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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Erfahrungen mit einem Segelgleiter hat, aber es ist ein großer Unterschied, ob man mit einer Tragfläche aus Seide von einer Klippe des Mechanzischen Rückens springt oder ob man eine heiße Gleiterkapsel steuert.«
    Amelia fiel auf, dass Kommodore Black ihre Assistenten mit einem Blick bedachte, als hätte er es vorgezogen, wenn sie bei ihrem Abschied allein gewesen
wären. Seltsam, Jared war ihr zuvor nie besonders reserviert erschienen. Sie hatte miterlebt, wie der Tauchbootkommandant in einer Stammkneipe überzeugter Parlamentarier lang schon vergessene royalistische Lieder angestimmt hatte, nur um für etwas Aufruhr zu sorgen, und ohne sich allzu viel dabei zu denken.
    »Der verrückte alte Eisenflanke war bei der Kundschafterfaust«, sagte der Kommodore und versuchte gequälter, als nötig gewesen wäre, ein Lächeln zustande zu bringen. »Den könnte man aus einer der Flossenbombenluken abwerfen, und er würde auf seinen Füßen landen.«
    »Und T’ricola hat ihr hartes Exoskelett als Schutz«, sagte Amelia. »Deine Landung wird immerhin vom Gewicht von Quests Silbermünzen abgefedert, von daher wirst du auch ganz sanft nach unten gleiten.«
     
    Veryann sah zu, wie die letzte Geldkiste des Kommodore in die Gleiterkapsel getragen wurde, deren seidengefütterte Flügel von den Matrosen an den Seiten eingeklappt wurden. Die catosische Soldatin würde nicht im Hangar bleiben, wenn die drei Überlebenden der Expedition auf ihre Reise gingen – in dieser großen Höhe würde jeder ohne Atemmaske binnen einer Minute ersticken. Veryann schritt durch den Hangar und zog ihren Höhenmantel fester um sich, um sich vor der Kälte in diesen ungeheizten Schiffsbereichen zu schützen.
    »Sie müssen nun starten«, erklärte ein Hangar-Mitarbeiter dem Kommodore, T’ricola und Eisenflanke. »Wir
nähern uns der westlichen Grenze von Jackals. Wenn Sie es noch länger hinauszögern, dann landen Sie im Hafen von Spumehead und können nur beten, dass ein Fischerboot Ihre Lichter entdeckt, bevor es zu spät ist.«
    Kommodore Black sah Eisenflanke dabei zu, wie er in die Kapsel kletterte, um alle Vorbereitungen für den Start zu treffen, und T’ricola folgte, um die technischen Geräte zu überprüfen. Der alte Tauchbootoffizier wandte sich wieder an den Luftschiffmatrosen. »Ich sehe schon, dass Ihre Eisentaube kein Meersäuferfahrzeug ist. Wir werden versuchen, auf die westlichen Höhen zuzuhalten und der schönen See den Rücken kehren, bis wir wieder festen Boden unter den Füßen haben.«
    »Keine neuen Abenteuer mehr für Sie?«, fragte Veryann.
    »Wenn ich auf einem dieser Luftkriegsschiffe über den Himmel hätte ziehen wollen, Mädel, dann hätte ich den silbernen Schilling der KAM genommen und wäre Wolkenmaat geworden. Sie wären gut beraten, mit mir mitzukommen.«
    »Die freie Gefolgschaft hat eine Blutschuld gegenüber Abraham Quest.«
    »Dann hoffe ich, dass in Ihnen und in Ihren freien Kämpferinnen genug Blut ist, um sie zu begleichen.«
    »Wir haben diese letzte Schachpartie nie zu Ende gespielt«, sagte Veryann. »Als wir unsere Züge im Dreck des Käfigbodens machten, im Reich von Prinz Doppelmetall. Auf der Leviathan gibt es ein oder zwei richtige Schachbretter. Wer weiß, vielleicht würde ich Sie sogar
gewinnen lassen – und das ist ein Angebot, das ich nicht oft zu machen pflege.«
    »Sie haben einen scharfen Verstand, meine Kleine«, sagte der Kommodore, »und noch dazu die Kraft der Jugend, aber ich hätte Sie am Ende doch geschlagen.«
    »Wieso glauben Sie das?«
    »Weil Sie ein wenig zu vorhersehbar sind. Sie folgen Ihrem Soldatenkodex, aber wenn man so etwas so sehr verinnerlicht, dann muss man etwas anderes dafür aufgeben.«
    »Ich denke, auch Sie haben einen Kodex«, sagte Veryann, »auch wenn Sie so tun, als sei das nicht der Fall.«
    »Nein, meine Kleine. Für mich gibt es keinen Kodex mehr. Ich lasse mich jetzt nur noch von den grausamen Gezeiten des Schicksals herumschubsen und versuche, so gut es geht zu überleben.«
    Etwas nagte an der catosischen Offizierin. War es die Eile, mit der die überlebenden Expeditionsmitglieder das Geld in ihre Gleiterkapsel verluden? Oder war es die Steifheit im Verhalten des Kommodore, dessen Unbehagen von einem Gleiter voller jackalianischer Guineen hätte besänftigt sein sollen; es war immerhin genug Geld, um eine ganze neue Flotte von Tauchbooten auszustatten. Der Kommodore hätte bei dem Gedanken daran, den Gefahren ihrer Höhenexpedition über das

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