme, die sich ihrer Fesseln entledigt hatten. »Die Leute haben mich noch nicht einmal ordentlich angekettet.«
    »Tatsächlich ist es so, dass ich normalerweise sehr wohl gute Angestellte bekomme«, sagte Quest. »Wenn Sie Ihren Bart abrasierten, Mister Snow, und sich Ihr Haar einen Ton dunkler färbten, dann sähen Sie einem Mann, der mich vor knapp einem Jahr zu töten versuchte, zum Verwechseln ähnlich.«
    »Offensichtlich ist ihm sein Vorhaben nicht gelungen.«
    »Offensichtlich.«
    »Was ist passiert?«
    »Nachdem der Assassine tot war, ließen meine Freunde in der Blutsabteilung von Greenhall seine Probe durch ihre großen Berechnungsmaschinen laufen. Sie machten daraufhin eine interessante Entdeckung: Zum einen gab es keinen Eintrag, der darauf hindeutete, dass er ein Bürger Jackals war, zum anderen rann offenbar eine bisher völlig unbekannte Blutzusammensetzung durch seine Adern.«
    »Vermutlich also ein Ausländer«, sagte Billy.
    »Die Probe war einigen in Jackals vorkommenden Blutgruppen zwar nicht völlig unähnlich, aber einzigartig genug, um als Anomalie gewertet zu werden. Als eine einmalige Anomalie.«
    Billy sah zu Damson Beeton hinüber, die vom Gewicht des Fluchanzugs niedergedrückt in der Ecke ihrer
Zelle saß. Sie vermittelte perfekt den Anschein, dass sie die Unterhaltung überhaupt nicht interessierte. »Anomalien kommen vor.«
    »Das ist wohl wahr«, sagte Quest und nickte. »Es werden beispielsweise Maultiergeschöpfe geboren, wenn man einen Menschen mit einem Greifer oder einem Craynarbier kreuzt.«
    »Craynarbier und Greifer gehören zur menschlichen Rasse«, sagte Billy. »Sie wurden lediglich von ihrer Umwelt auf besondere Weise geformt, und der Fluss des Lebens gestaltete ihre Körper nach einem anderen Muster.«
    »So steht es in unseren wissenschaftlichen Abhandlungen«, sagte Quest. »Aber nun scheint es, als sei mein Möchtegern-Assassine keine einmalige Anomalie mehr, sondern eine, die es zweimal gibt. Und meine medizinischen Mitarbeiter bekamen beinahe einen Herzinfarkt, weil Ihre Blutzusammensetzung nicht nur so ähnlich ist wie die des toten Schurken, der mich im letzten Jahr zu ermorden versuchte, sondern völlig identisch  – nicht einmal Zwillinge sind sich so gleich.«
    Billy zuckte die Achseln. »Die Welt ist klein. Wie groß ist die Chance, dass so etwas passiert?«
    »Ich habe gerüchteweise gehört, dass etwas Derartiges in Cassarabien vorkommen kann, wenn Mutterschoßmagier Kopien der Lieblingsfrauen des Kalifen erzeugen, nachdem ihre Unsterblichkeitsdroge bei den Mitgliedern seines inneren Kreises ihre Wirkung verloren hat.«

    Billy blies die Backen auf wie ein Frosch. »Ich habe etwas zu helle Haut, um zu den Kindern des Kalifen zu zählen.«
    »Sie mögen ja so aussehen wie jemand von uns«, sagte Quest. »Aber die Zusammensetzung Ihres Körpers ist so komplett unterschiedlich, dass Sie einer völlig anderen Art angehören könnten – wie ein Laschlit oder Dampfmann.«
    Billy lächelte und bewegte seine Finger an der Seite der metallenen Zwangsjacke, in die man ihn gesteckt hatte. »Ich fühle mich doch sehr wie ein Mitglied der menschlichen Rasse.«
    »Hätte es irgendeinen Sinn, wenn ich einen meiner Weltensänger hierherbestellte, um Sie einer Wahrheitsprüfung zu unterziehen?«
    »Nun, es wäre

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