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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Gerätschaften spiegelte sich, um einen Herzschlag versetzt, in der dünnen, kalten Atmosphäre draußen.
    »Es funktioniert!«, rief Robur. »Nach all der ganzen Zeit …«

    »Wir haben beide dafür gearbeitet«, sagte Quest. »Wir wussten, dass wir Erfolg haben würden.«
    Robur beobachtete hypnotisiert das Flackern vor dem Fenster. »Ohne die transmetrischen Ventile, die Sie konstruierten, wäre das nicht möglich gewesen.«
    »Ich habe lediglich das Konzept meiner Berechnungsmaschinen überarbeitet. Die Grundlagen erschienen in einer Veröffentlichung der Königlichen Akademie vor ein oder zwei Jahren«, sagte Quest. »Erhöhen Sie die Kraft. Wir müssen genau die richtige Übertragungsfrequenz erreichen, oder der Schlüssel aus der Krone wird uns nichts nützen.«
    Robur deutete mit seinem Klemmbrett zu den Ingenieuren hinüber, und sie stellten die Rädchen und Hebel der pyramidenförmigen Vorrichtung neu ein. Der Mechomaniker murmelte nun leise vor sich hin und verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen.
    »Ist das ein Gebet?«, fragte Amelia.
    »Ich betete einst morgens, mittags und abends zum Sonnengott«, antwortete Robur. »Darum, dass meine Familie verschont würde. Darum, dass meine Freunde überlebten. Dass sie genug Nahrung hatten. Dass ich wieder als freier Mann würde atmen dürfen. Aber meine Gebete wurden nie erhört. Nun bin ich wie ihr Jackalianer: Ich habe mir eine Religion daraus gemacht, an nichts zu glauben. Die Antwort auf Ihre Frage lautet daher, Nein, ich bete nicht. Ich wiederhole die Schlüsselsequenz für die Ventile.«

    »Es ist nicht so, dass wir an gar nichts glauben«, sagte Amelia. »Wir glauben aneinander.«
    »Ich denke, da würde es mir leichterfallen, wieder den Sonnengott anzubeten.« Robur sprang vor, als ein Dampfstrahl aus einer der Leitungen schoss, die sein Konstrukt versorgten, und drehte die Verbindung hastig zu, während seine Ingenieure eine Ersatzleitung anschlossen. Draußen wurde das Licht immer intensiver, es war nun schon fast zu hell, um es anzusehen. Robur trat stolpernd zurück. Der Dampf aus dem Leck hatte seine Kleidung durchweicht, und auf seiner Stirn stand der Schweiß. »Ich habe keinen Beweis für die Existenz des Sonnengottes oder des Kinds des Lichts in der Welt entdecken können. Aber ich habe Fürst Dunkelsonn in den Herzen und Gesichtern meiner Landsleute gesehen. Ich war Zeuge, wie Feueratem-Nick über das Land zog!«
    Amelia war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, das Spektakel draußen zu verfolgen, oder der Vogelscheuche Robur zuzusehen, wie er zitterte, vergleichbar einem Nuschelkrautsüchtigen, der zu lange keinen Zug an seiner Pfeife mehr getan hat. Der Mechomaniker packte Amelias Hand und drückte sie fest, und ein fanatischer Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Wir werden sie austreiben, die Dämonen, die in unseren Seelen lauern. Dort! Dort liegen die Werkzeuge, mit denen wir die Welt neu formen können!«
    Draußen vor dem Luftschiff veränderte sich das Licht und wurde zu Bruchstücken tanzender Energie. Sie hatte das Licht schon einmal gesehen, am Grund des
Sees Ataa-Naa-Nyongmo. Das Licht dort hatte sie an einen anderen Ort transportiert: Konnte es hier vielleicht etwas in den Himmel über ihrer Erde zurückbringen?
    »Geben Sie Signale an die anderen Schiffe«, rief Quest dem Luftschiffführer der Leviathan zu. »Sie sollen sich zurückziehen. Ich möchte die Besatzungen nicht unnötig verlieren, falls wir hier auf dem falschen Weg sein sollten.«
    Eine Mauer aus Licht zog sich vor ihnen zurück, bewegte sich mit unglaublicher Geschwindigkeit, und jede Meile, um die es zurückwich, enthüllte einen unglaublichen Anblick: einen Anblick, von dem Amelia oft geträumt hatte, von dem sie jedoch nie geglaubt hätte, ihn jemals außerhalb der körnigen Bilder eines Kristallbuchs zu sehen. Tränen liefen Amelias Wangen hinab. »Sie waren nicht auf dem falschen Weg.«
    Die Crew brach in Beifall aus, und ihr Applaus hallte in den Korridoren draußen nach. Überall in dem riesenhaften Aerostat und seinen Schwesterschiffen drückten sich Gesichter gegen die eiskalten Bullaugen, denn unter ihnen hing Camlantis schwebend in der Luft. Das stolze, schöne Camlantis, mit seinen schlanken Türmchen und breiten Prachtstraßen, auf denen sich nichts rührte, mit seinen Parks voller fossiler Bäume, denen das Wasser und das Licht gefehlt hatten, während die Stadt für so viele Tausend Jahre in eine zusammengeklappte Tasche eines

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