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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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wolkenlosen Himmel derartige Windstöße gab.
    »Es ist doch nichts da draußen«, wandte sie sich an Quest, während sein Luftschiffsführer die Himmelskarten ausrollte und sie an einen seiner Wolkenmaate weitergab, um dann den Kompass wieder in den Kartentisch
zu schieben. »Was nützt Ihnen nun Ihr Schlüssel? Es gibt kein Schloss, in das er hier passen würde.«
    »Es ist kein Schlüssel dieser Art«, erklärte er.
    »Ach, tatsächlich? Wieso dann gerade hier?«, fragte Amelia. »Wir sind so hoch oben, dass ich die Tintensee unter uns kaum noch sehen kann.«
    »Das ist genau der Ort, an dem wir sein müssen, Amelia. Ich habe Monate Zeit gehabt, um den Inhalt des zweiten Kristallbuchs zu studieren, das mir mein Antiquitätenhändler in Middlesteel zusammen mit dem ersten besorgen konnte. Das zweite Buch enthält den Plan zur Heraustrennung von Camlantis – es beschreibt genau, wo die Gesteinsformationen durch die Energie der Kraftlinien aufgespalten werden mussten. Auch, wie viel Erdenflussenergie man konzentrieren musste, um die Schwerkraft der Gesteinsschichten unter Camlantis umzukehren und die Umlaufbahn und die Höhe zu bestimmen, auf der die Stadt später schweben sollte. Wenn man das weiß, dann kann man genau berechnen, wo am Himmel man nach der verlorenen Stadt suchen muss.«
    »Hier ist allerdings jetzt gar nichts.«
    »Dafür dient der Schlüssel in der Krone, die Sie zurückholten«, sagte Quest. »Die Stadt ist hier, aber sie wurde eingefaltet und in den Rissen der Mauern des Universums verborgen.« Er deutete auf die leuchtenden Kristalle, die aus seinen Maschinen hervortraten. »Sehen Sie einfach nur zu.«
    »Eines bereitet mir immer noch Kopfzerbrechen«, fuhr Amelia fort. »Soweit ich das beurteilen kann, schien
die Verliererseite im camlantischen Bürgerkrieg in der Überzahl zu sein. Die meisten Camlantiker waren offenbar dafür, die Schwarzöl-Horde direkt anzugreifen, als offenkundig wurde, dass ihre Zivilisation dem Untergang geweiht war.«
    Quest verschränkte die Arme hinter dem Rücken. »Sie wollten wirklich gegen die Barbaren kämpfen, um ihre Zivilisation zu erhalten. Ja, nach dem, was ich gesehen habe, würde ich auch davon ausgehen, dass es sich so verhielt. Die Camlantiker waren in ihren letzten Tagen sehr verzweifelt.«
    »Dennoch waren es die wenigen, die weiterhin dem Pazifismus verhaftet blieben, die ihre Stadt außer Reichweite der Horde bringen wollten, Camlantis schließlich angriffen und ihre Gegner im Bürgerkrieg ermordeten. Erscheint Ihnen das nicht als etwas pervers? Eher hätte doch die Gruppe, die den Einsatz von Gewalt befürwortete, bereit sein sollen, ihre pazifistischen Gegner niederzumetzeln, und nicht umgekehrt?«
    Die Maschinenkonstruktionen auf der Brücke begannen zu pulsieren. Es war ein unangenehmes Geräusch, das sich ständig aus dem Bereich hinein und heraus bewegte, den das menschliche Ohr wahrnehmen konnte.
    Robur trat hinzu und klopfte mit einem Klemmbrett voller Schaltbilder gegen seine Hosen. »Solche Widersprüche würden Sie besser begreifen, wenn Sie zehn Jahre in einer organisierten Gemeinschaft von Quatérshift überlebt hätten, Professorin. Die Hand, welche die größte Liebe für die Nachbarn predigt und alles Streben
nach persönlichen Gütern verurteilt, ist nur zu schnell bereit, sich in eine Faust zu verwandeln, um Ihre Familie mit Schlägen zur Unterwerfung zu zwingen.«
    Roburs Anwesenheit vermittelte Amelia ein ungutes Gefühl. Dieser Mann hatte etwas Seltsames an sich, eine manische Energie, die sich wie eine Aura um ihn verdichtete. Es war, als sei Robur zu allem in der Lage und würde seine Stimmung ständig wechseln. Als ob er plötzlich davonrennen, weinend zusammenbrechen oder einen Zornesausbruch haben würde, sobald er auch nur den kleinsten Anstoß dazu bekam. Er war ganz offensichtlich ein gebrochener Mann, dessen Seele in Quatérshift in Fetzen gerissen worden war und nun nur noch von einem ganz dünnen Faden zusammengehalten wurde. Amelia hatte den schrecklichen Verdacht, dass dieser Faden ihr eigener Traum von ihrem Utopia sein mochte. Was im Namen des Zirkels sagte das über ihren Traum, ihre Besessenheit aus? Im Augenblick jedoch verwandte Robur seine ganze Aufmerksamkeit darauf, Quests jüngste Schöpfung funktionsfähig zu halten.
    Plötzlich entdeckte Amelia, dass ein schwacher Funken draußen am Himmel das pulsierende Licht der Maschine auf der Brücke zu beantworten schien. Jedes Aufleuchten der vielen

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