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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Seitenuniversums verbannt worden war. Die Menschen, die diese Stadt geschaffen hatten, waren längst wieder zu Staub geworden, aber die
organischen Linien der Stadt waren so gut erhalten, als seien sie in Bernstein eingehüllt. Nur die Unterseite von Camlantis deutete auf die schreckliche Zerstörung hin, von der die Stadt betroffen worden war; Stützbalken hingen aus dem gespaltenen Fels, zerteilte Atmophährtunnel führten zu Schächten, die am Grund eines Sees in Liongeli lagen, tausend Meilen entfernt. Nie hatte es ein ähnlich großes Schwebbeben gegeben. Nie war die Schwerkraft einer so großen Landmasse, die sich über Meilen erstreckte, umgekehrt worden. Wenn dieses schwebende Ungeheuer in die Tintensee stürzte, würde die daraus entstehende Riesenwelle die Hälfte des jackalianischen Tieflands überschwemmen.
    Quest trat zu Amelia und nahm ihre Hand. »Geht es Ihnen gut, Professor? Sie sehen ein wenig blass aus.«
    »Ich kann nicht glauben, dass wir es wirklich geschafft haben.«
    »Ihr Traum«, sagte Quest, »und der meine. Wir haben immer schon gewusst, dass die Stadt da war.«
    »Sehen Sie sich doch nur an, wie groß sie ist. Wir können das nicht geheim halten. Jeder Raddampfer, der Kurs auf Concorzia hält, wird in den Häfen der Kolonien die Geschichten über das neue Land verbreiten, das ein Schwebbeben an den Himmel geworfen hat.«
    »Ich denke, einstweilen werden wir es dennoch ganz für uns haben«, sagte Quest. »Genug Zeit, die Ruinen zu erforschen.«
    Das stimmte. Sie waren jenseits der Reichweite der KAM, jenseits der Reichweite beinahe aller Dinge, abgesehen
von der Leidenschaft, die sie beide hierhergeführt hatte, und abgesehen von … etwas anderem, das sich für den Herrn dieses leeren Himmels hielt.
    »Skrayper!«, schrie eine Matrosin, die ein paar klobige Kopfhörer über den Ohren trug. »Eine Nachricht von der Heckwache der Minotaur. Skrayper auf vier Uhr!«
    »Angepeilt«, bestätigte ein Besatzungsmitglied und ließ das Fernrohr von seinem Arm sinken. »Zwei Meilen entfernt, hält direkt auf uns zu.«
    Der Luftschiffer zog sich die Mütze tiefer ins Gesicht. »Auf dieser Höhe war es nur eine Frage der Zeit. Verdammt nochmal, ich hatte Sie gewarnt, Mister Quest, dass diese Biester ihr Revier entschlossen verteidigen.«
    Amelia nahm das Fernrohr und suchte den Bereich ab, auf den der Ausguck gedeutet hatte. Da war es: ein langgestrecktes Gebilde aus durchsichtigem Fleisch, so groß wie ihre eigene riesenhafte Luftflottille, in deren Rumpf das schmerzhaft klare Sonnenlicht organisches Gas wie tausend Sternenfunken schillern ließ. Quallenähnliche Tentakel hingen von seinem Bauch herab, die auf diese Entfernung täuschend dünn erschienen. Amelia hatte jedoch in den Groschenheften genug Geschichten von Skrayper-Angriffen auf jackalianische Luftschiffer gelesen, um zu wissen, dass diese Tentakel mit drahtigen, giftgetränkten Haaren bedeckt waren, die ohne weiteres die Bespannung eines Aerostats durchschlagen konnten. Diese Geschöpfe, die sich vom Sonnenlicht ernährten, kamen normalerweise nur dann so tief herab, dass sie Aerostaten angreifen konnten, wenn sie verletzt waren
oder starben. Aber Quests Forschungsschwadron arbeitete schließlich nicht auf normaler Höhe.
    »Alle auf Gefechtstation«, befahl Quest. Der an- und abschwellende Ton einer Sirene dröhnte über die Brücke, und auf dem Korridor war das Geräusch vorbeistampfender Luftstiefel zu hören. Einer von Quests kleinen Akademiekadetten – beinahe zu klein für seine grüne Uniform – rannte zu ihnen und reichte Amelia eine Atemmaske. Sie machte es den anderen Matrosen nach und zog sich das Band über den Kopf, bis der lederne Atemkelch unter ihrem Kinn baumelte, dann befestigte sie sich den Sauerstoffkanister von der Größe einer Feldflasche auf der Brust. Es war lediglich eine Geste. Wenn die Bespannung ihres Gefährts auf dieser Höhe ein Loch bekam, dann würde schon allein der Druckabfall sie töten, bevor sie auf die Atemluft aus der Flasche zurückgreifen konnte.
    »Die Minotaur wird als Erstes in Feuerentfernung kommen, Sir«, berichtete der Luftschiffer an Quest gewandt.
    »Dann geben Sie dem Schiff ein entsprechendes Signal. Dort soll man die Harpunen vorbereiten, und Sie sollten das auch tun, falls die Minotaur danebenzielt.«
    »Harpunen?«, fragte Amelia. »Wir sind doch nicht auf einem Schlitzhaifänger vor Spumehead, der auf Speck und Tran aus ist.«
    »Der Flug in dieser großen Höhe birgt

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