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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Hand.
    Septimoth fuhr seine Krallen in Bulls Richtung aus. »Wenn du auch nur einen Finger an ihn legst, dann wird es das Letzte sein, was du tust, das verspreche ich dir, du kleiner Affe.«
    »Hier drin kannst du nicht vor mir wegfliegen, Laschlit«, fauchte Bull.
    »Hört auf mit diesen Streitereien«, befahl der Kommodore. »Wir haben auch so schon genug Probleme mit einem Luftschiff voller von Quest gedungenen Soldaten und Wolkenmaate. Mein Neffe hat sich ein wenig rüde ausgedrückt, mein guter Vogel, aber er hat nicht ganz Unrecht. Wenn wir aus dieser Zelle herauskommen, dann werden wir alle zur gleichen Zeit an der Ankerkette ziehen müssen. Ihr Freund wird in diesem Zustand nicht allzu weit kommen.«
    »Es gibt eine Möglichkeit«, sagte Septimoth und sah Cornelius an, der zusammengekrümmt und winselnd in der Ecke hockte. »Aber sie verliert ihre Kraft, wenn man sie zu oft einsetzt, und der Kranke kann dabei verrückt werden – wenn er von den Göttern des Windes in seinen Träumen besucht wird.«
    »Wenn es je die richtige Zeit für Ihre Medizin gab,
dann jetzt«, erklärte der Kommodore. »Und was das Verrücktwerden betrifft …« Er nickte bedeutsam zu der zitternden Gestalt ihres Zellengenossen hinüber.
    Septimoth stieß einen zustimmenden Seufzer aus, zog seine Knochenflöte hervor und hob sie an seinen Schnabel. Dann setzte er sich Cornelius gegenüber und begann eine leise, entrückte Melodie zu spielen, so sanft, dass sie kaum an die Ohren drang. In der Zelle strengten sich alle an, um die Melodie aufzunehmen, und sie verloren sich in diesem Lied, als sie all ihre Sinne auffächerten, um sie zu erfassen.
    Bull wollte eine abfällige Bemerkung machen, aber T’ricola brachte ihn flüsternd zum Schweigen. »Ich habe einmal miterlebt, wie ein Laschlit ein halbverrücktes Exoreittier mit einer solchen Flöte in Schlaf fallen ließ. Halten Sie einfach mal die Klappe.«
    »Das ist kein gewöhnliches Lied«, sagte Eisenflanke ehrfürchtig. »Hier werden Loas angerufen. Ich spüre, wie ihre Kraft in meinem Kesselherzen nachhallt.«
    Eine sanfte Brise kam auf und umspielte ihre Knöchel, wärmte die Haut, zupfte an ihren Hosenbeinen und floss mit den Kadenzen der überirdischen Melodie dahin, die aus Septimoths Flöte strömten. Sie fuhr in das Gefieder der zusammengefalteten Flügel des Laschliten und umspielte Cornelius, dessen Wimmern lauter wurde, als der Luftzug sich verstärkte. Der Wind umhüllte Cornelius wie einen Mantel und schien Gestalt anzunehmen, zupfte an seinen Kleidern und hob ihn einen Zoll vom Boden. Nun hörte Cornelius auf zu
stöhnen, und mit einem plötzlichen Stoß erfüllte der Wind seinen Mund mit seiner Kraft und verschwand in ihm. Cornelius’ Brust dehnte sich aus, als seine Lungen sich unter der unerwarteten Segnung der laschlitischen Windgötter dehnten, dann fiel er wieder zu Boden und keuchte, als sei er gerade dem Tod durch Ertrinken entronnen.
    Septimoth senkte die Knochenflöte und ließ seine fremdartige Melodie in den Köpfen der anderen Gefangenen weiterflüstern, obwohl das Instrument verstummt war. »Wie geht es dir?«
    Cornelius blinzelte und sah zwischen all den Gesichtern hin und her, die ihn anstarrten. »Sind wir immer noch auf Quests Schiff?«
    »Wenn das Geschwätz der Wachen der Wahrheit entspricht, dann sind wir auf Camlantis gelandet«, sagte Septimoth. »Aber es ist, wie du vermutest. Unsere Lage als Gefangene hat sich nicht geändert. Sie haben dich zu Abraham Quest geschleppt …«
    »Ja, ich erinnere mich daran. Er wollte, dass ich die Welt rette.«
    »Was für ein Zufall«, bemerkte der Kommodore. »Ich wollte Sie nämlich gerade um genau dasselbe bitten. Sie mit Ihrem seltsamen Gummigesicht wären dazu genau der Richtige.«
    Cornelius kam mühsam auf die Beine. »Die Welt muss nicht gerettet, sie muss bestraft werden. Und das hier ist nicht mein Gesicht, das hat immer noch Quest.«
    Der Kommodore begann nun wieder, in Eisenflankes
Innereien herumzufummeln. »Nun, fangen wir einstweilen damit an, uns selbst zu retten. Über das, was wir dann mit unserer neu gewonnenen Freiheit anstellen, können wir später diskutieren. Na, da haben wir es doch …« Er zog ein Knäuel Kristallinkabel hervor, an dessen Ende eine kleine, dünne Platte aus dunklem Silikat hing, die Gravuren in zartem Gold zeigte. »Wenn doch meine liebe Molly hier an meiner Seite wäre. Sie hat ein so unmittelbares Verständnis für das metallische Leben, sie könnte das hier viel

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